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Too long, didn’t read, vom Tellerwäscher zum Tellerwaschenden, von der Freiheit des Ausdrucks und von Nina SimoneZoom Button

Foto: Michael Dziedzic, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Too long, didn’t read, vom Tellerwäscher zum Tellerwaschenden, von der Freiheit des Ausdrucks und von Nina Simone

Too long, didn’t read, vom Tellerwäscher zum Tellerwaschenden, von der Freiheit des Ausdrucks und von Nina Simone

Gütersloh, 19. Mai 2023

Wer »tl:dr« sagt, zeigt zum einen seine eigene #Ignoranz und sein #Unvermögen, und wirft zum anderen jemandem vor, »zuviel zu schreiben«. Das geht nicht. Jeder kann schreiben, soviel er will. Genau das ist eine Ausprägung der sogenannten »Cancel #Culture« – anderen vorzuwerfen, dass sie »zuviel« schreiben würden – oder gar »falsches« beziehungsweise unliebsames. Das ist das Gegenteil von #Freiheit

Die beste Definition von Freiheit ist die von Nina Simone: »Freiheit bedeutet für mich, keine Angst zu haben« …

Insofern muss man sagen: Zur Freiheit darf es nicht gehören, die Freiheit anderer einzuschränken. Tut es aber leider. Zweifellos.

Schon gar nicht mit moralischen Rechtfertigungen.

Und schon gar nicht mit Rechtfertigungen, an die man sich selbst nicht hält.

Man darf beispielsweise kritisieren, was und wen man will. Solange es nicht einen Übergriff in die Tat hat. Viele scheinen aber zu glauben, das sei automatisch der Fall und mehr als das … sie übertreiben dann und missverstehen absichtlich Aussagen.

Wenn man sagt, die Pizza von XY sei scheiße, heißt das nicht, dass XY selbst scheiße ist, auch nicht, dass alle Pizzas von XY scheiße sind, auch nicht, das alles von XY scheiße ist. Es geht nur um die eine Pizza.

Das nennt sich Ambivalenz. Sie ist gegeben und hinzunehmen. Das heißt weder das Besagte (Induktion) – also vom Einzelfall aufs Allgemeine zu schließen, noch heißt es Deduktion (vom Allemeinen auf den Einzelfall zu schließen). Beides ist falsch und nur in bestimmten Kategorien zulässig.

In manchen Kategorien darf man überhaupt keine Schlüsse ziehen, sondern man muss bei der Sache bleiben. 

Wenn jemand etwas (vermeintlich oder tatsächlich) Falsches sagt oder tut, ist nicht alles, was er sagt oder tut, falsch (umgekehrt gilt dasselbe). Das heißt aber auch nicht, dass der Einzelfall in der Ambivalenz untergehen darf oder durch sie ausgeglichen werden darf. Ganz und gar nicht (das Motto »es war nicht alles schlecht« rechtfertigt nichts – das Motto »es ist nicht alles gut« aber auch nicht).

Darin offenbart sich die neoreaktionäre Gesinnung, die hinter der sogenannten »Wokeness« steckt. Hinter der sogenannten »Cancel Culture«. Und deren #Dummheit und #Ignoranz.

Und schon gar nicht kann und dürfen sich diese Phänomene rückwärts erstrecken. Im sogenannten »Dritten Reich« wurden nun einmal »Zigeuner« verfolgt und ermordet. Darüber, ob man den Begriff heute für Heutiges nutzt, kann man diskutieren. Aber wenn er in der Vergangenheit für Vergangenes benutzt wurde, darf und muss man ihn sagen. Zumal durch eine »moralisch korrekte« #Sprache nichts besser wird (durch Sprache wird aber auch nichts schlechter). Tatsachen ändern sich nicht dadurch, dass man sie anders bezeichnet. Im Gegenteil verschleiert man sie im schlimmsten Fall. Das nennt man »Propaganda«. »Manipulation«.

Übrigens ist »Sprache« nicht nur das #Wort. »Sprache« ist »Ausdruck«, egal mit welchen Mitteln.

Insofern sagt beispielsweise ein Bild nicht »mehr als tausend Worte« – es spricht anders. Es kann teils mehr, teils weniger sagen, teils etwas anderes sagen, was unter Umständen anders nicht gesagt werden kann. Das gilt auch für andere Formen des Ausdrucks.

Man darf natürlich Dinge sprachlich verschleiern, aber man darf anderen nicht verbieten, sie sprachlich zu »entschleiern«, zu entblößen. Man soll nicht lügen und nicht übertreiben – aber auch nicht untertreiben.

Es gibt freilich einen originellen #Spruch: »Lügner sind unbeliebt. Aber versuch’s mal damit, der zu sein, der die #Wahrheit sagt«.

Und dann gibt es da noch die Euphemismus Tretmühle. Man kann vielleicht zunächst den Leuten die Müllkippe als »Entsorgungspark« verkaufen (und schönreden). Aber auf die Dauer wird das natürlich albern. Denn das, was damit bezeichnet wird, ist dasselbe. Und irgendwann ist dann der #Euphemismus auch keiner mehr. Dann müsste man sich einen neuen ausdenken. Dasselbe gilt natürlich auch für #Dysphemismen.

Auch dazu gibt es einen originellen Spruch: »Der Amerikanische Traum: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Der Deutsche Traum: Vom #Tellerwäscher zum #Tellerwaschenden (oder ›zum*zur Tellerwäscher*in (m/w/d)‹)«.

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