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Ehrenamtlich auf dem letzten Weg begleiten, rund 90 Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit in der Hospizarbeit im Bielefelder SüdenZoom Button

Juliane Uerpmann und Karin Ruoff engagieren sich ehrenamtlich als Sterbebegleiterinnen für die »Hospizarbeit im Bielefelder Süden«. Susanne Bordewick (Mitte) als hauptamtliche Mitarbeiterin unterstützt sie dabei. Foto: Diakonieverband Brackwede, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Ehrenamtlich auf dem letzten Weg begleiten, rund 90 Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit in der Hospizarbeit im Bielefelder Süden

Ehrenamtlich auf dem letzten Weg begleiten, rund 90 Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit in der Hospizarbeit im Bielefelder Süden

Bielefeld Brackwede, 12. Januar 2023

Sterben – schon vor dem Wort scheuen viele Menschen instinktiv zurück. Nicht so Juliane Uerpmann (29) und Karin Ruoff (66). Sie engagieren sich als Sterbebegleiterinnen in der »Hospizarbeit im Bielefelder Süden«, ebenso wie rund 90 weitere Ehrenamtliche. Beide Frauen haben erfahren, dass der Umgang mit dem Tod dankbar machen und das eigene Leben bereichern kann. Und sie ermutigen Betroffene ebenso wie deren Angehörige, die kostenlose und unbürokratische Begleitung in Anspruch zu nehmen.

Was sind das für Menschen, die anderen in schweren Stunden zur Seite stehen, noch dazu in der persönlichen Freizeit? Die Gruppe der Ehrenamtlichen erweist sich als »bunt gemischt«: Viele Frauen sind darunter, wenige Männer. #Handwerker und #Händler, #Mitarbeiter aus Pflegeberufen, Lehrerinnen und ein Soziologe. Das Altersspektrum reicht von Mitte 20 bis über 90 Jahre.

Mit #Schneekugeln spielen – das kleine #Glück

Juliane Uerpmann zählt mit 29 Jahren zu den Jüngsten. Aktuell begleitet sie zwei Menschen mit Beeinträchtigungen in einer stationären Einrichtung für Menschen mit Behinderung. »Dem einen lese ich vor, etwa eine halbe Stunde lang, dann lässt die Aufnahmefähigkeit nach. Der andere liebt Schneekugeln! Manchmal möchte er drei gleichzeitig in den Händen halten, das macht ihn glücklich. Etwa eine Stunde lang leiste ich ihm Gesellschaft, dann schläft er meistens ein.«

Artikulieren können sich die beiden Schwerkranken nicht mehr. Ob sie wissen, dass es zu Ende geht? Juliane Uerpmann überlegt. »Ich glaube schon, dass sie sich der Lage mehr und mehr bewusstwerden.« Ob sie selbst Angst davor hat, dabei zu sein, wenn die beiden sterben? Ein klares »Nein«.

Den Angehörigen eine Stütze sein

Früh hat Juliane Uerpmann in der eigenen Familie Erfahrungen mit dem Tod sammeln müssen. »Damals kam nichts anderes für mich in Frage, als zunächst für meine Mutter sowie später für meine Tante da zu sein und ihnen beizustehen«, sagt sie. Auf der Suche nach einem Ausgleich zu ihrem Beruf als Händlerin stieß Juliane Uerpmann auf die ehrenamtliche Hospizarbeit. »Ich finde es schön, die Menschen zu begleiten. Gerade dann, wenn sie allein sind und nicht regelmäßig besucht werden können«, sagt sie. »Den Angehörigen möchte ich ebenfalls eine Stütze sein. Und ich fühle mich gut, wenn ich anderen helfe.«

Einfach Kontakt aufnehmen

Bloß keine Scheu vor dem ersten Anruf, das ist den Begleiterinnen wichtig. Grundsätzlich begleitet die »Hospizarbeit im Bielefelder« Süden die Menschen dort, wo sie wohnen, sei es privat, in Pflegeeinrichtungen oder in Krankenhäusern. »Für die betroffenen #Menschen und ihre #Angehörigen ist die Begleitung kostenlos. Und es kommt auch nicht noch mehr #Papierkram hinzu«, beruhigt Susanne Bordewick. Die Diplom Pädagogin ist eine von 3 hauptamtlichen Kräften der Hospizarbeit im Bielefelder Süden, welche vom DiakonieVerband Brackwede, dem Stiftungsbereich Altenhilfe Bethel und dem Verein katholische Altenhilfeeinrichtungen Sankt Pius gemeinsam getragen wird. Gut zu wissen: Auch demenziell veränderte Menschen werden begleitet. Hier sei es wichtig, mehr über ihre Biografie zu wissen und dann auszuprobieren, worauf sie positiv reagieren.

Gut vorbereitet zum #Einsatz

»In meinem Beruf gehörten Leben und Sterben immer dazu«, erinnert sich Rentnerin Karin Ruoff. Sie hat früher an vielen Betten gesessen und alte Menschen in deren letzter Phase begleitet. Lange war die Sozialpädagogin für die Von Bodelschwinghschen Stiftungen tätig, davor in einem Altenheim.

