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Internationaler Protest gegen die Abwicklung der #Alten #Musik an #Weimars #Musikhochschule
»Appell der Zwölf«: Musikprominenz von Gardiner bis Garrett erklärt sich mit dem Institut für Alte Musik solidarisch
Mehr als 30.000 Unterschriften bei einer Online #Petition gegen die Schließung
#Weimar, 26. Juni 2024
Mit einem »Appell der Zwölf« erheben prominente Künstler, Wissenschaftler und öffentliche Musikeinrichtungen ihre Stimme gegen die drohende Schließung des Instituts für Alte Musik an der Weimarer #Hochschule für Musik Franz Liszt. Die Dirigenten Sir John Eliot Gardiner und Ton Koopman, #Bach Forscher und Harvard Professor Dr. Christoph Wolff, Ernst von Siemens Preisträger Prof. Dr. Peter Gülke, Dr. Peter Reidemeister als langjähriger Direktor der Schola Cantorum Basiliensis a. D., Prof. Dr. Michael Maul als Intendant des Bachfests Leipzig, Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann als Präsident der Ständigen Konferenz Mitteldeutsche #Barockmusik (MBM), Teunis van der Zwart als Leiter der Abteilung für Alte Musik am Königlichen Konservatorium in Den Haag, sowie die auch als Professorinnen und Professoren tätigen renommierten Musikerinnen und Musiker Midori Seiler und Gottfried von der Goltz (beide Barockvioline), Dorothee Oberlinger (Blockflöte) und Joachim Held (Laute) postulieren stattdessen eine Erweiterung des Instituts als künstlerische Vision an dieser zentralen Musikeinrichtung in der Bachstadt und Kulturstadt Europas. Allein circa 70 Konzerte und Projekte jährlich, die von Studierenden des Instituts bestritten werden, sind ein Aushängeschild und erheblicher touristischer Faktor.
Außerdem setzt sich der populäre Crossover Violinist David Garrett mit einem persönlichen Votum für den Erhalt des Instituts für Alte Musik als Teil des unverzichtbaren musikalischen Erbes und hochkarätige Ausbildungsstätte ein.
Studenten des Instituts haben am 19. Mai 2024, nach Bekanntwerden der drohenden Abwicklung, eine Online Petition ins Leben gerufen, die bis jetzt mehr als 30.000 Unterschriften erhielt. Sie wurde am 26. Juni 2024 um 9 Uhr dem Präsidium der Hochschule für Musik Franz Liszt überreicht. Am 1. Juli 2024 soll im Rahmen der Hochschulversammlung über die Zukunft des Instituts abgestimmt werden.
Zum Hintergrund
Basis und »Muttersprache« Alter Musik sind die originalen Instrumente in ihrer besonderen Klanglichkeit so dachte und hörte ein Johann Sebastian Bach seine Musik! Die »Originalklang Bewegung« befindet sich seit ihrer Initiierung durch Nikolaus Harnoncourt vor gut 50 Jahren auf einem ungebremsten Siegeszug und ist im internationalen Musikleben live wie auf Tonträgern fest etabliert. Fundierte Fertigkeiten in der Spielpraxis originaler Instrumente oder Kenntnisse über Stilistik der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts gehören jedoch längst auch zur Ausbildung von Studierenden der »klassischen« Orchesterinstrumente an deutschen Musikhochschulen.
Das Institut für Alte Musik in Weimar nimmt seit 16 Jahren eine zentrale Rolle in der kontinuierlichen Pflege und Aufführung der Musik insbesondere des 15. 18. Jahrhunderts ein. So fungiert es als wichtige Stütze renommierter Barockmusikfestivals und kultureller Highlights wie der »Thüringer Bachwochen«, der »Bach Biennale Weimar« oder des »Güldenen Herbst«, es generiert eine lebendige Barockmusikszene im Freistaat mit zahlreichen Ensemblegründungen, es unterstützt die Ausbildung der Orchesterstudiengänge an der Hochschule und nicht zuletzt beschäftigen nahezu sämtliche Thüringer Musikschulen Absolventen des Instituts in stark gefragten Fächern wie zum Beispiel Blockflöte, Violine oder Violoncello.
