Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Nach der Postmoderne ist die Menschheit ins Zeitalter der Morale eingetreten
Gütersloh, 7. Februar 2024
Die Zeitalter wandeln sich. Von der Urzeit über die Frühzeit, die Steinzeit, Klassik, Mittelalter, Renaissance, Barock, Aufklärung, Kolonialismus, Viktorianismus, Industrialismus, Moderne, Postmoderne befindet sich die Menschheit nun in der Morale.
Die Aufzählung ist nicht vollständig und begrifflich schwer zu fassen, allein die Urzeit verfügt über zahllose Unterklassifizierungen. Dennoch ist die Richtung erkennbar. Vor allem die Dynamik der Glaubenssysteme, die über #Naturgottheiten, #Polytheismus, #Monotheismus nun zum #Moralismus gelangt ist. Ein »Gott« ist jeder, denn jeder hat absolut #Recht, weil #Moral das ist, was man für richtig hält. Das ist zwar ein logischer Zirkelschluss und die #Ethik bleibt auf der Strecke, aber umso beliebter ist die Moral. Denn jeder kann sich darauf berufen und sie für sich in Anspruch nehmen, da sie per se nicht widerlegbar ist. Schließlich ist sie letztlich nur eine Meinung, und die darf nach modernen Maßstäben jeder haben und frei äußern (was freilich nicht für die anderen gilt, wenn sie unmoralisch sind, denn die Äußerung einer unmoralischen Meinung ist eben unmoralisch und damit falsch. Dass das, was ihrer Meinung nach falsch ist, verboten ist, ist nach dem Verständnis der Moralisten absolut und universell richtig – was wiederum ein logischer Zirkelschluss ist).
Das große Problem, das zu Schwierigkeiten führt, ist, dass der Moralist sich auf nichts Bestimmtes bezieht, sondern lediglich darauf, dass er per se Recht hat. Wie man auf Englisch sagt »No matter what«. Zudem kann man seine Meinung bekanntlich ad hoc ändern, anpassen, variieren und beliebig deuten. Die Rhetorik scheint dem menschlichen Geist angeboren zu sein, die Dialektik ist absolut frei und bezieht sich nach Belieben auf sich selbst oder auf irgendetwas Beliebiges. Was eben keine Rolle spielt, da es – um es zu wiederholen – lediglich um Meinungen geht.