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Der Numeralistische Fehlschluss und Weber Rehde
Gütersloh, 7. Februar 2023
Zahlen, also Messgrößen, haben unter Umständen wenig bis gar keine praktikable Aussagekraft. Sie drücken lediglich Relativismen aus, aber keine Absolutismen. Denn es gibt keinerlei regressionsfesten Bezugsgrößen.
Ein Beispiel
Bei Lautsprechern werden unter anderem Frequenzgänge gemessen. Man gibt über einen Lautsprecher Einzelfrequenzen wieder und misst deren Wiedergabe. Das Ergebnis sind dann Zahlen, aus denen man eine Kurve macht, einen Graphen. Dann sieht man etwas und kann diese Graphen mit denen anderer Lautsprecher vergleichen. Man interpretiert dann eine möglichst lineare Wiedergabe eines möglichst großen Frequenzspektrums als positiv und leitet daraus die Qualität des Lautsprechers ab.
Es gibt aber ein entscheidendes Problem dabei. Man hört sich mit Lautsprechern Musik an und keine Einzelfrequenzen. Und schon sieht die Sache ganz anders aus. Vollkommen anders. Musik besteht aus extremst komplexen Signalen mit vielen Einzelfrequenzen, die sich mathematisch (gedanklich) per Fourier Synthese zum Tonsignal synthetisieren lassen … in der Realität, in der Natur, geschieht das automatisch – genauer gesagt ist es einfach so.
Ganz davon abgesehen, dass die Musik per se dadurch weder besser noch schlechter wird, ist das ein Numeralistischer Fehlschluss.
Das große Klanggenie Weber Rehde, ein dänischer Klarinettist, der in Frankreich lebte, hat diesem Thema sein Leben gewidmet und verschiedene Erfindungen gemacht und Patente gehalten. Ihm war das alles klar. Deshalb hat er letztlich nur zwei Dinge gemessen. Die Fähigkeit eines Lautsprechers, ein Rechtecksignal wiederzugeben, und Frequenzspektren (Spektralanalysen).
Ein perfektes Rechtecksignal hat Signalflanken mit einer Steilheit von 100 Prozent. Je besser ein Lautsprecher ein Rechtecksignal wiedergeben kann, desto besser ist er in der Lage, beliebige Frequenzspektren wiederzugeben. Denn eine steile Signalflanke steht für Geschwindigkeit – und die steht für Auflösung, Timing und Dynamik. Und eben Signaltreue – deshalb hat er beispielsweise den Klang einer Geige als Graphen einer Spektralanalyse dargestellt, und den Klang über seine Lautsprecher wiedergegeben, und diesen Klang ebenfalls als Graphen einer Spektralanalyse dargestellt. Bei den von ihm entwickelten Breitbandchassis waren beide Graphen weitestgehend deckungsgleich. Mit einem unerklärlichen Ausreißer bei etwa 1.000 Hertz.
In seinen Chassis sind mehrere Geheimnisse enthalten. Leider ist dieses Wissen weitestgehend verlorengegangen und es interessiert auch niemanden mehr – interessanterweise sind diese Geheimnisse bestimmte Naturmaterialien.
Im Rahmen der Fouriersynthese lassen sich die Signalflanken durch höhere Frequenzen steiler machen. Deshalb war Rehde davon besessen, eine möglichst große Bandbreite zu realisieren und hat spezielle »Hochtöner« entwickelt, die aber ebenfalls breitbandig betrieben wurden, und bis zu 115 Kilohertz wiedergeben konnten. In der Praxis waren die Lautsprecherkabinette mit Hochtönern aber schlechter als das reine Breitbandmodell. Offenbar ist er damit einem Numeralistischen Fehlschluss aufgesessen.
Was unglaublich ist: Seine Hochtonchassis hatten eine Art von »Kegel« im Zentrum, ein durchsichtiges Röhrchen mit einer Art durchsichtiger Platte, die oft als »UFO« bezeichnet wurde. Ein winziges Detail hat aufgedeckt: Zum Formen dieser »UFOs« hat er, der alles in Handarbeit hergestellt hat, den Fuß eines Weinglases genutzt.
Was auch unglaublich ist: In seiner Manufaktur soll es Berichten zufolge Dutzende von Backöfen gegeben haben, in denen er seine imprägnierten Membrane behandelt hat. Die Schweizer Reuter Brüder, Inhaber der Firma Reson, die seinerzeit die »Rehdeko« Lautsprecher vertrieben und marktfähig gemacht hatten, haben das berichtet.
