In bunten Gewändern und mit Masken verhüllt wird der Vorstand der Schellengeister Narrenzunft von seiner Anhängerschaft mit einer feierlichen Prozession zu Grabe getragen. Beim anschließenden Umtrunk in einem kleinen Lokal wird einer der Narren gegenüber Robert Anders’ Tischnachbarin, Kaja Ziegler, übergriffig. Als die junge Frau sich verteidigen will, merkt der Narrentrupp, dass ihr Kollege eine Transfrau angemacht hat. Diese verlässt aufgewühlt das Lokal und verschwindet in die Nacht. Am nächsten Morgen wird eine Frau tot im Brunnen in der Altstadt gefunden. Es ist Kaja Ziegler, Anders’ Zufallsbekanntschaft vom Abend zuvor. So beginnt ein neuer Fall für den pensionierten Kommissar Robert Anders, Annika Wagner und Martin Keller, das Ermittlerteam am #Bodensee.
Wenn Narren trauern, sieht das in der beschaulichen Gemeinde Lindau anders aus als sonst bei Trauerfeiern: In bunten Gewändern und mit Masken verhüllt wird der Vorstand der Schellengeister Narrenzunft von seiner Anhängerschaft mit einer feierlichen Prozession zu Grabe getragen. Beim anschließenden Umtrunk in einem kleinen Lokal wird einer der Narren gegenüber Robert Anders‘ Tischnachbarin, Kaja Ziegler, übergriffig. Als die junge Frau sich verteidigen will, merkt der Narrentrupp, dass ihr Kollege eine Transfrau angemacht hat. Diese verlässt aufgewühlt das Lokal und verschwindet in die Nacht. Am nächsten Morgen wird eine Frau tot im Brunnen in der Altstadt gefunden. Es ist Kaja Ziegler, Anders’ Zufallsbekanntschaft vom Abend zuvor. So beginnt ein neuer Fall für den pensionierten Kommissar Robert Anders, Annika Wagner und Martin Keller, das Ermittlerteam am Bodensee.
4 Fragen an Walter Sittler, Nurit Hirschfeld und Dominik Maringer
Sie kommen aus 3 unterschiedlichen deutschsprachigen Ländern. Wie haben Sie in ihrer Kindheit die Narrenzeit in Stuttgart, Zürich und Innsbruck gefeiert?
Walter Sittler: Die Narrenzeit, egal wo, habe ich immer mit Verwunderung und eigenartigem Interesse angesehen. Ich selbst habe keine direkte persönliche Beziehung dazu.
Nurit Hirschfeld: Bei uns in der Schweiz heißt das »Fastnacht« und hat eine langjährige Tradition. Die wohl berühmteste Fastnacht findet in Basel statt. Als Kind faszinierte mich das sehr, vor allem die Masken, die immer noch selbst gemacht werden. Die dazugehörigen Bräuche kenne ich allerdings nicht. In Zürich findet ein Mal im Jahr das »Sechseläuten« statt. Wie in unserem Film gilt es, die Tradition so zu belassen, wie sie ist, sprich die Zünfte und Vereine sind leider immer noch sehr frauenfeindlich, rassistisch und sexistisch.
Dominik Maringer: Ich bin zwar in Innsbruck geboren, hab’ dort aber nur die ersten beiden Jahre meines Lebens verbracht. Aufgewachsen bin ich in Ungenach, einem kleinen Dorf in Oberösterreich. Dort heißt die Narrenzeit Fasching, allerdings war das bei uns in der Provinz nicht so ein wichtiges Ereignis. Am Faschingsdienstag durften wir verkleidet in die Schule kommen, ich mal als Mädchen, mal als Cowboy – typisch 80er Jahre halt. Was für mich als Kind aber viel einprägsamer war, waren die Krampusse am 5. und 6. Dezember. Der Krampus ist der böse Begleiter des Nikolaus, er entstammt einer ähnlichen Tradition wie die Perchten im Alpenraum. Krampusse sind gruselige Gestalten mit hässlichen Masken aus Holz und Fellen als Kostüm. Sie haben Hörner, sehen aus wie Teufel und gehen immer mit einer Rute ’rum. Ich hatte als Kind eine höllische Angst vor diesen Gestalten.
Wie stehen Sie zu den Fastnachtstraditionen?
Walter Sittler: Die eigenwilligen und höchst unterschiedlichen Traditionen der Fastnacht oder des Karnevals oder Faschings haben keinen Einfluss auf mein persönliches Leben – insofern nehme ich nur als interessierter Beobachter teil.
Nurit Hirschfeld: Da ich nie Teil einer dieser Traditionen war, tue ich mich persönlich mit solchen Vereinen und Bräuchen sehr schwer – zumal sie nur für eine bestimmte Zielgruppe zugänglich sind. Beim Sechseläuten dürfen Frauen zum Beispiel am Umzug selbst nicht mitlaufen. Ich hoffe, es wird sich auch diesbezüglich noch viel ändern, damit alle Menschen willkommen sind.
