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Arbeit in der Rente: Zu viele haben Angst vor Altersarmut
Berlin, 10. August 2024
Verena Bentele: »Es zeichnet sich eine Spaltung innerhalb der älteren Generation ab in die gut qualifizierten Fachkräfte, die weiterarbeiten können, und denjenigen, die das nicht schaffen«
Fast jeder Zweite über 50 Jahre kann sich vorstellen, neben der Rente zu arbeiten. Aber: Knapp 1 Drittel (30,5 Prozent) davon gibt als Grund an, dass das Geld im Ruhestand nicht reicht. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts #Civey im Auftrag des Sozialverbands #VDK.
Insgesamt können sich 47,1 Prozent der Befragten grundsätzlich vorstellen, in ihrer Rente zu arbeiten, und 7,8 Prozent tun das bereits. Große Unterschiede zeigen sich allerdings in der Motivation: Während Arbeiter (50,4 Prozent), Geschiedene (46,7 Prozent) und Menschen mit #Kindern im #Haushalt (40,7 Prozent) überdurchschnittlich oft die niedrige Rentenhöhe als Grund angeben, wurde dieser Grund auffallend selten von Beamten (10,2 Prozent), Angestellten (30,5 Prozent) und Menschen mit hohem Bildungsabschluss (27,1 Prozent) genannt.
Sichtbare Unterschiede zeigen sich auch zwischen Ost und West: Während in den ostdeutschen Bundesländern 37,1 Prozent der Menschen angeben, wegen unzureichender Rentenhöhe im Ruhestand arbeiten zu müssen, sind es im ehemaligen Bundesgebiet nur 29,3 Prozent. Ebenfalls zu sehen: Menschen aus Regionen mit niedriger Kaufkraft geben mit 36,1 Prozent an, die unzureichende Rentenhöhe ist ausschlaggebend für Arbeiten in der Rente, in Regionen mit hoher Kaufkraft sind es nur 28 Prozent.
Freude an der Arbeit stand hingegen vor allem bei #Akademikern (70,8 Prozent), Selbstständigen (70,8 Prozent) und #Beamten (64,4 Prozent) als Grund im Vordergrund, im Ruhestand zu arbeiten. Bei #Arbeitern (38,1 Prozent) und Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Ausbildung (44,3 Prozent) tritt der Spaß an der Arbeit hingegen deutlich in den Hintergrund.
VDK Präsidentin Verena Bentele sagt dazu: »Die Zahlen bestätigen die Annahme des VDK, dass die Möglichkeit, neben der Rente zu arbeiten, ungleich verteilt ist: Auf der einen Seite sind jene, die einen hohen Bildungsabschluss und eine Arbeit haben, die gut bezahlt und mit weniger körperlicher Belastung verbunden ist. Und auf der anderen Seite stehen Menschen, die durch ihren niedrigen Abschluss keine gut bezahlten Jobs haben und auf das Weiterarbeiten nach der Rente angewiesen sind. Verloren hat dann, wer das etwa wegen #Krankheit, Pflege von Angehörigen oder körperlich schwerer Arbeit nicht kann. Es zeichnet sich eine Spaltung innerhalb der älteren Generation ab in die gut qualifizierten und gesunden Fachkräfte, die weiterarbeiten können und die Rente als Zusatzeinkommen beziehen, und denjenigen, die das nicht schaffen oder können und auf eine niedrige Rente angewiesen bleiben.
Fast jeden Tag werden derzeit neue Ideen produziert, wie man Rentner zum längeren Arbeiten bewegen kann. Doch vergessen werden dabei diejenigen, die nicht länger arbeiten können. Der VDK fordert eine reformierte Grundrente, eine höhere Erwerbsminderungsrente und mehr Rente für pflegende Angehörige. Die Regierung muss dafür sorgen, dass alle Menschen nach Eintritt in das Rentenalter eine gute und sichere Rente haben. Weiterarbeiten sollten nur die, die es auch wirklich wollen. Altersarmut darf nicht zum eigenen Versagen werden.
Wer im Alter nicht mehr arbeiten kann, wird derzeit doppelt benachteiligt: durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts oder einer Erwerbsminderung und, weil die Vergünstigungen von Rentenbezug und parallelem Erwerbseinkommen nicht in Anspruch genommen werden können. Statt #Rentner mit hohen Abschlägen zu zwingen, länger zu arbeiten, sollten an erster Stelle Arbeitgeber überlegen, wie sie längeres Arbeiten ermöglichen können. Es braucht altersgerechte Arbeitsplätze, attraktive Arbeitszeitmodelle, guten Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung, gute Löhne sowie kontinuierliche Weiterbildungen.«
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat vom 1. bis zum 7. August 2024 online 2.510 Bundesbürger ab 50 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 3,4 Prozentpunkten beim jeweiligen Gesamtergebnis.
Über den VDK
Der Sozialverband VDK ist mit über 2,2 Millionen Mitgliedern die größte sozialpolitische Interessenvertretung Deutschlands. Seit über 70 Jahren kämpft er für soziale Gerechtigkeit, ein solidarisches Miteinander und Chancengerechtigkeit. Der VDK berät seine Mitglieder kompetent zum Sozialrecht und vertritt sie vor den Sozialgerichten. Die 13 Landesverbände sind mit ihren Geschäftsstellen bundesweit vor Ort präsent und organisieren Hilfe und Beratung für die Mitglieder. Mehr …