Zum Mythos Rehdeko gehört auch, dass Weber Rehde und sein Sohn Joël niemals gemeinsam geflogen sein sollen (falls das Flugzeug abstürzen sollte). Seine Lautsprecher hatten zahlreiche Auszeichnungen erhalten, auch Testimonials bekannter Jazzgrößen und anderer Musiker (angeblich auch von Ella Fitzgerald und Louis Armstrong, es gibt Fotos einer lokalen Messe in Frankreich), die ihnen einen natürlichen Liveklang bescheinigt haben. Viele haben die Rehdeko Lautsprecher als »Instrument« bezeichnet.
Sein bester #Lautsprecher (übrigens das kleinste Modell), die RK 115, hat einen unglaublichen Wirkungsgrad, sieht aber im Grunde genommen wie ein billiger Kirmeslautsprecher aus. Und Rehde soll sich seinerzeit unter anderem auf der »Highend« Messe herumgetrieben haben und sich zu anderen Lautsprechern so geäußert haben: »Das ist ein sehr guter Lautsprecher!« … damit meinte er dann natürlich ironisch, dass etwa die Holkzkiste handwerklich gut gemacht war oder dass die Lackierung perfekt und geschmackvoll ausgeführt war. Oder dass der Name gut und klangvoll war.
Man könnte womöglich ein ganzes Buch mit Geschichten zu »Rehdekos« schreiben. Aber wen interessiert das schon?
Rehde hat auch andere Dinge erfunden. Etwa vibrationsschluckende Pads als »Untersetzer« für Hifi Elektronik. Oder eine Art »Box« ohne Elektronik und Antrieb, die sozusagen störende Resonanzen aus der Raumakustik herausgefiltert hat. Ähnlich wie ein Luftreiniger – man könnte das als »Klangreiniger« bezeichnen. Oder die speziellen Ständer für seine Lautsprecher.
Dem Mythos nach wollte er eigentlich nur deshalb den perfekten Lautsprecher bauen, weil er von den Lautsprechern in einem französischen Flughafen genervt war – die Durchsagen waren teilweise kaum zu verstehen. Er wollte demnach einen Lautsprecher bauen, bei dem man die Durchsagen verstehen konnte, und hatte ursprünglich gar nicht die Absicht, einen Hifi Lautsprecher zur Musikwiedergabe zu bauen.
Er soll aber auch eine Zeit lang Klangingenieur bei der bekannten Firma Audax gewesen sein. Jedenfalls sind die Körbe seiner Chassis offenbar Audax Körbe. Er war wohl ein Tüftler, Klangfanatiker, Genie, Ingenieur und Musikbesessener gleichzeitig. Sein Sohn Joël soll dem Vernehmen nach zwar die Geheimnisse kennen, aber keine Ambitionen haben und eher hobbymäßig selbstgemachte Kerzen verkaufen. Tatsächlich werden die Rehdeko Lautsprecher seit Rehdes Tod nicht mehr gebaut und sind kaum noch erhältlich – wer sie besitzt und versteht, verkauft sie in der Regel nicht. Lediglich Ersatzchassis waren noch eine zeitlang zu bekommen.
Der Erzählung nach haben die Reuter Brüder die Rehdekos gemeinsam mit ihm weiterentwickelt, indem sie passende Terminals eingebaut haben, die Boxen (die ohne Frequenzweichen liefen) intern mit DNM Kabeln verkabelt haben, und eigene Ständer aus Aluminium entwickelt haben (»Domo« Ständer, die aber schlechter als Rehdes Holzständer klangen). Auch dass die Membran blau war und der Hochtonkegel gold, soll von Reuters kommen. Die Farben sind eigentlich sinnlos. Rehdes erste Lautsprechermembrane waren naturfarben, also ungefärbt.
Witzig: In den »Kuppeln« im Zentrum der Rehdeko Hochtonkegel sind drei winzige, kaum sichtbare Löcher. Es ist unklar, wie er die gemacht hat – mit einer normalen Stecknadel bekommt man nur viel größere Löcher hin. Die Membrane haben eine einzige Sicke. Die Imprägnierung wurde an vier kleinen Stellen im Außenbereich ausgelassen. Dem Mythos nach hat Rehde aber nichts ohne Grund gemacht. Denn die Membrane schwingen nicht nur per se, sondern auch in sich. Irgendetwas hat es damit also auf sich. Oder es war eine Irreführung, ein Gag. Man weiß es nicht. Auch die Hölzer der Boxen sind geheimnisvoll … die Frontplatte ist aus Birkenholz, der Rest aus speziellem Multiplexholz aus einer speziellen, französischen »Moorbuche« (so hieß es), die nur schwer zu bekommen war (weshalb auch nur relativ wenige Lautsprecher produziert wurden).
Er wurde jedenfalls zu Lebzeiten in Frankreich lokal und regional geehrt und es gibt Fotos mit seinen Lautsprechern und obengenannten Muskern auf lokalen Veranstaltungen, vor allem aber ein Foto mit seiner Klarinette.