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Catrin Funk möchte mit ihrem Religionsunterricht »etwas bewegen«. Foto: Amelie Beierle, Erzbistum Paderborn, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Religion, ein Schulfach, das bewegen kann
Das #Erzbistum #Paderborn entsandte am Freitag, 20. Mai 2022, 50 junge Lehrkräfte, fortan unbefristet im Namen der Kirche katholischen Religionsunterricht zu erteilen. Die Lehrer erhielten ihre offiziellen Urkunden im Rahmen einer Segensfeier, die Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB in der Kapuzinerkirche feierte. Aufgrund der Unwetterwarnungen war das Programm kürzer als ursprünglich geplant.
Das Erzbistum Paderborn kennt den Wert der Religionslehrer. Dies betonte auch Monsignore Joachim Göbel, Leiter des Bereichs Schule und Hochschule, beim Empfang im Liborianum: »Wir sind uns bewusst, dass die Lehrkräfte für die Schülerinnen und Schüler oftmals die primären Kontaktpersonen zum Glauben und der Kirche sind.« Daher sei es dem Erzbistum ein Anliegen, seinen 5.300 Religionslehrern ein breites Portfolio an Unterstützung anzubieten, bekräftigte der Dompropst. Vertreter der Abteilung Religionspädagogik, der Berufungspastoral und der Schulpastoral stellten die Angebote am Tag der Verleihung vor Die verlässliche Begleitung Jesu in ihrem Beruf sicherte Weihbischof Dr. Dominicus Meier den jungen Religionslehrkräften zu. Stellvertretend für sie betete er: »Herr, wir bitten dich: sende und segne uns.«
Brückenbauer zwischen #Schule und #Kirche
»Religion als Lehrfach zu wählen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte«, erzählt Catrin Funk, Lehrerin am Berufskolleg Witten. Zuerst studierte die 29 Jährige Wirtschaft. Während sie nach einer Alternative suchte, stellte sie dann fest: »Das Fach Religion macht irgendwas mit einem. Da kann man noch etwas bewegen. Das habe ich an diesen mathematischen Formeln nicht so gesehen«, lacht die junge Lehrerin aus Witten. Das christliche Menschenbild habe einige ihrer Schüler zum Umdenken gebracht.
Neue Perspektiven erschlossen sich auch in Thomas Mürmanns Religionsunterricht. Dort entschieden sich mehrere Jugendliche, die zuvor aus verschiedenen Gründen ihre Firmvorbereitung abgebrochen hatten, das Sakrament der Firmung doch noch zu empfangen. »Im Unterricht sprachen wir über die eigene religiöse Sozialisation. Die Eckpunkte ihres Glaubensweges waren bei den meisten die Taufe, Kommunion und Firmung. Bei denjenigen, die nicht zur Firmung gegangen waren, hakte ich nach«, erinnert sich der 31 Jährige, der am Gisbert von Romberg Berufskolleg in Dortmund unterrichtet.
Schließlich bot der Pädagoge, der auch als Katechet arbeitet, seinen Schülern an, sich mit ihnen auf das Sakrament der Firmung vorzubereiten. Nach Absprache mit Erzbischof Hans-Josef Becker, dem Berufskolleg und der dazugehörigen Gemeinde leitete Thomas Mürmann dann einen Firmkurs in der Schule. Auch an anderen Stellen baut der Lehrer Brücken zu Teilbereichen der Kirche. »Wir feiern zum Beispiel Gottesdienste in der Katholischen Hochschulgemeinde Dortmund oder bei den Franziskanern«, erzählt der gebürtige Münsteraner.
An anderer Stelle ergründet das Fach Religion die soziale und kulturelle Herkunft der Schüler. »Viele der Jugendlichen, die ich unterrichte, sind katholisch sozialisiert, aber wissen nicht um das ›Warum‹ der Praxis«, erzählt Friedrich Reineke, Lehrer am Johann Konrad Schlaun Kolleg in Warburg. Als Beispiele nennt der 27 Jährige die Feiertage und die Bedeutung der Sakramente. Zudem hebt er die Besonderheit des Religionsunterrichts hervor, sich mit einer allumfassenden Sinnfrage zu beschäftigen.
Diese Ansicht teilt auch Christine Schlichtig, die am Helene-Weber-Kolleg in Paderborn unterrichtet. »Im Religionsunterricht beschäftigen wir uns mit der Frage nach dem ‚Mehr‘ abseits der philosophischen Konzepte, des Alltagsstrudels und der Hoffnungslosigkeit eines evolutiven ›in die Welt gesetzt Seins und irgendwann Verschwindens‹«, berichtet die junge Lehrerin, die gebürtig aus Hameln stammt. Die Fragen nach dem »woher« und »wohin« des Menschen beschäftigten auch die Schüler ohne religiöse Sozialisation, erzählt die 34 Jährige.
Den Religionsunterricht nimmt sie als sehr realitätsnah wahr: »Wir besprechen Themen, die an Knotenpunkte des Lebens angebunden sind. Ich habe zum Beispiel Schülerinnen, die früh schwanger geworden sind. Dort wird dann die Frage nach ungeborenem Leben ein Thema. Eine andere zentrale Frage, die viele beschäftigt, ist die nach ihrer Zukunftsvision. Möchte ich heiraten? Wie stelle ich mir das vor? Welche Schritte möchte ich in zehn Jahren gegangen sein? Was trägt und lenkt mich im Leben? Unsere Gespräche geben den Schülern dabei Orientierung und Halt.«
Die »Missio Canonica«
»Missio Canonica« wird die unbefristete kirchliche Bevollmächtigung zur Erteilung des katholischen Religionsunterrichts genannt, welche die Kirche den Lehrkräften nach Abschluss des Referendariats verleiht. Das Erzbistum Paderborn hebt in der offiziellen Ordnung der kirchlichen Unterrichtserlaubnis zudem hervor, dass es sich auch um eine Vertrauenserklärung seitens der Kirche handelt – und um eine Ermutigung, für den Glauben einzutreten.
Rechtliche Hintergründe
In Deutschland ist Religion ein ordentliches Lehrfach. Dies bedeutet die rechtliche Gleichstellung mit Hauptfächern, wie Deutsch und Mathematik, an öffentlichen Schulen. Eine Ausnahme stellen die bekenntnisfreien Schulen dar. Da der Staat zu Neutralität gegenüber der Weltanschauung verpflichtet ist, die Religionsausübung jedoch im Grundgesetz geschützt ist, übernehmen die jeweiligen Religionsgemeinschaften die inhaltliche Gestaltung des Religionsunterrichts. Der Staat überprüft wiederum die Vereinbarkeit der Inhalte mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes.