Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Foto: Katja Kolumna, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Erfolglose haben’s nicht nötig, weder Extrasauce noch die Biene Maja Kinderfahrradklingel, #Marketing und Notwendigkeit
Gütersloh, 19. April 2023
Nicht selten haben es Leute »nicht nötig«, die es in #Wahrheit doch nötig haben (oder hätten). Erfolglose Leute. Frei nach dem Motto »Mit fliegenden Fahnen untergehen«. Oder nach dem bekannten Spruch, der Robert De Niro zugeschrieben wird: »Erfolgreiche Personen antworten sofort auf Nachrichten, sie respektieren die Zeit des anderen. Nur Verlierer lieben es, dass du auf sie wartest. Denn das ist die einzige Möglichkeit für sie, sich wichtig zu fühlen«.
Dabei muss klar sein, dass »Erfolg« nicht nur Geld bedeutet … nicht selten hat »Erfolg« überhaupt nichts mit Geld zu tun, denn Geld ist keine Frage des Geldes. Und das »Letzte Gewand« hat bekanntlich keine Taschen. Es sei denn, man wäre ein antiker Ägypter und würde sich Schätze als Grabbeigaben mit auf den Weg geben lassen. Aber zum einen ist das Quatsch, zum anderen ist heute kaum noch jemand ein antiker Ägypter – noch nicht einmal die Ägypter selbst. Abd al-Fattah as-Sisi ist kein Pharao.
Gerade #Erfolgreiche haben es oft »nötig«. Denn Verbindlichkeit, Anstand, Achten auf Details, Akribie, Wertschätzung auch für (vermeintlich) »Unwichtiges« oder »Kleinigkeiten« sind nicht selten ein Schlüssel zum Erfolg (gewesen). Wer weiß schon, wer der nervige Kunde ist, der »mit Auftrag droht« – was er für Beziehungen hat, wen er kennt? Es könnte sonstwer sein. Der unbekannte Gast im Restaurant, der nach Extrasauce fragt, könnte vom Guide Michelin kommen. Der vermeintliche Spinner in T Shirt und #Turnschuhen, der nach der #Biene #Maja Kinderfahrradklingel fragt, könnte in Wirklichkeit ein Konzernchef sein, der sich in seiner Freizeit mal umschauen will, wo er 100 Fahrräder für seine #Mitarbeiter kaufen soll.
Marketingprofis wissen so etwas – leider ist es schwer zu erkennen, ob ein entsprechendes Verhalten ehrlich gemeint und echt ist oder nicht. Das zeigt sich meist erst im Laufe der Zeit. Vor allem in den USA kennt man das »Servicelächeln«, das leider völlig unverbindlich ist. Wenn es etwa bei großen Telekommunikationskonzernen bei den automatisierten Anrufbeantwortungsklamotten heißt: »Bitte bleiben Sie dran! Ihr Anruf ist uns wichtig«, dann ist das natürlich eine offensichtliche Lüge. Wäre ihnen der Anruf wichtig, würden sie ja ans Telefon gehen und einen nicht mit irgendeiner Schrottsoftware abspeisen und stundenlang warten lassen. Und die Leute nicht wie Trottel behandeln (»Drücken Sie die 1, wenn Sie … wenn Sie jedoch … drücken Sie die 2 … et cetera) und einen am Ende nicht selten mit indischen Mindestlohnempfängern (wenn überhaupt) am anderen Ende der Welt verbinden, die von nichts wissen und nichts entscheiden können. Unter Umständen wird man auch mit Leuten verbunden, die starr nach Schema F vorgehen und in Wahrheit keine Ahnung von gar nichts haben.
Wer kennt das nicht? »Ihr Internet geht nicht? Bitte legen Sie nicht auf … ich messe jetzt Ihre Leitung durch« … in Wahrheit klickt eine gelangweilte Fachkraft auf irgendeinen #Button, nach einiger Wartezeit wird irgendetwas angezeigt und der #Kunde ist selbst #Schuld an allem (»Bitte ziehen Sie jetzt einmal den Stecker raus, warten 5 Minuten, und wenn es dann nicht wieder geht, melden Sie sich nochmal. Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen« … nein, konnten Sie nicht) … meist geht es dann wieder, was aber dem Gesetz der #Masse geschuldet ist – im Großen und Ganzen läuft es ja. Und wenn nicht, sind’s halt die bekannten (und ungeliebten) »Einzelfälle«.
»Sie sind der Einzige, der sich beschwert! Alle anderen sind immer sehr, sehr zufrieden! Was stimmt nicht mit Ihnen? Da machen Sie wohl irgendetwas falsch. Denken Sie mal drüber nach!«
Schon Loriot hat sich über gewisse Taktiken lustiggemacht: »Dieser Anzug ist sehr beliebt, Den trage ich auch selbst« … eine alberne Masche, die nur der Wichtigtuerei dient und die eigene Kompetenz unterstreichen oder beweisen soll. Wer’s nötig hat … »Sie interessieren sich für den Ferrari Spider? Oh ja, der ist sehr beliebt bei unseren Kunden. Ich fahre ihn auch selbst«.
Aber Erfolgreiche konzentrieren sich dann eben erst Recht auf diese »Einzelfälle«, während Dumme das Gegenteil tun, und »Einzelfälle« ignorieren und eben als solche abtun. Nicht nur, dass hinter jedem »Einzelfall« ein Mensch und ein Schicksal steht – man weiß, wie erwähnt, nie, mit wem man es zu tun hat. So etwas kann unter Umständen gewaltig nach hinten losgehen (und langfristig wird es das immer (so oder so) – wie wir derzeit erleben). Manche nennen das »Karma«. Dabei ist so etwas leider leicht mit berechtigten #Reaktionen zu verwechseln und nur schwer davon zu unterscheiden. Was leider teuflisch ist, aber eben nicht selten zu einer unseligen #Eigendynamik führt.