Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Beim Klick auf das Bild wird eine Anfrage mit der IP Adresse des Users an Youtube gesendet und es werden Cookies gesetzt, personenbezogene Daten übertragen und verarbeitet, siehe auch die Datenschutzerklärung. 2017 entdeckten LWL-Archäologen am Westtor des Hauptlagers von Haltern einen ganz besonderen Fund: 2 ineinandersteckende Legionärshelme. Foto: S. Kuhn, LWL, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Schienenpanzer, Legionärsdolch und Römerhelme, 3 Höhepunkte in der Sonderausstellung »Rom in Westfalen 2.0« im LWL Römermuseum, Video
Haltern (#LWL). Die Ausrüstung eines römischen Legionärs können Besucher im LWL »#Römermuseum in #Haltern am See von Ende März bis 30. Oktober 2022 in der Sonderausstellung »Rom in Westfalen 2.0« sehen. Die Schulterplatten eines nahezu vollständig erhaltenen Schienenpanzers aus Kalkriese bei Osnabrück werden erstmals ausgestellt. Auch ein kunstvoll verzierter Legionärsdolch samt Gürtel aus dem Römerlager Haltern, der 2019 für Aufsehen sorgte, feiert Premiere. Gemeinsam mit 2 Römerhelmen gehören diese Ausstellungsstücke zu den Höhenpunkten der Archäologischen Landesausstellung NRW »Roms fließende Grenzen« in Haltern am See.
Praktikant findet Römerhelme
Als der damals 18 jährige Praktikant Nico Calmund 2017 bei Ausgrabungen am Westtor des Römerlagers Haltern auf einen harten kugelförmigen Klumpen stieß, hielten die LWL-Archäolog:innen den Fund zunächst für eine Kanonenkugel. Erst eine Computertomografie zeigte auf den Röntgenbildern zwei ineinander gesteckte Helme. Daraufhin nahm sich Dunja Ankner-Dörr, Restauratorin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Münster, des Lehmklumpens an. In Kleinarbeit legte sie die Römerhelme in ihrer Werkstatt über Monate hinweg frei. Trennen konnte sie die beiden nach 2.000 Jahren allerdings nicht mehr. Ankner-Dörr: »Die Stücke waren so weit korrodiert, dass sie trotz aller Bemühungen fest zusammenhielten. Entsprechend zeigen wir sie auch in der Ausstellung.«
Glückssträhne reißt nicht ab
Für Calmund sollten die Helme nicht die einzige spektakuläre Entdeckung bleiben. Bis in die britische »Times« schaffte es sein zweiter Fund, der noch bedeutender war als der erste und ebenfalls auf den ersten Blick nicht zu erkennen war. Im Frühjahr 2019 war es erneut der Calmund, der bei einer Ausgrabung im römischen Gräberfeld von Haltern auf einen Legionärsdolch stieß. Ein Jahr sollte es dauern, bis der LWL-Restaurator Eugen Müsch die kunstvoll verzierte Waffe aus Eisen, Silber, Buntmetall und Emaille fast so vor sich hatte, wie ihn ein römischer Legionär vor 2.000 Jahren am Gürtel trug. Müsch: »Die Vielfarbigkeit von Schwarz, Silber, Rot und Gold entspricht weitgehend der einstigen Optik. Die Freilegung all der kunstvollen Details, der Muster von Halbmonden, Rauten und Blättern, war auch für mich ein besonderer Moment.«
Und das Glück der LWL Archäologen setzte sich fort: Gleich neben dem Dolch stießen sie auf die Bronzebeschläge des dazugehörigen Waffengürtels. »Europaweit gibt es keine weitere derartig gut erhaltene Kombination von dieser Waffe mit Scheide und dem dazu passenden Gürtel«, so Lisa Stratmann, Kuratorin der Sonderausstellung »Rom in Westfalen 2.0«.
»Wir freuen uns immer, wenn bei den Römern etwas schiefging.«
Spannend sind auch die Geschichten hinter den Funden: Die Römerhelme sind sogenannte Halbfabrikate, sagt Stratmann: »Die Helme waren gar nicht fertig und noch dazu schadhaft.« Vermutlich wurden sie als Fehlproduktionen in einer Grube nahe dem Westtor entsorgt.
