Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Zwischen Naturschutz und Denkmalschutz: Feuchtgebiete wie Moore sind nicht nur eine Fundgrube für Forscher im Naturschutz, sondern auch als Bodenarchive mit konservierten Artefakten höchst interessant für Denkmalschützer. Ein Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) will beide Seiten zusammenführen. Foto: Andreas Bauerochse, NLD, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#DBU, #Moore zwischen #Naturschutz und #Denkmalschutz
DBU Projekt startet – Exkursion im Herbst
Osnabrück, Hannover
Über Jahrtausende prägten sie das Landschaftsbild Deutschlands, heute ist ein Großteil der Moore trockengelegt und landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt. Die Feuchtgebiete stehen jedoch nicht nur im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen und Naturschutz Aspekten, sie sind zudem häufig Fundplatz archäologischer Artefakte. Um für diesen Konflikt zu sensibilisieren, hat ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Projekt des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) eine zweiphasige Tagung entwickelt, bei der Beteiligte aus Natur- und Denkmalschutz zusammengeführt und Synergien herausgestellt werden sollen. Das Vorhaben startet morgen, am 24. Mai, digital mit einer Reihe von Fachvorträgen.
Um konkrete Maßnahmen und deren Auswirkungen zu diskutieren, werden in einem zweiten Teil am 8. und 9. November 2022 Fallbeispiele aus Deutschland und Dänemark vorgestellt und im Rahmen einer Exkursion in die Dümmerniederung an regionalen Beispielen im Gelände diskutiert. Informationen zum Programm und zur Anmeldung gibt es online.
Natürliche Kohlenstoffspeicher und Lebensraum spezialisierter Arten
Mehr als 90 Prozent der Moorflächen in Deutschland wurden laut Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) durch menschliche Eingriffe entwässert oder abgebaut, um sie nutzbar zu machen. Das Problem: Feuchtgebiete sind bedeutende Bestandteile der ökologischen Umwelt und spielen als Kohlenstoffspeicher eine wesentliche Rolle. »Die Erde ist ungefähr zu drei Prozent mit Moor bedeckt – diese speichern aber viel mehr Kohlendioxid (CO2) als alle Wälder der Welt zusammen«, sagt Dr. Andreas Bauerochse, Projektleiter, NLD Referent und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde. Unter den nassen und weitgehend sauerstofffreien Bedingungen der Moore bilde sich aus abgestorbenen Pflanzenresten Torf. Der darin gebundene Kohlenstoff werde im Boden gelagert. Kommt der Torf beim Trockenlegen dann mit Sauerstoff in Kontakt, setze das riesige Mengen #CO2 frei. »Gleichzeitig tragen Moore mit den in ihnen lebenden Arten maßgeblich zur Biodiversität bei«, so Bauerochse. »Daher ist es besonders wichtig, diese Landschaften zu schützen und zu erhalten.« Die Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU im Jahr 2021 an den Moorforscher Prof. Dr. Hans Joosten rückte ebenfalls die große klima- und naturschutzfachliche Bedeutung ins Bewusstsein.
Moore als Bodenarchive
Hinzu kommt noch eine andere Herausforderung: Ebenso wie CO2 im Moorboden gespeichert, werden auch Kleinstlebewesen, Stäube oder Artefakte konserviert. »Moore sind kulturhistorische Bodenarchive«, sagt Constanze Fuhrmann, Leiterin des DBU-Fachreferats für Umwelt und Kulturgüter. »Sie beinhalten Informationen über Praktiken, Lebens- und Identitätsformen der Menschheit.« Überreste von sogenannten Moorwegen, Gegenständen oder ganze Siedlungen hätten Forschende bereits gefunden. Aber das kulturelle Erbe in Mooren kann zu Konflikten in der Landschaft führen, so Fuhrmann. Archäologische Fundplätze würden manchmal durch Naturschutzmaßnahmen versehentlich zerstört. »Es freut uns daher sehr, dass dieser Interessenskonflikt jetzt thematisiert und für denkmalpflegerische wie Naturschutz-Maßnahmen sensibilisiert wird. Das ist ein wichtiger Baustein beim Schutz und Erhalt von Moorlandschaften.«
Konflikte identifizieren und Synergien erschließen durch konkrete Beispiele
NLD Referent Bauerochse zufolge wird dieses Ziel nur erreicht, wenn alle daran Beteiligten in einen Dialog treten. Der erste Teil am 24. Mai sei ein Einstieg in die Thematik. »Mit der Tagungsreihe soll ein Blick über den Tellerrand der eigenen Disziplin ermöglicht werden«, so Bauerochse. »Im Herbst wollen wir dann allen Teilnehmenden vor Ort die Möglichkeit geben, an konkreten Beispielen zu erfahren, was die Verbindung von Naturschutzaspekten und Kulturgüterschutz bedeuten kann.«