Obwohl die 66 Jährige also umfangreiche Erfahrung vorweisen kann, galt für sie das Gleiche wie für alle anderen Ehrenamtlichen in der Sterbebegleitung: Zunächst müssen sie einen Befähigungskurs absolvieren. Dieser dauert 9 Monate und umfasst 100 Stunden. Er beginnt mit einem gemeinsamen Einstiegswochenende und klingt mit einem weiteren Wochenende aus. In dem Kurs setzen sich die Freiwilligen viel mit sich selbst auseinander und erhalten Anregungen für ihre Tätigkeit. Ein Praktikum gehört auch dazu. Verpflichtend ist später einmal monatlich die Teilnahme an Begleitgruppen. In ihnen wird darüber gesprochen, was die Begleiter bewegt. »Denn diese ehrenamtliche Tätigkeit macht ja etwas mit den Menschen«, erklärt Susanne Bordewick.

Generell, so schätzt die Koordinatorin, sollte man im Schnitt rund 3 Stunden pro Woche Zeit einplanen. Längere Urlaube oder Dienstreisen lassen sich ebenso berücksichtigen wie die Möglichkeit, nach einer Betreuungsphase zu pausieren und »aufzutanken«.

Tandems sorgen für #Entlastung

Je schlechter es dem betroffenen Menschen oder auch den Angehörigen geht, desto häufiger kommt die Sterbebegleitung zu Besuch. Am Ende kann das täglich sein. Damit sich die zeitliche Belastung für die Ehrenamtlichen in Grenzen hält, gibt es auch die Möglichkeit, Tandems mit weiteren Begleitern zu bilden.

Wann #Sterbebegleitung beginnt

Ab wann ist eine Sterbebegleitung überhaupt sinnvoll? »Sobald die endgültige #Diagnose vorliegt, beim Übergang von der kurativen zur palliativen Behandlung«, so Susanne Bordewick. »Häufig spüren sowohl die Betroffenen als auch die Angehörigen eine Veränderung.« Bei der Sterbebegleitung gehe es nicht pauschal um die letzten Tage und Wochen. Einige Begleitungen dauern Jahre. »Manche Menschen kommen auch wieder zu Kräften, blühen regelrecht auf. Dann wird die Betreuung in Absprache ausgesetzt.«

Wenn Sprache nicht mehr genügt

Malen, vorlesen, singen, spielen, alles ist möglich. »Die Sterbenden geben das Thema und den Takt vor. Wir nehmen an, was kommt, und gehen mit«, sagt die hauptamtliche Koordinatorin. »Manchmal ist es wichtig, mit jemandem hinauszugehen, wenn das dessen Wunsch ist«, ergänzt Karin Ruoff. »Musik zum Beispiel kann die Menschen auch noch dann erreichen, wenn Sprache nicht mehr genügt.« Sie selbst hat eine musikalische Zusatzausbildung gemacht. »Ich habe da so eine kleine Ukulele …«, deutet sie an. »Aber natürlich achten wir darauf, welche #Musik die Einzelnen hören möchten.«

»Unbedarfte Menschen sind toll!«

Einige Freiwillige haben noch nie persönliche Erfahrungen mit Sterbenden gemacht. Ob das ein Problem ist »Überhaupt nicht, Unbedarfte sind toll!«, findet Susanne Bordewick. »Wer von außen hereinkommt, dem fällt es manchmal sogar leichter, die Hände auf den Rücken zu nehmen und nicht in alte Verhaltensmuster zu verfallen.«

»Bei familiären Konflikten bleiben wir neutral«

Ob sie den Hörer in die Hand nehmen würden, wenn beispielsweise eine sterbende Mutter ihre Tochter noch einmal sehen möchte, zu der sie jahrelang keinen Kontakt hatte? Die drei sind sich einig: ja. Zugleich betont Susanne Bordewick: »Bei familiären Konflikten bleiben wir neutral. Wir versuchen Brücken zu bauen, aber wir sind keine #Therapeuten. Und wir können nicht am Ende des Lebens mit einem Fingerschnipps alle Probleme lösen.«

#Geburt und #Tod als zentrale Ereignisse im Leben

»Für mich ist das Sterben ein ebenso zentrales Ereignis im Leben wie die Geburt. Ich glaube, dass einem etwas fehlt, wenn man das nicht miterlebt«, schließt Karin Ruoff. »Die Tätigkeit hier macht mir immer wieder bewusst, wie dankbar ich sein darf für die #Lebenszeit, die ich habe.«

Die Hospizarbeit im Bielefelder Süden ist christlich geprägt, aber sie begleitet Menschen unabhängig von deren religiöser Einstellung und Nationalität. »Es geht nicht um Bekehrung. Wir kommen als Menschen«, betont Susanne Bordewick. Träger sind 2 evangelische und eine katholische Einrichtung. Private und gesetzliche #Krankenkassen fördern die #Hospizarbeit. Darüber hinaus ist sie auf Spenden angewiesen.

Einmal pro Jahr wird ein Befähigungskurs für angehende ehrenamtliche Sterbebegleiter angeboten. Er ist unabdingbare Voraussetzung für diese Tätigkeit. Wer Interesse hat, nach den Sommerferien 2023 dabei zu sein, kann sich schon jetzt bei den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen Susanne Bordewick, Alexandra Müller und Sabine Kroll melden. Niedrigschwellig setzen vierstündige Letzte #Hilfe #Kurse an. Für Angehörige gibt es zudem die Trauerbegleitung.

Weitere Informationen können Interessierte der Broschüre »Hospizarbeit im Bielefelder Süden – Leben … bis zuletzt« entnehmen, die sie im Hospizbüro oder per E Mail an hospiz@diakonie-bielefeld.de anfordern können. Sie vermittelt einem Einblick in die Arbeit der Hospizarbeit im Bielefelder Süden.

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