Stratmann: »Wir haben im Hauptlager von Haltern viele Schmiedeschlacken gefunden. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass neben einfachen Eisenwaren, wie Schuhnägeln oder Pfeilspitzen, auch die Helme hier gefertigt wurden. Dass ein technisch so aufwendiges Objekt wie der Dolch im Hauptlager entstand, ist aber eher unwahrscheinlich.« Deshalb gehen die LWL-Fachleute davon aus, dass der Legionärsdolch in einer Waffenwerkstatt in Gallien oder Italien angefertigt wurde. Stratmann: »Welch ein Glück für uns, dass der Dolch nicht kurz nach seiner Deponierung von einem Römer oder Germanen entwendet wurde. Dasselbe gilt übrigens für die defekten Helme: Wir freuen uns immer, wenn bei den Römer:innen etwas schiefging.«
Sensationsfund: Schienenpanzer aus Kalkriese
Dass Glück in der Archäologie generell eine große Rolle spielt, zeigt auch der Sensationsfund 2018 in Kalkriese (Kreis Osnabrück): ein fast vollständig erhaltener Schienenpanzer aus Eisenplatten, Bronzebeschlägen und Lederresten. »Er ist das am besten erhaltene und derzeit älteste bekannte Exemplar dieses Rüstungstyps«, so Stratmann. Einzigartig ist auch die Form. »Anders als spätere Schienenpanzer hatte dieser noch keinen Extra-Schutz für Oberarme und Achseln«, erklärtso die Kuratorin. Auch hier ist die Restaurierung überaus aufwendig, weshalb das LWL Römermuseum nur die Schulterplatten ausstellen kann. Die übrigen Teile werden aktuell noch restauriert. Stratmann: »Da wir allerdings die Brustplatte eines anderen Schienenpanzers und eine Schließe zeigen können, erhalten die Besucher:innen bei uns das ganze Bild dieser römischen Schutzausrüstung.«
In der Sonderausstellung »Rom in Westfalen 2.0« geht es nicht nur um die Ausrüstung der römischen Truppen, sondern auch um Taktik und Strategie. Laut der Kuratorin seien die Römer in Haltern nach der Varusschlacht auf Angriffe gefasst gewesen. Es deute vieles darauf hin, dass der Standort belagert wurde. »In dem Fall mussten sich die Römer wehren. Mit Geschossteilen wie Manuballisten oder Skorpionen nahmen sie auf der Mauer Stellung ein.« Die Geschütze sind ebenfalls in der Sonderausstellung zu sehen. Hier können Besucher die Feldzüge etappenweise nachvollziehen und lernen dabei spielerisch römische Bautechniken und archäologische Arbeitsweisen kennen.
Hintergrundinformationen
Sonderausstellung in Haltern »Rom in Westfalen 2.0«
Mit der Sonderausstellung »Rom in Westfalen 2.0« erhält das LWL Römermuseum in Haltern am See ein »Update«. Vom 25. März 2022 bis zum 30. Oktober 2022 ist sie als Teil der Archäologischen Landesausstellung »Roms fließende Grenzen« zu sehen. Die Sonderausstellung zeigt den Prolog zur Entstehung des Niedergermanischen Limes. Die Besucher:innen begeben sich auf einen Feldzug der Römer und schlüpfen dazu in verschiedene Rollen wie die eines Pioniers. Aktuelle Funde, wie ein Legionärsdolch mit Gürtel und zwei Römerhelme, werden erstmals ausgestellt.
Auf der Römerbaustelle Aliso entsteht ein neues »römisches« Wachhaus. Hier gibt es für die Besucher:innen antike Bautechniken als »Work in Process"« zu entdecken. Ab Mitte des Jahres erleben sie die letzten Stunden des römischen Militärlagers im deutschlandweit ersten »Römer Escape Room«.
Archäologisches Landesausstellung NRW »Roms fließende Grenzen«
»Roms fließende Grenzen« ist ein Gemeinschaftsprojekt des NRW-Heimatministeriums, der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR), dem Landesverband Lippe und der Stadt Köln. Die »Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen« präsentiert bis Oktober 2022 neue Forschungsergebnisse zum Leben am und mit dem Niedergermanischen Limes. Unter dem Titel "Roms fließende Grenzen" machen sechs Museen an den fünf Ausstellungsstandorten Detmold, Xanten, Bonn, Haltern am See und Köln mit spektakulären Neufunden, Modellen und Aktionen den Alltag in der Provinz Niedergermanien und den angrenzenden Gebieten lebendig. Wissenswertes rund um die Römerzeit in NRW bietet die Homepage www.roemer.nrw. Die Ausstellung »Rom in Westfalen 2.0« im LWL Römermuseum in Haltern am See wird gefördert von der LWL #Kulturstiftung.
Webserie »Rom in Westfalen«
Wer mehr über die Römer in Westfalen erfahren will, kann sich auch über den #Youtube Kanal des LWL Römermuseums die Webserie »Römer in Westfalen« des LWL Medienzentrums anschauen. Einen Vorgeschmack gibt dieser Trailer. Hier geht es zu Folge 1, Rekonstruktion eines Römerlagers-