Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Ronja Preißler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld, und Andreas Winter, Geschäftsführer und Leiter der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) in Gütersloh, stehen für einen engen Austausch von wissenschaftlicher Theorie und Praxis. Foto: P. Pollmeier, FH Bielefeld, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Weiterbildung an der FH Bielefeld: So erweitern Praxisanleiter und Lehrer in der Pflege ihre Kompetenzen, ZAB Gütersloh
Bielefeld, 23. Februar 2023
Kooperation in zwei Studiengängen, vier Ausbildungsgänge und eine Vielzahl an verschiedenen Fortbildungen: Die Zentrale Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) in Gütersloh hat seit 22 Jahren umfassende Erfahrungen in der #Ausbildung, #Fortbildug und #Weiterbildung für Berufe im Gesundheitswesen. Wozu braucht es da noch eine Hochschule? Andreas Winter zeigt sich verwundert über die Frage: »Ich kann nur wirklich gut in der Praxis sein, wenn ich mein Handeln begründen kann, wenn ich es reflektieren kann. Dafür steht die akademische Forschung und Lehre.« Deshalb ist es für den Geschäftsführer und Leiter der ZAB auch keine Frage, dass sich sein Haus seit vielen Jahren als Praxispartner der Fachhochschule (FH) Bielefeld engagiert: als Kooperationspartner im Bachelorstudiengang Gesundheit, als Feld für die Forschung und nicht zuletzt als wichtiger Experte für den Praxisbezug der Lehrangebote der FH Bielefeld. »Die Kooperation mit der Wissenschaft stärkt unsere Kompetenz ungemein«, sagt Winter.
Bedarfsgerechte Weiterbildung vermittelt Umgang mit veränderten Herausforderungen
Auch die FH profitiert: »Durch die Zusammenarbeit mit der ZAB sind wir ganz nah dran an der Praxis. So erfahren wir auch, zu welchen Themen oder in welchen Bereichen es Weiterbildungsbedarfe gibt, und können unser Angebot gezielt danach ausrichten«, erklärt Ronja Preißler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Gesundheit – gemäß dem Anspruch der FH, #Theorie und #Praxis miteinander zu verknüpfen. Jüngstes Beispiel dafür ist das Zertifikatsangebot »Handlungsfelder beruflichen Bildungspersonals im Gesundheitswesen«, an dessen Entwicklung Winter und Preißler im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes HumanTec beteiligt waren und das Ronja Preißler jetzt betreut.
Andreas Winter führt über das Gelände der ZAB. Inmitten alter Bäume stehen historische Gebäude, in denen sich die Schulungs- und Unterrichtsräume befinden. »Im Lauf der Zeit hat sich das Berufsbild in der Pflege enorm gewandelt«, sagt Winter. Steigende Anforderungen an die berufliche Ausbildung und fortschreitende Akademisierung, veränderte gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, zunehmende Dokumentationspflichten, die #Digitalisierung – zahlreiche Akteure stehen vor veränderten Herausforderungen, und es gilt, Lösungen dafür zu vermitteln. Eine Aufgabe für das berufliche Bildungspersonal: Neben klassischen Lehrkräften sind das vor allem die sogenannten Praxisanleitenden. »Das sind sozusagen Lehrende in der Praxis. Sie leiten die Auszubildenden und Studierenden bei ihren Tätigkeiten im beruflichen Alltag nicht nur an, sondern fördern die begründete Reflexion des Pflegehandelns«, erklärt Andreas Winter.
Praxisanleitende im Fokus: Kompetenz ist mehr als nur das Erlernen einer Tätigkeit
An dieses Bildungspersonal richtet sich das neue Weiterbildungsangebot der FH »Handlungsfelder beruflichen Bildungspersonals im Gesundheitswesen«. Besonders Praxisanleitende haben ein sehr vielfältiges Einsatzgebiet: von Tätigkeiten am Patienten über Aufgaben der Dokumentation bis hin zur Konfliktlösung. »In Workshops mit Praxisanleitenden haben wir die realen Aufgaben in der Praxis herausgearbeitet und gemeinsam den Bedarf an Weiterbildung identifiziert«, erläutert Ronja Preißler. So konnte ein bedarfsgerechtes Angebot entwickelt werden, das aus 4 Modulen besteht. Diese werden nacheinander angeboten, können aber auch einzeln gebucht und belegt werden. Die Weiterbildung ist berufsbegleitend angelegt: Die Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten findet zum einen in Blockveranstaltungen an einzelnen Terminen an der FH statt, zum anderen in Selbstlernphasen mit Hilfe digitaler Lernformate und Lehrformate erarbeitet.
Los geht es im Sommersemester mit dem Modul »Kompetenzorientierte Gestaltung beruflicher Bildungsprozesse«. Es trägt einer in den Ausbildungsleitlinien festgeschriebenen Veränderung Rechnung: »Bisher war die Ausbildung fähigkeitsorientiert und handlungsorientiert, das heißt, es wurden Fähigkeiten vermittelt wie das Messen des Blutdrucks. Jetzt ist sie kompetenzorientiert, das heißt, der Fokus liegt auf der Kompetenz der Handelnden«, erklärt Andreas Winter. »Unter Kompetenz verstehen wir eine Art Bündelung verschiedener Fähigkeiten auf mehreren Ebenen.« Beispiel Vitalkontrolle bei einer Patientin oder einem Patienten: Das Messen des Blutdrucks ist die einfache Fähigkeit. Kompetent handelt der oder die Pflegende aber erst, wenn zudem die passende Patientenansprache gewählt wird, die Ergebnisse in das allgemeine Befinden des Patienten eingeordnet werden und nächste Schritte wie erneutes Messen oder Einbeziehung weiterer Berufsgruppen entschieden werden. »Wir brauchen Lehrende in der Praxis, die diese umfassende Herangehensweise vermitteln können«, beschreibt Winter den Bedarf. Diese Aufgabe kommt beispielsweise Praxisanleiter und Lehrer in der Pflege zu. Sie werden im Rahmen des Moduls darin unterstützt, ihr Verständnis von Kompetenzorientierung zu stärken sowie Handlungsansätze für die Umsetzung kennenzulernen und zu reflektieren.
Pluspunkt: Akademische Weiterbildung bietet Karriereperspektiven
Auch die ZAB bietet Fortbildungen zu Kompetenzorientierung an. Warum dann noch eine ähnliche Weiterbildung an der FH? Winter begrüßt das akademische Angebot ausdrücklich: »Der Fokus ist ein anderer, die wissenschaftlich fundierte Reflexion wird an der FH besonders gut dargestellt.« Zudem gibt es Vorteile auf der formalen Ebene: »Nach erfolgreich abgelegter Modulprüfung erhalten die Teilnehmenden ein Hochschulzertifikat«, erklärt Ronja Preißler den Mehrwert. »Damit verbunden ist der Erwerb von Credit Points, die auf ein eventuelles späteres Studium angerechnet werden können.«
Andreas Winter denkt perspektivisch: »Für Lehrkräfte ist die akademische Ausbildung schon jetzt obligatorisch, und das wird sie möglicherweise in den kommenden Jahren auch für Praxisanleitende sein. Denn Praxisanleitung macht man nicht nebenbei, und zudem sollten die Pflege-Studierenden von Praxisanleitenden betreut werden, die ebenfalls akademisch ausgebildet sind.« Wer seine berufliche Zukunft in dem Bereich sieht, kann sich also bereits jetzt vorbereiten.