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Akt in der Kunstgeschichte

Akt in der Kunstgeschichte

Aktdarstellungen existieren in der Kunstgeschichte schon seit langer Zeit. Daher nehmen viele sie als so selbstverständlich wahr, dass sie sich gar nicht fragen, ob dieses Thema überhaupt noch zeitgemäß ist. »Erlaubt ist, was gefällt, könnte man ganz einfach sagen. Doch so einfach ist die Sache natürlich nicht. Die Frage ist angebracht, ob Aktdarstellungen insbesondere von Frauen diese nicht zum bloßen Schönheitsobjekt degradieren. Wie kann es heutzutage gelingen, diesen Vorwurf zu vermeiden?« Darüber erzählt uns der der Künstler Dierk Osterloh in folgendem Interview. 

Seine Fotoserie »Akt« genügt höchsten ästhetischen Ansprüchen und huldigt der weiblichen Schönheit, ohne dabei auch nur ansatzweise in die Falle des Sexismus zu tappen. Der Künstler verbindet die Akt-Aufnahmen mit der Architektur von Calatrava und stellt somit eine einzigartige Symbiose zwischen beidem her. Gerne gibt uns Dierk Osterloh im Gespräch einen Einblick in seine Arbeitsweise.

Herr Osterloh, was antworten Sie auf unsere Ausgangsfrage nach dem Zeitgemäßen in der Aktdarstellung?

Der menschliche Körper hat die Kunst beschäftigt, seitdem es sie gibt und seitdem es ihn – also den Körper – gibt. Ich möchte gar nicht leugnen, dass es auch Maler oder Bildhauer gegeben hat, die aus Gründen der puren Effekthascherei auf schöne Frauen als Bildmaterial zurückgegriffen haben. Doch diese Arbeitsweise ist mir völlig fremd. Der menschliche Körper, so wie Gott ihn schuf, ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas Wunderbares und daher finde ich es auch legitim, ihn nackt zu präsentieren.

Die »#MeToo«-Debatte hat allerdings dazu geführt, Akte insoweit in Frage zu stellen, als dass sie einem bestimmten weiblichen Schönheitsideal huldigen und andere Typen, die nicht dazugehören, diskriminiert.
»#MeToo« fand ich absolut überfällig und ich bin froh, dass diese Debatte auch zu einem Umdenken in vielen Bereichen des sozialen Lebens geführt hat. Ich leite daraus aber keinen Zensur Anspruch für mein Oeuvre ab. Die weibliche Schönheit hat auch nach »#MeToo« eine Daseinsberechtigung in der Welt der Kunstgeschichte und so hochtrabend es jetzt vielleicht auch klingt, verstehe ich mich durchaus als einer ihrer Botschafter und fühle mich auch gut dabei.

Was ist für den Künstler das Faszinierende an einem Akt?

Der menschliche Körper steckt voller Geheimnisse. Für meine eigene Kunst geht es bei dem Thema Akt um Reduktion. Das Herausarbeiten der wesentlichen Konturen führt zu einer Abstraktion, die sich vom Model löst. Das Model ist wichtig, um den Anfang zu finden und die Kernaussage zu treffen. Ab einem bestimmten Punkt löse ich mich dann und das Kunstwerk verselbständigt sich.

Gelten diese Herausforderungen in gleichem Maße auch für die Aktfotografie? 

Jede Art von Fotografie birgt ihre besonderen Schwierigkeiten. Aktfotografie im Studio ist weniger abhängig von äußeren Einflüssen wie beispielsweise dem Wetter.Die Herausforderung bei einem Aktfoto besteht darin, dass ich die für mich schönste Position des Models festhalte, nachdem ich sie aufgespürt habe. Wie bei der Malerei auch, spielt der gekonnte Einsatz von Licht und Schatten eine sehr große Rolle, weil dadurch meistens erst die Spannung entsteht. Auch hier gilt allerdings, dass die Arbeit umso schwieriger wird, je nackter das Model ist. Also das Interesse am Akt, das sich wie ein roter Faden durch die Kunstgeschichte zieht, ist für mich ganz klar damit zu begründen, dass der menschliche Körper den Künstler vor viel größere und spannendere Herausforderungen stellt als statische Objekte.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Aktfotografie und der Architektur von Calatrava, die in ihren Fotografien auch als Motiv zu sehen ist?

An Calatravas Architektur fasziniert mich sein organisches Verständnis von »Design«.  Ein bei ihm immer wiederkehrendes Motiv ist das überdimensionierte, fast schon als Skulptur erscheinende Tragwerk. Hier greift Calatrava oft Elemente aus der Natur auf. Man denkt an Blätter, Knochen oder manchmal auch Flügel. In diesen Kontext passt der menschliche Körper sehr gut, er konterkariert diese Formen nicht, sondern unterstreicht sie, und umgekehrt. Calatrava verschleiert die Funktion des Baus mit seiner typischen Handschrift. Auch in meiner Serie erkennt man diese Funktion oft nicht, was dem Ganzen noch einen mysteriösen Touch verleiht. 

Vielleicht können Sie unseren Lesern zum Abschluss noch einen Tipp geben: Wie kann ein noch unbekannter Fotograf ein Model zur Aktfotografie finden?

Eine gute Frage. Am besten hören Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis oder auch im Internet um, ob Ihnen jemand gerne Modell stehen möchte. Als Unbekannter wird es Ihnen nicht leicht fallen, auf jemand Fremdes zu treffen, der oder die ohne Scheu sogleich alle Hüllen fallen lässt. Aber zu Anfang müssen die Modelle auch nicht komplett nackt sein, fangen sie mit wenig Haut an und geben Sie dem Modell die Möglichkeit, bestimmte Körperpartien zu bedecken. So werden Sie gemeinsam nach und nach Fortschritte erzielen. 

Fazit

Der Akt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Kunstgeschichte. Die Faszination für den menschlichen Körper ist ungebrochen. Ihn als Akt darzustellen, ist für bildende Künstler, seien es Bildhauer, Maler oder Fotografen, stets eine besonders reizvolle Herausforderung.

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