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Foto: Wojciech Zemek, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Vom Krieg, Stanisław Lems Fiasko

Vom #Krieg, Stanisław Lems Fiasko

#Kriegsliteratur aller Genres ist zahllos. Von bekannten Werken, die sich mit Krieg an sich aus einer eher »handwerklichen« Sicht befassen, belletristischen Werken, teils eher der Unterhaltungsliteratur zuzuordnen, meist aus einer subjektiven Sicht heraus verfasst. Aber niemand war offenbar willens und in der Lage, dieses Thema aus einer übergeordneten Sicht zu betrachen. Bis auf den in den 1920er-Jahren geborenen Polen Stanisław Lem, der sich in seinem Œuvre der Entlarvung des (technischen, »technologischen«) Idealismus mit dessen eigenen Mittel gewidmet hat. und sich dabei in erster Linie des Mittels der vermeintlichen Unterhaltungsliteratur bedient hat.

Großes Unverständnis

In vielen Werken hat sich #Lem am besagten Idealismus abgearbeitet und ihn als Hybris entlarvt, immer aber auch den Krieg und die menschliche Natur, Dummheit und Ignoranz im Auge gehabt. Aus dem Kinderfernsehen sind etwa die Fernsehverfilmungen seiner »Sterntagebücher« bekannt, die sich leider eher als Verballhornung darstellen. Oder die sinnlose Pop-Verfilmung des Romans »Solaris« von Steven Soderbergh, der auch das Drehbuch geschrieben hat, und Lems Roman entweder nicht verstehen wollte, oder nicht verstehen konnte. Das Ergebnis ist ein beliebiger Science-fiction-Film, der mit dem Roman wenig bis nichts zu tun hat.

Der Gipfel, das Fiasko

Lems Werk kapriziert sich auf Technik (»Technologie«) und eine übergeordnete Sicht auf den Idealismus, den menschlichen Forscherdrang, seine Hybris. Dass er selbst seine Nemesis ist, klingt am Rande an, ebenso rekurriert er beiläufig auf Motive von Jules Verne. Kunst und Kultur hat er leider überhaupt nicht im Blick gehabt, was einen dramatischen Makel darstellt. Dennoch gipfelt sein Werk in einem seiner letzten Romane: »Fiasko«, in dem alles zuvor geschriebene subsumiert ist.

Der Titel sagt eigentlich schon alles. Wer wissen will, was es mit Krieg auf sich hat, findet hier eine tiefgreifende Erkenntnis, freilich aus einer sehr abstrakten Sichtweise heraus. Die Aspekte des Humanismus oder der Kultur finden in dem Roman und in Lems gesamten Werk praktisch nicht statt. Man kann ihm allerdings zutrauen, dass das durchaus beabsichtigt und ein Mittel zum Zweck war.

Lem wird unterstellt, gewisse technische Dinge »vorausgesagt« zu haben, was natürlich Unsinn ist. Er hat nichts »vorausgesagt«, er hat Dinge gewusst und erkannt und literarisch verarbeitet. Und immer wieder dem Gesichtspunkt der Entlarvung des (technischen und wissenschaftlichen) Idealismus untergeordnet. Er war ein Vordenker. Vieles von dem, was er erdacht hat, findet heute tatsächlich statt oder wird so verfolgt und geplant, oder es findet sich als Motiv in der Popkultur wieder – so etwa seine »Großschreiter« bei den »Power Rangers«, »Aufbruch nach Pandora«, »Alien«, »Matrix« oder »Pacific Rim« (und dessen Verballhornung »Atlantic Rim« aus dem Hause »The Asylum«, der großen C-Movie-Manufaktur). Von Leuten, die ihn entweder nicht gelesen, oder nicht verstanden haben. Solche Leute haben auch das Wikipedia-Lemma zu seiner Person verfasst.

Der #Antihering

An Heringen könnte man sich ein Beispiel nehmen. Sie leben so vor sich hin, haben keine Anführer, keine Egos, führen keine Kriege, begehen keine Verbrechen, man ist – als #Hering – soweit zufrieden. Sogar ästhetisch ist die Dynamik eines Heringsschwarmes ansehnlich. Mehr

»Fiasko« fühlt sich jedenfalls die Menschheit (Lem ging niemals auf irgendwelche Nationen ein) grob zusammengefasst dazu berufen, einen weit entfernten, längst beendeten, Krieg, den sie nicht versteht, ins Auge zu fassen, und sich mit einem unglaublichen Aufwand selbst dorthin zu begeben, sich selbst einer außerirdischen Zivilisation, die sie nicht kennt und nicht versteht, zu oktroyieren, sie vollkommen misszuverstehen, und am Ende für ein Fiasko zu sorgen, bei dem sie sich selbst (in Gestalt des »Helden«) und die besagte Zivilisation vermittels einer ultimativen Waffe auslöscht, nachdem sie sich absurderweise selbst ein Ultimatum gestellt hat, das sie selbst hat verstreichen lassen. Der »Held« findet die besagte Zivilisation, die zuvor Dinge getan hat, bei denen unklar ist, wie sie sie getan haben will, als in der Landschaft herumstehende, große Bovisten vor, und sieht sich genötigt, grundlos auf sie einzuschlagen.

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