Dominik Maringer: In meiner Wahlheimat Berlin gibt es ja weder Fasching noch Karneval, geschweige denn Krampusse, und das alles fehlt mir tatsächlich gar nicht. Wenn es bei dieser ganzen Brauchtumspflege nur um lustvolles Feiern ginge, würde es mir schon Spaß machen, dabei zu sein. Aber oft kippen solche Feste in ein sinnloses Besäufnis und sogar in Gewalt, da mache ich lieber einen Bogen herum. Dass im Jahr 2023 in manchen Vereinen nach wie vor nur Männer die traditionelle Kleidung tragen dürfen, kann ich gar nicht verstehen. Das ist in meinen Augen sowas von gestrig und rückständig.
Wofür stehen für Sie der Bodensee und die Anrainerstaaten Schweiz, Österreich und Deutschland?
Walter Sittler: Der Bodensee steht für mich für Ruhe, Schönheit und tiefe Wasser, die Schweiz für Stabilität, Berge und Käsefondue. Österreich steht für mich für #Wein, #Schwarzen #Humor und Kaiserschmarrn, #Deutschland für versuchte Ordnung, Vielfalt und Heimat.
Dominik Maringer: Der Bodensee ist für mich ein eigener kleiner Kosmos, eine surreale Miniaturwelt. Das Wasser scheint unendlich zu sein und ist doch kein #Meer. Die Orte und Menschen liegen nah beieinander und sind doch sehr unterschiedlich. Über allem hängt eine Urlaubsstimmung, ein bisschen wie in der Toskana. Man kann leicht vergessen, dass man noch immer im deutschsprachigen Raum ist. Wir Österreicher haben ja den kleinsten Teil vom See, Deutschland den größten und die Schweiz auch einen ordentlichen Batzen. Passt eigentlich ein bisschen zum Verhältnis unserer drei Länder, zumindest aus österreichischer Sicht: Deutschland ist das mächtigste und größte der Geschwister, die Schweiz ist zwar klein, aber finanziell und wirtschaftlich äußerst erfolgreich und … naja … dann bleibt noch Österreich als drittes der Geschwister übrig. Wenn wir nicht ganz mithalten können, suchen wir uns gerne Nischen aus, in denen wir strahlen können – Musik zum Beispiel.
Nurit Hirschfeld: Der Bodensee steht für mich für Fahrradfahren, Idylle, günstiges Einkaufen für Schweizer. Die Schweiz steht für mich für Tina Turner, Rösti und Friedrich Dürrenmatt, Österreich für tolles Theater und Filme, schwarzer Humor, Ulrich Seidl. Und Deutschland steht für mich für Nordsee, Kartoffeln und Schlager.
Sie haben mit Ilonka Petruschka gedreht, die nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Beraterin für Transidentität tätig ist. Hat sie Ihnen zu diesem Thema etwas mit auf den Weg gegeben?
Nurit Hirschfeld: Ilonka hat von Anfang an gesagt: «Es gibt keine falschen Fragen – fragt einfach!« Lieber fragen, verstehen wollen und neugierig bleiben als anders herum. Das fand ich unglaublich toll und hat mir gleich jede Hemmung genommen. Sie ist eine so liebevolle, talentierte und wunderbare Kollegin, und es war einfach eine große Freude und Bereicherung, mit ihr zusammenarbeiten zu dürfen.
Dominik Maringer: Die Begegnung mit Ilonka war für mich bei diesem Projekt sehr wichtig und spannend. Wir haben unter anderem darüber geredet, ob es für sie nicht verletzend ist, dass meine Figur des Martin Keller immer wieder Klischees und feindliche Äußerungen über Transpersonen macht. Ich wollte von ihr wissen, ob man vielleicht den ein oder anderen Satz ein bisschen umformulieren sollte. Aber Ilonka fand es gut, dass es genau diese Position im Film gibt, denn auch im realen Leben werden sie und andere Transpersonen oft mit Vorurteilen, ja sogar mit offenem Hass konfrontiert. Keller wandelt sich im Laufe des Films zumindest ein bisschen und lernt dazu – das war mir wichtig zu erzählen. Auch persönlich bin ich fest davon überzeugt, dass man nie aufhören sollte dazuzulernen. Mir war zum Beispiel vor dem Dreh nicht bewusst, dass der Leidensdruck auch nach einer Geschlechtsangleichung bei vielen Transpersonen noch lange bestehen bleibt. Das hat auch damit zu tun wie die Gesellschaft, wie wir alle, mit den betroffenen Menschen umgehen.
Walter Sittler: Es war ein Vergnügen, mit ihr zu arbeiten. Ihr uneingeschränkter Respekt für alle ist beeindruckend – da kann man sich eine Scheibe von abschneiden.