Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Anna Andreeva, »Übung mit nordischen Stickereien«, 1979, Gouache auf Papier, 45,5 mal 47 Zentimeter, Sammlung Stadler. Foto: kunst dokumentation.com, Nachlass von Anna Andreeva, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Wilhelm Hack Museum: »Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion«, 16. November 2024 bis 21. April 2025
#Ludwigshafen, 14. November 2024
Mit der #Ausstellung »Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion« rückt das Wilhelm Hack Museum im Winter 2024/25 erstmals die Bedeutung von Künstlerinnen für die Entwicklung der geometrischen Abstraktion in den Fokus. Die Schau, die vom 16. November 2024 bis zum 21. April 2025 zu sehen ist, versammelt mehr als 200 Werke der geometrischen Abstraktion ausschließlich von Künstlerinnen.
Der Parcours der Ausstellung führt von der russischen Avantgarde und dem #Bauhaus in Deutschland über Entwicklungen in den 1920er und 1930er Jahren in Paris bis hin zur Etablierung der geometrischen Abstraktion als künstlerische Weltsprache nach 1945. Neben Zürich, Mailand und Ulm entstehen mit São Paulo, Buenos Aires und Havanna neue internationale Zentren. In jeder dieser Etappen der Entwicklung der ungegenständlichen Kunst waren Künstlerinnen an wichtigen Ausstellungen beteiligt, haben zum theoretischen Diskurs beigetragen und sich mit einzigartigen Œuvres und Ideen oft radikaler als ihre männlichen Kollegen hervorgetan. Nichtsdestotrotz wurden viele weibliche Positionen von der Kunstgeschichte jahrzehntelang wenig beachtet oder marginalisiert.
Neben #Malerei und #Skulptur betätigten sich zahlreiche Künstlerinnen auch in der angewandten Kunst. Sie entwarfen Textil und Modedesigns sowie Gebrauchsgegenstände oder arbeiteten als Fotografinnen. Somit hatten sie einen entscheidenden Anteil am Entstehen eines modernen Weltentwurfs, der Kunst und Leben vereinen sollte.
Die Ausstellung, die nach der gleichnamigen Autobiografie von Sonia Delaunay betitelt ist, erzählt in 7 Kapiteln die Geschichte der geometrischen Abstraktion im 20. Jahrhundert aus der Perspektive ihrer weiblichen Vertreterinnen.
Das 1. Kapitel »Experimentierfreude und Innovationskraft« stellt die Entwicklung einer gegenstandslosen Formensprache in der russischen Avantgarde im Kontext eines utopischen Gesellschaftsentwurfs durch Künstlerinnen wie Ljubow Popowa, Olga Rosanowa, Warwara Stepanowa und Alexandra Exter dar. Neben der Malerei, in der der Bildraum energetisch aufgeladen wird, sodass der Eindruck von Grenzenlosigkeit entsteht, wird die Produktionskunst zu einem bedeutenden Ausdrucksmittel eines abstrakten Weltentwurfs. Mit Textilentwürfen, Grafikdesign sowie Bühnenbildern und kostümen wird ganz unmittelbar der Alltag mit Kunst durchdrungen.
Eine Verbindung von Leben und Gestaltung ist auch grundlegend für die im zweiten Kapitel präsentierten Künstlerinnen der »weiblichen Bauhaus Moderne«. In #Weimar, #Dessau und #Berlin waren zwar Studentinnen zugelassen, arbeiteten aber vor allem in weiblich konnotierten Tätigkeitsfeldern der angewandten Kunst, wie der Webereiklasse. Neben Gunta Stölzl und Anni Albers, die die traditionsbehaftete Webtechnik durch ihre radikal geometrischen Textilarbeiten revolutionierten, entwickelten ebenso Marianne Brandt, Alma Siedhoff Buscher und Lucia Mohloy eine abstrakte Formsprache, die nachhaltig das Bild vom Bauhaus sowie der modernen Gestaltung beeinflusste.
Das Kapitel »Radikale Abstraktion« rückt die französische Metropole Paris und ihre Bedeutung für die Vernetzung internationaler Künstlerinnen in den Fokus. Unterschiedliche Auffassungen abstrakter Kunst treffen in Paris aufeinander, wobei Künstlerinnen die geometrische Abstraktion in der freien und angewandten Kunst vorantreiben. Unter dem Begriff Simultané überträgt Sonia Delaunay ihre auf Farbkontrasten basierende abstrakte Malerei auf Grafik , Textil und Modedesign und auch Sophie Taeuber Arp entwirft anfänglich Gebrauchsgegenstände und Innenarchitekturen nach den gleichen geometrisch abstrakten Prinzipien wie später ihre Malerei. Eine jüngere Generation von Künstlerinnen wie Franciska Clausen, Florence Henri und Marlow Moss entwickelt ebenso eigenständige wie radikale Positionen, die wesentlich zur Etablierung der ungegenständlichen Kunst beitragen.
Ab den 1940er Jahren etabliert sich die geometrische Abstraktion als globales Phänomen. Neben Paris avancieren #Mailand, São #Paulo, #Havanna oder #Montevideo zu Zentren einer neuen Avantgarde. Das Kapitel »Globale Aufbrüche« präsentiert eine neue Generation von Künstlerinnen, die an die Errungenschaften der 1920er und 1930er Jahre anknüpft, wobei das Experimentieren mit neuen Formen, Materialien und Techniken den Fokus bildet.
