Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Langenachtderkunst 2019, »GTrommelt«
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Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 27. Dezember 2022, Hugo Müllner, »Arm trotz Arbeit muss nicht sein«
Innsbruck, 26. Dezember 2022
Die Zahl der Menschen in Tirol, die trotz #Arbeit von ihrem Einkommen nicht mehr leben können, nimmt immer mehr zu. Statt Lösungen bieten #Politik und #Wirtschaft einen bizarren Streit um Zahlen und Kosten.
Armut trotz Arbeit – das scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Denn Erwerbsarbeit bedeutet an sich die Absicherung der eigenen Existenz und sollte darüber hinaus die Möglichkeit zur Versorgung einer Familie bieten. Doch weit gefehlt. So erzielen rund 8 Prozent aller Tiroler Erwerbstätigen ein Einkommen, das unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt, und gelten damit laut EU Definition als Working Poor. Das Erschreckende daran: Betrachtet man nur die individuell erzielten Bruttoeinkommen, würde die Zahl der Menschen, die in Tirol nicht von ihrer Arbeit leben können, aktuell knapp 64.000 Personen (20 Prozent) betragen – fast 2 Drittel davon Frauen (64 Prozent). Neben verschiedenen Faktoren sind es vor allem die Sozial- und Transferleistungen, die hier statistisch relevant sind und die Zahlen drücken.
Ohne Maßnahmen von staatlicher Seite wäre die Armut durch Niedrigstlöhne in vielen Branchen schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Verschiedene Studien nennen hier #Beherbergung und #Gastronomie, #Handel, aber auch das Gesundheitswesen und Sozialwesen. Erstere stechen hier besonders heraus: Rund 3 Prozent der in dieser Branche beschäftigten Personen erreichen laut dem Institut für höhere Studien (IHS) kein Einkommen über der Armutsgrenze. Das hat auch damit zu tun, dass hierzulande der Anteil der Teilzeitjobs besonders hoch ist. Und dies hat unter anderem auch damit zu tun, dass die #Politik, Wirtschaftsvertreter und die #Gesellschaft seit Jahren um das Recht auf Kinderbetreuung streiten. Naturgemäß geht es dabei in allererster Linie ums liebe Geld. Wer soll das bezahlen, meinen die einen, während sich wiederum die anderen an überholten Bildern von der Frau und Mutter am heimischen Herd ergötzen. Dabei geht es in Wahrheit um leistungsgerechte Löhne, leistbares Wohnen und schlussendlich um die Standortsicherheit in diesem Land.
Nimmt man noch dazu, dass sich in den letzten Jahren im Dienstleistungssektor Unternehmen etabliert haben, für die prekäre Arbeitsverhältnisse zum Geschäftsmodell gehören, hat sich der alte Slogan »Geht’s der #Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut« schon längst #ad #absurdum geführt. Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, wird es Zeit für eine Kehrtwende. Und was dabei im Gezänk um Statistiken zudem oft genug vergessen wird: Hinter diesen Zahlen stehen Schicksale, Menschen, die abgehängt werden, ohne Chance auf ein selbstbestimmtes Leben und ohne Chance auf Teilhabe am Leben einer Gesellschaft, die zu den reichsten der Welt gehört.