Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Angesagt in Gütersloh, Brands Spiele Check, Rezension Findorff, 2F Spiele
Hartmut Brand, 24. November 2022
Ich rezensiere ja jetzt schon einige Zeit Brettspiele doch nun kam mir zum allerersten Mal ein sogenanntes Heimatstadt-Spiel auf den Tisch. Was es damit auf sich hat, will ich mit dieser #Review aufklären.
In Findorff von 2F Spiele entwickeln ein bis fünf Spieler im Alter ab 12 Jahren über eine Spielzeit von 75 Minuten den Bremer Stadtteil Findorff. Wir bewegen uns dabei in den Jahren zwischen 1803 bis 1916. Und das erklärt eben auch den Begriff #Heimatstadt #Spiel denn Bremen ist die Heimat des Autors Friedemann Friese
Dreh und Angelpunkt für die Züge der Spieler ist das auf dem ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar anmutendes Firmentableau mitsamt einem Vorarbeiter. Auch hier gilt der Grundsatz: »Manchmal ist weniger mehr.« Ein #Firmentableau, einen Vorarbeiter und einige Ergänzungsbettchen mehr benötigt man zunächst nicht.
Man findet sich schnell im Spiel zurecht, was nicht nur an der mit sieben Seiten kompakten und übersichtlichen Anleitung liegt. Nein, auch die Möglichkeiten im Laufe eines Zuges sind schnell erklärt. Hier hat der Spieler die Möglichkeit, seine Firma zu verbessern und auszubauen, Mitarbeiter einzustellen, Produktionsgegenstände wie Ziegel und Schienen herzustellen mit denen dann Torf aus dem Moor geholt werden kann oder man kann diesen Torf an den Torfmarkt verkaufen.
Soweit der grundsätzliche Aufbau eines Zuges. Jeder Spieler der am Zug ist kann seinen Vorarbeiter null bis drei Felder bewegen, um so auf die verschiedenen Möglichkeiten zurückgreifen zu können. Entscheidet er sich, mit seinem Vorarbeiter das Firmentableau innerhalb des Zuges nach unten zu verlassen, wird eine sogenannte Bürokratiephase ausgelöst. Dazu aber später mehr
Selbst die, die die das Spiel vielleicht auf den ersten Blick optisch nicht ansprechend finden, erkennen schnell die Spieltiefe, die sich aus der Verzahnung der Aktionen und daraus ergebenden Boni und Effekte ergeben. Dabei ist #Findorff kein Spiel, bei dem man seine Mitspieler nur anhand der richtig gewählten Taktik in Grund und Boden wirtschaften kann. Nein, oft sind es feinen Nuancen im Spiel, die den Ausschlag über Sieg und Niederlage geben. Daraus ergibt sich ein hoher Wiederspielwert und der Ehrgeiz wird erweckt, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Das Spiel nimmt im Laufe einer Partie unheimlich an Fahrt auf, da das Ziel, die beiden Gleichstrecken auszubauen, schneller erreicht werden kann, als einem lieb ist. Deswegen ergeht auch in der Anleitung extra der Warnhinweis darauf, dass mögliche Spielende stets im Auge zu behalten. Und es ist uns in den ersten zwei Partien tatsächlich auch passiert, dass ein Spieler von dem Spielende völlig überrascht wurde. Hier greift dann aber auch der hohe Wiederspielwert, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Auf dem Weg zum Spielende hin ist Findorff jedoch nicht nur ein einfaches Gleisbauspiel, sondern eine Wirtschaftssimulation, die es teilweise in sich hat. So muss nicht nur Findorffs Bedarf an Torf gedeckt werden. Es geht in erster Linie eben auch darum, seine Firma auszubauen, Arbeiter zu beschäftigen und zu unterhalten und durch den Bau von Gebäuden in Findorff siegbringende Punkte verbuchen zu können.
Jedes #Bauwerk gibt bei zwar immer gleichbleibende 50 Punkte, der entscheidende Unterschied liegt er auch darin, welchen Sofortbonus man beim Errichten des Bauwerks erhält, welches Einkommen man in der Bürokratiephase durch dieses Bauwerk bekommt und welche Produktion gegebenenfalls von diesem Bauwerk ausgeht.
Die Bürokratiephase ist ein entscheidender und belebender Faktor des Spiels, da die Bürokratiephasen bei jedem Spieler unterschiedlich eingeläutet werden, je nachdem wie man seinen Vorarbeiter auf dem Firmentableau bewegt.
Hier müssen unter anderem die Wohnungen der Arbeiter geheizt werden, aber noch viel entscheidender ist, dass durch die Bürokratiephase der Gleisbau voranschreitet. Und danach zu bei jeder weiteren Bürokratiephase mehr Gleise gelegt werden, nimmt so das Spiel wie oben beschrieben immer mehr an Fahrt auf.
Nach Spielende entscheidet dann eine übersichtliche und klar strukturierte Schlusswertung darüber, wer sich bei der Entwicklung des Bremer Stadtteils Findorff am meisten hervorgetan hat.
Findorff ist ein typisches Spiel, wie man es von Friedemann Friese kennt. Und das meine ich absolut als positiven Aspekt. Dort, wo andere Spiele sich mit opulenten Firmentableaus gegenseitig übertreffen, dass man Angst haben könnte, der Tisch im Esszimmer könnte irgendwann zu klein werden, besticht Findorff durch ein an den richtigen Stellen reduziertes Spielmaterial.
Das hier die Thematik des Gleisbaus und des Torfabbaus thematisch verwendet wurde verleiht dem Spiel einen gewissen Lokalkolorit indem man aber als Spieler, der vielleicht nicht gerade ein Nordlicht ist, sehr schnell eintaucht und sich in der Materie auch einfach wohlfühlt.
Mir hat besonders die individuelle Bürokratiephase gefallen. Von ihr kann, wenn das von einem Spieler so gewünscht ist, unheimlich Druck auf die anderen Spieler ausgehen. Schnell merkt man aber in diesem Spiel, dass es wenig Sinn macht, auf ein schnelles Spielende hinzudrängen. Auch lässt das Spiel keinen Platz für Brachialtaktiken, bei dir denn der Sieger schon nach der Hilfe des Spiels praktisch feststellt.
Uns hat dieses Spiel wirklich Spaß gemacht und wir werden ganz sicherlich bei unserer nächsten Bremen Tour auch mal diesen Stadtteil in Augenschein nehmen.
Hartmut Brand, Escape Room News Center
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