In »System und Leichtigkeit« stehen serielle Ordnungsprinzipien im Zentrum. Judith Lauand, Hedi Mertens, Vera Molnar oder Lygia Pape suchen mit mathematischen und seriellen Kompositionen nach neuen Bildlösungen und knüpfen gleichzeitig an die Analysen der Zwischenkriegsjahre an. Dabei verbinden Sie die rationale Strenge oftmals mit intuitiven Elementen und lassen so Kompositionen in spannungsvoller Leichtigkeit entstehen.
In »Das Spannungsfeld von Farbe und Form« steht die Farbe als wichtiges bildgestaltendes Element im Mittelpunkt. Ihre Wirkung ist komplex, sie appelliert an Emotionen – und doch ist Farbe ohne Form nicht denkbar. Farbe vermag verschiedene Bildebenen zu erzeugen, durch Wiederholung und Vervielfältigung Rhythmen entstehen zu lassen oder durch Reduzierung eine spannungsvolle Komposition zu erzeugen, wie beispielsweise in der Hard Edge Malerei von Carmen Herrera.
Abschließend setzt »Bewegte Geometrien« den Fokus auf die Beziehung zwischen Werk und Betrachtenden. Gemälde und Objekte der Op Art zeigen die zentrale Bedeutung von Wahrnehmung in der geometrischen Abstraktion, während sich die partizipativen Skulpturen von Mary Vieira und Lygia Clark durch die aktive Teilnahme der Betrachter auszeichnen.
Mit »Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion« möchte das Wilhelm Hack Museum einen Beitrag zur Revision der Kunstgeschichte leisten und die Bedeutung von Künstlerinnen in der ungegenständlichen Kunst von 1914 bis in die 1970er Jahre hervorheben. Damit knüpft es auch an die eigene Sammlungs und Ausstellungsgeschichte mit Ausstellungen wie »Schwestern der Revolution. Künstlerinnen der Russischen #Avantgarde« (2012/13) oder »Die Neue Wirklichkeit. Abstraktion als Weltentwurf« (1994) und »#Kunst im Aufbruch. Abstraktion zwischen 1945 und 1959« (1998), die nur wenige Arbeiten von Künstlerinnen präsentierten, an.
Die von Dr. Astrid Ihle und Julia Nebenführ kuratierte Ausstellung versammelt internationale künstlerische Positionen von 62 Künstlerinnen mit Leihgaben aus internationalen privaten und öffentlichen Sammlungen sowie Werke aus der Sammlung des Wilhelm Hack Museums.
Mit Werken von: Anni Albers, Anna Andreeva, Marina Apollonio, Margarita Azurdia, Ella Bergmann Michel, Lina Bo Bardi, Martha Boto, Marianne Brandt, Marcelle Cahn, Regina Cassolo Bracchi, Geneviève Claisse, Lygia Clark, Franciska Clausen, Dadamaino, Sonia Delaunay, Germaine Derbecq, Lucia Di Luciano, Xenia Ender, Alexandra Exter, Nélida Fedullo, María Freire, Gego, Eileen Gray, Florence Henri, Barbara Hepworth, Carmen Herrera, Margarete Heymann Loebenstein, Katarzyna Kobro, Benita Koch Otte, Jeanne Kosnick Kloss, Judith Lauand, Kim Lim, Lou Loeber, Verena Loewensberg, Marta Lutz, Hilda Mans, María Martorell, Dóra Maurer, Hedi Mertens, Lucia Moholy, Vera Molnar, Marlow Moss, Aurélie Nemours, Lygia Pape, Charlotte Perriand, Helga Philipp, Gudrun Piper, Ljubow Popowa, Charlotte Posenenske, Lidy Prati, Margaretha Reichardt, Olga Rosanowa, Ana Sacerdote, Aen Sauerborn, Alma Siedhoff Buscher, Loló Soldevilla, Warwara Stepanowa, Gunta Stölzl, Paula Straus, Sophie Taeuber Arp, Mary Vieira, Shizuko Yoshikawa.
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag. Die reich bebilderte Publikation enthält Beiträge von Julia Voss, Maria Lluïsa Faxedas, Julia Nebenführ, Andrea Giunta und Astrid Ihle in deutscher und englischer Sprache.
Die Ausstellung und der Katalog werden gefördert von der #BASF SE, der Art Mentor Foundation Lucerne, der Rudolf August #Oetker Stiftung und der Ernst von #Siemens Kunststiftung.
Leihgeber Verzeichnis »Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion«
16. November 2024 bis 21. April 2025, Wilhelm Hack Museum, Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Kuratorinnen Dr. Astrid Ihle, Julia Nebenführ, Eröffnung am Freitag, 15. November 2024, 18 Uhr, Grußworte Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, Bürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen am Rhein, Anna Katharina Rapp, Leiterin Gesellschaftliches Engagement BASF Standort Ludwigshafen, Einführung Dr. Astrid Ihle und Julia Nebenführ, Ausstellungsumfang 210 Werke von 62 Künstlerinnen, Ausstellungsfläche rund 1.000 Quadratmeter, Katalog Herausgeber Astrid Ihle, Julia Nebenführ, René Zechlin, 300 Seiten, 202 Abbildungen in Farbe, 24 mal 29 Zentimeter, gebunden, Hirmer Verlag, ISBN 978 3 7774 4426 0 (deutsch), ISBN 978 3 7774 4427 7 (englisch), 39 Euro in der Ausstellung/49 Euro im #Buchhandel