Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Bielefeld, Keimzellen, deutschsprachige Erstaufführung, Theater am Alten Markt, Donnerstag, 10. November 2022
Bielefeld, 20. Oktober 2022
#Kinder, #Küche, #Karriere: Zwischen Familienplanung, Arbeitsplanung und Wochenendplanung stellen sich Frauen in den Dreißigern eine Menge Fragen. Will ich Kinder? Wenn ja: warum? Was passiert dann mit meinem Beruf, meiner Beziehung, meinem Sozialleben? Kann ich überhaupt eine gute #Mutter sein? Schaff ich das alles? Aber wenn ich keine Kinder will: Wirklich? Belüge ich mich nur selbst? Verliere ich jetzt all meine Freundinnen, wenn die Kinder bekommen? Und in jedem Fall: Wie endet man eigentlich nicht als die Frau, die allein den Haushalt schmeißt? In dem kanadischen Stück »Keimzellen«, das im Theater am Alten Markt seine deutschsprachige Erstaufführung erlebt, geht es um solche Fragen und noch viele mehr.
Aude und Lou sind beste Freundinnen. In der Kinderkrippe haben sie zusammen laufen gelernt. Im Schuppen hinter der Schule haben sie sich, mit Bob Marley im Discman, heimlich Joints geteilt. Im Studium haben sie sich zusammen die besoffene Halb 8 Uhr morgens #Nostalgie aus dem Leib gekotzt. 35 Jahre lang sind sie immer zur anderen gelaufen, wenn sie vor ihrem Leben weggerannt sind, 35 Jahre konnten sie beieinander Trost für ihren Kummer finden. Beispielsweise zu Audes Geburtstagen, zu denen diese alljährlich einen Nervenzusammenbruch bekommt. Lou – Autorin eines feministischen Blogs – hat natürlich eine Erklärung dafür: Angst vorm Älterwerden, Angst vor Falten, Angst vorm nicht mehr »in« sein in einer Gesellschaft, in der nur die Jugend zählt. Doch diesmal geht es um etwas Anderes: Aude ist schwanger. Und ihr noch ungeborenes Kind hat Trisomie 21. Für Lou ist klar: »Ich gehe mit dir zur Abtreibung.« Für Aude ist klar: »Ich kann das nicht.« Für Lou ist klar: »Du wirst die Frau sein, die abwäscht.« Für Aude ist klar: »Ich treibe nicht ab.« Schonungslos ehrlich streiten die beiden über ihr Leben, ihre Überzeugungen, ihre Freundschaft – bis sie auf diesen einen Abend vor drei Jahren zu sprechen kommen, den einzigen Abend, an dem Lou zu Aude gerannt ist und nicht darüber reden wollte, was passiert war. Doch jetzt will Aude es wissen.
Rébecca Déraspes Protagonistinnen nehmen voreinander – und vor dem Publikum – kein Blatt vor den Mund: Schlagfertig und schlagkräftig, berührend und mitunter verletzend, komisch und liebevoll lässt die frankokanadische Dramatikerin Lou und Aude aufeinanderprallen. Christina Gegenbauer – dem Bielefelder Publikum bereits bekannt durch die bildgewaltige Produktion »Nachts. Bevor die Sonne aufgeht« aus der letzten Spielzeit – inszeniert witzig und lustvoll dieses Hohelied auf die Freundschaft.
Inszenierung
Christina Gegenbauer, geboren 1988 in Sankt Pölten (Österreich), studierte Theaterwissenschaft, Filmwissenschaft und Medienwissenschaft an der Universität Wien. An diversen Theatern in Österreich und Deutschland war sie als Dramaturgieassistent und Regieassistentin engagiert, zuletzt am Burgtheater. Neben ihren Schauspielinszenierungen, zum Beispiel am Staatstheater Nürnberg, Theater Münster oder am Landestheater Schwaben, arbeitet sie spartenübergreifend und realisiert ebenso Performances und Installationen, zum Beispiel beim Viertelfestival Niederösterreich, dem Freien Theater Innsbruck und der Galerie im Durchgang (Wien). Ihre Inszenierung von Horvaths Hin und Her wurde zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen. 2019 wurde ihr der Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst verliehen.
Bühne und Kostüme
Frank Albert studierte #Architektur und #Design an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart und an der Kingston University London sowie Bühnenbild und Kostümbild an der Technischen #Universität Berlin. Für seine Abschlussarbeit zu Der Ring des Nibelungen erhielt er ein Stipendium für Robert Wilsons Watermill Center in New York. Nach Assistenzen am Staatstheater Nürnberg, der Oper Helsinki und dem Theater an der Wien, ist Frank Albert seit 2004 als freischaffender Szenograf tätig und konzipiert, gestaltet und realisiert temporäre Architekturen, installative Orte und performative Räume für Theater und Ausstellungen. Neben Häusern im Inland und Ausland, wie der Oper Göteborg, dem Staatstheater Nürnberg, der Oper Linz, dem Theater Münster, dem Aalto Theater Essen, dem Theater Meiningen, dem Theater Coburg, dem Theater Memmingen, dem Theater Bregenz, dem Theater Kiel und dem Theater Regensburg arbeitete Frank Albert auch für verschiedene Kulturinstitutionen wie das Festival Musica Sacra in Paderborn oder das Kammermusikfestival in Nürnberg. Darüber hinaus gestaltete er Räume für das Dokumentationszentrum Nürnberg, das Museum für Architektur und Ingenieurskunst und das #Deutsche #Museum in München. Als Gastdozent unterrichtet Frank Albert zudem an der Technischen Hochschule Nürnberg das Fach Bühnenbild.
Nikolaj Efendi, geboren 1986 in Klagenfurt, Celovec, ist freischaffender #Künstler und arbeitet als Musiker, Produzent und Theaterkomponist in Wien. Er tourte mit seiner Band Roy de Roy in mehr als 14 Ländern und veröffentlichte mehrere Alben, darunter »The Red Wine Conspiracy« und »Temper«.
Donnerstag, 10. November 2022, 20 Uhr, Theater am Alten Markt, Inszenierung Christina Gegenbauer, Bühne und Kostüme Frank Albert, Musik Nikolaj Efendi, Dramaturgie Franziska Eisele, mit Nicole Lippold, Carmen Witt, weitere Termine 12. November, 13. November, 26. November, 8. Dezember, 15. Dezember 2022, weitere Termine folgen, Kartentelefon +49521515454