Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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#Werther, #Museum Peter August Böckstiegel, Herbert Ebersbach, Dem Leben Farbe geben, 2022
Am 8. Mai 2022 eröffnet die Ausstellung »Herbert Ebersbach – dem Leben #Farbe geben« im Museum Peter August Böckstiegel. Sie zeigt mehr als 70 großformatige Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken des Künstlers Herbert Ebersbach (1902 bis 1984) sowie rund 15 Werke von Künstlern, die Freunde und Weggefährten von Ebersbach waren, darunter Bernhard Kretzschmar, Wilhelm Lachnit und Otto Dix.
Ebersbach gehörte wie Peter August Böckstiegel (1889 bis 1951) zu den wichtigen Vertretern der sogenannten »Zweiten Generation« des deutschen Expressionismus. Ebersbach und Böckstiegel kannten und schätzten sich: Beide Künstler haben den größten Teil ihres Lebens in Dresden und Bielefeld verbracht; beide engagierten sich an beiden Orten im Kunstleben und haben mehrfach zusammen ausgestellt. Ebersbach schuf bis an sein Lebensende ein in sich konsistentes, vom Expressionismus beeinflusstes Werk, das in dieser Ausstellung neu- und wiederentdeckt werden kann. Zuletzt zeigte das Kunstmuseum Ahlen 2014 die Ausstellung »Herbert Ebersbach: Anerkannt. Verfemt. Wiederentdeckt«.
Die Ausstellung wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Begleitend erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Christiane Reipschläger und David Riedel in der Reihe »Edition Moderne in Westfalen«, erhältlich im Museumsshop zum Preis von 24 Euro.
Frühe Stationen in Dresden und Düsseldorf
Der aus dem sächsischen Wildenfels stammende Ebersbach begann seine Laufbahn als Künstler in den 1920er Jahren an den Kunstakademien von Dresden und Düsseldorf in einer Zeit, die stark vom Expressionismus geprägt war. 1920 nahm er sein Studium an der Dresdner Kunstakademie in der Klasse von Otto Gussmann auf, zeitgleich war Böckstiegel hier Meisterschüler. Mit Künstler Kollegen wie Wilhelm Lachnit oder Otto Dix teilte Ebersbach sein links-politisches Engagement. Aus diesen frühen Jahren stammt etwa das Werk »Junge Frau, den Kopf aufstützend« (1922), eine Radierung, die das Bildnis seines Modells – eine junge Frau namens Grete Scholz – aus einer feinen, aber expressiven Linienführung entwickelt und bereits Ebersbachs großes Talent für das Porträt zeigt.
1926 zog es den Künstler für 3 Jahre nach Düsseldorf, wo er seine Studien an der Kunstakademie fortsetzte. Nach seiner Rückkehr nach Dresden wurde er in mehreren Künstlergruppen Mitglied, darunter der »ASSO« (»Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands«), der »Dresdner Künstlervereinigung« und der »Dresdner Sezession 1932«. In dieser Zeit entsteht das großformatige Gemälde »Dora« (1929), das durch seine expressive Farbigkeit und den pastosen Pinselduktus unverkennbar auf die Einflüsse des Expressionismus verweist. Auch der beeindruckende »Akt mit Apfelsinen« (1931) stammt aus dieser Zeit und verweist in seinem Motiv wie in der Malweise auf die Kunst der »Brücke« oder das Vorbild Henri Matisse.
Zensur und Zäsur, Arbeiten unter dem NS Regime
Gut integriert in die lebendige Dresdner Kunstszene, unterbrach die NS- Diktatur 1933 abrupt Ebersbachs künstlerische Entwicklung. Er selbst wurde als Regimegegner nach einer Durchsuchung seines Ateliers über ein Jahr im Konzentrationslager Hohnstein (Sächsische Schweiz) interniert, bevor Freunde seine Freilassung erwirken konnten. In der Zwischenzeit hatte seine eigene Familie einen Teil seines Frühwerks, wohl aus Angst vor weiteren Repressalien, vernichtet. Wenig später verließ er seine sächsische Heimat und zog mit nur sieben geretteten Gemälden seines bisherigen Schaffens zu Freunden nach Bielefeld – ein Zufluchtsort, an dem er sich eine neue persönliche und künstlerische Existenz aufbauen wollte. Das ausdrucksstarke »Selbstbildnis mit Palette« von 1931 ist eines der Werke, die diese schwierige Phase überdauert haben. In Bielefeld konnte er zunächst unbehelligt leben und arbeiten. Nach ersten Selbstbildnissen entstanden nun vor allen Dingen expressiv-realistische Landschaften, ein Gemälde mit dem Titel »Sennelandschaft« wurde 1936 sogar vom Städtischen Kunsthaus angekauft. Schon ein Jahr später wurde das Bild jedoch im Zuge der Aktion »Entartete Kunst« aus der Museumssammlung beschlagnahmt und gilt bis heute als verschollen. Erneut in seiner künstlerischen Existenz bedroht, zog sich Ebersbach als Künstler zurück.
Neubeginn nach 1945
Nach dem Krieg traf er in Bielefeld auch den in seine westfälische Heimat zurückgekehrten Peter August Böckstiegel wieder, der sich als Vorsitzender für Ebersbachs Mitgliedschaft in der neu gegründeten »Westfälischen Sezession« einsetzte. Für Ebersbach muss diese Unterstützung von großer Bedeutung gewesen sein – und Motivation zu einer nach und nach erfolgreicheren Teilnahme am Bielefelder und westfälischen Kunstleben. In diesen Jahren spielt in der Reihe seiner Landschaftsdarstellungen das Sujet des Winterbildes eine wichtige Rolle im Werk, so zu sehen im farbstarken »Kammweg im Winter« von 1952, das in einer expressionistischen Farbsprache und Formensprache das Wiederanknüpfen des Künstlers an sein früheres Schaffen zeigt.
Bildnachweise
8. Mai bis 7. August 2022, Museum Peter August Böckstiegel