Geringe Bewerber und Studierendenzahlen werden als Hauptargument für die Schließung angegeben, obwohl solche derzeit die gesamte Musikhochschule Weimar wie auch generell Musikhochschulen deutschlandweit betreffen. Als »höhere Weihen« der Weimarer Hochschulpolitik muss man wohl interpretieren, dass in den Studiengängen der »klassischen« Orchesterinstrumente das Spektrum historischer Aufführungspraktiken in Theorie und Praxis mit Lehraufträgen deutlich erweitert werden soll, während man zugleich die Pforten der gewachsenen Struktur schließen möchte, die genau hierfür als künstlerisches Kompetenzzentrum und Organisationsplattform unabdingbar ist und zudem mit den existierenden Hauptfachstudiengängen ein Garant für exzellente öffentliche Strahlkraft.
So verwirrend die derzeitigen Planungen, so klar wiederum: Mit planerischer Vision und einem fantasievollen Marketingkonzept dürften sich die enormen musikhistorischen Standortvorteile der Weimarer Musikhochschule im Sinne der Alten Musik, nicht zuletzt auch touristisch und ökonomisch, fruchtbar ausbauen lassen. Mit den Worten des Namensgebers und Gründers Franz Liszt: »Ohne Phantasie keine Kunst«.
»Appell der Zwölf«
An die Verantwortungsgemeinschaft der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, vertreten durch ihre demokratisch gewählten Vertreter und Entscheidungsgremien …
In der Überzeugung, dass wir den Klangvorstellungen unserer Komponisten am besten auf einem Instrumentarium ihrer jeweils eigenen Zeit gerecht werden,
in dem Wissen, dass Originalklangkultur im Musizieren auf historisch authentischen Instrumenten daher längst im internationalen Musikleben – im Konzertwesen wie auf den Tonträger und Streaming Märkten – fest etabliert ist,
in dem Bewusstsein, dass diese Originalklangkultur sogar zur Standards setzenden Praxis für die Musik von den Anfängen bis in die klassische Zeit geworden und selbst durch eine sogenannte historisch informierte Aufführungspraxis nicht zu ersetzen ist,
aus der Sorge, dass Nachwuchsmusiker ohne Kenntnis historischer Spielpraktiken deutlich geringere Chancen auf eine Spitzenposition im Musikbetrieb haben werden,
und aus tiefem Respekt vor all denen, die wie Franz Liszt in der Auseinandersetzung mit musikhistorischen Vorbildern wie Johann Sebastian Bach maßgebliche Inspiration für eigenes Schaffen gefunden haben,
appellieren wir Unterzeichnenden dringlich, die Studiengänge der Alten Musik an der Franz Liszt Hochschule Weimar NICHT abzubauen, sondern als integralen Bestandteil der Ausbildung zu bewahren, sie pfleglich zu fördern, ja nach Kräften und Möglichkeiten sogar zu erweitern.
Dabei sind wir uns der Umstände bewusst, dass kurzlebige Markttrends bei Studienbewerbern, Finanzierungsengpässe seitens der öffentlichen Hände oder andere ernsthafte Sorgen und Nöte diese guten Vorsätze erschweren oder behindern könnten. Doch wollen wir gemeinsam standhalten und über den Tag hinausdenken: Solange Originalklangkultur und historisch informierte Spielpraxis nicht durch jeden Lehrer in der klassischen Instrumentalausbildung selbstverständlich vermittelt wird, braucht es die darin kundigen Lehrkräfte im Institut für Alte Musik.
Niemals zuvor hatte die Alte Musik eine so verheißungsvolle, spannende und aufregend kreative Zukunft wie heute!
Sir John Eliot Gardiner, Leiter und Gründer #Monteverdi #Choir, English Baroque Soloists, Orchestre Révolubonnaire et Romanbque
Prof. Godried von der Goltz, Konzertmeister des Freiburger Barockorchesters, Hochschule für Musik Freiburg
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Peter Gülke, Ehrensenator der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Träger des Ernst von Siemens Preises, Mitglied der Akademien in Darmstadt, Mainz und München, Mitglied im Orden Pour le mérite
Prof. Joachim Held, Hochschule für Künste Bremen
Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Präsident der Mitteldeutschen Barockmusik (MBM)
Ton Koopman, Leiter und Gründer des Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Cembalist, Organist
Prof. Dr. Michael Maul, Intendant Bachfest #Leipzig
Professorin Dorothee Oberlinger, #Universität #Mozarteum #Salzburg
Dr. Peter Reidemeister, Direktor der Schola Cantorum Basiliensis a. D.
Professorin Midori Seiler, #Folkwang #Universität der #Künste
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Wolff, #Harvard University und Bach Archiv Leipzig
Teunis van der Zwart, Leiter der Abteilung für Alte Musik am Königlichen #Konservatorium #Den #Haag