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Foto: Egor Kamelev, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Zavamed: Tropische #Mücken in Deutschland – wie groß ist die Gefahr?
Mückenstiche: Wie lassen sie sich erkennen?
#Tropenkrankheiten verlieren ihren exotischen Charakter
Mit welchen #Krankheiten müssen wir rechnen?
Muss ich bei einem Mückenstich einen #Arzt aufsuchen?
Wie groß ist die Gefahr in Deutschland?
Wer ist besonders gefährdet und wie schütze ich mich vor Mückenstichen?
Gehören #Tropenkrankheiten in Europa irgendwann zur Normalität?
Wie bekämpft die Wissenschaft die Ausbreitung?
Berlin, 16. April 2024
Mückenstiche im Sommer: das kennt wohl jeder. Könnte jedoch der harmlose und dennoch unangenehme Insektenstich bald mehr als nur Juckreiz bedeuten? Hierzulande konnten Forscher bereits mehr als 50 verschiedene Mückenarten nachweisen. Nach und nach kommen immer mehr auch exotische Stechmücken nach Deutschland – und mit ihnen das potenzielle Risiko einer Infektion mit einer tropischen Krankheit.
Als Folge des #Klimawandels wird es in Deutschland immer wärmer. Milde Winter und trocken heiße Sommer begünstigen die Ansiedlung und Etablierung von wärmeliebenden Arten, wie Asiatische Tigermücke, Asiatische Buschmücke und Gelbfiebermücke.
Auch die Globalisierung hat einen Einfluss auf die Ausbreitung der tropischen Stechmücken in Deutschland und Europa: Durch den internationalen Handel und die höhere Mobilität der Menschen auf der gesamten Welt steigt die Wahrscheinlichkeit für den versehentlichen Import der fremden Stechmücken, die zum Beispiel über Container auf Schiffen den Weg zu uns finden.
Im nachfolgenden Report informieren wir, woran Sie einen Mückenstich erkennen , wie Sie sich am besten schützen und welche potenziellen Krankheiten von exotischen Mückenarten übertragen werden können.
Mückenstiche: Wie lassen sie sich erkennen?
Ein Mückenstich macht sich vor allem durch lokale Beschwerden bemerkbar.
(Starker) Juckreiz: Das Jucken der Haut ist eine Immunreaktion, die in erster Linie durch den Neurotransmitter Histamin vermittelt wird.
Hautrötung: Ein charakteristisches Merkmal des Mückenstichs ist eine weißliche Mitte, die von einem roten Rand umgeben ist. Nach dem Einstich bildet sich eine Quaddel (oberflächliche Schwellungen der Haut), die in der Regel innerhalb eines Tages in eine Papel (Knötchen, kleine Verdickung der Haut) übergeht. Im Gegensatz zu einem #Wespenstich oder #Bienenstich schmerzt der Mückenstich deutlich weniger. Unsere Grafik zeigt Ihnen, wie Sie unterschiedliche Insektenstiche visuell unterscheiden können:
Insektenstiche erkennen (Mückenstich, Bienenstich, Bremsenstich, Zeckenstich, Wespenstich, Flohbisse, Bettwanzenbisse)
Tropenkrankheiten verlieren ihren exotischen Charakter
Gefahr durch Tropenkrankheiten – das klingt erst einmal weit von uns entfernt. Doch mit den exotischen Stechmücken kommen auch die tropischen Krankheiten nach und nach in Europa und Deutschland an. Zu den exotischen Mücken zählen invasive Arten wie die Asiatischen Tiger und Buschmücken. Doch es gilt, auch auf unsere heimischen Mückenarten zu achten. Denn auch die alteingesessene Stechmücke kann tropische Krankheiten übertragen. Obwohl das Risiko, von tropischen Mücken gestochen zu werden, in Deutschland zunimmt, ist die Gefahr bisher vergleichsweise gering.
Diese tropischen Stechmücken gibt es bereits in Deutschland
Lange Zeit stellten tropische Stechmücken nur eine Gefahr für Reisende in fernen Ländern dar. Doch mittlerweile machen die Exoten unter den Mücken auch vor Deutschland keinen Halt mehr. Folgende tropischen Stechmücken breiten sich bereits bei uns aus …
Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus, auch »Tigermoskito«)
Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus, auch »Japanischer Buschmoskito«)
Koreanische Buschmücke (Aedes koreicus)
Verbreitung tropischer Mücken in Deutschland
Die Asiatische Tigermücke wurde bereits 2007 auf einer Autobahnraststätte bei Bad Bellingen entdeckt, konnte mittlerweile aber auch in München, Frankfurt am Main, Jena und Fürth nachgewiesen werden. In Norddeutschland kommt sie noch nicht vor. Seit 2008 ist die Asiatische Buschmücke auch bei uns zu finden, besonders im Oberrhein Gebiet. Mittlerweile wurde diese Art bereits in fast allen Bundesländern nachgewiesen. Die Koreanische Buschmücke wurde erstmals 2015 im bayrischen Augsburg entdeckt. Mittlerweile gibt es eine Population auch in Wiesbaden (Hessen).
Wussten Sie schon? Das Leibniz Zentrum für Agrarforschung macht mit dem Citizen Science Projekt »Mückenatlas« auf exotische Mückenarten aufmerksam. Hier können Privatpersonen tote Mücken einschicken und dabei mithelfen, die Verteilung der Mücken in Deutschland zu beobachten.
Mit welchen Krankheiten müssen wir rechnen?
Gebietsfremde Mücken schleppen eine Reihe von Erkrankungen ein, die in Deutschland bisher noch nicht verbreitet sind. Darunter befinden sich die folgenden Krankheiten und deren #Symptome …
West Nil Virus, Infektion bleibt bei 80 Prozent der Fälle unbemerkt, grippeähnliche Beschwerden, Hautausschlag bei einigen Patienten, in seltenen Fällen Entzündungen des Gehirns
Japanische Enzephalitis, meist asymptomatischer Verlauf, unterschiedliche Schweregrade bei symptomatischem Verlauf Kopfschmerzen, hohes Fieber und Anzeichen für eine Meningitis, 50 Prozent der schweren Verläufe enden tödlich
Chikungunya Fieber, steht für »der gekrümmt Gehende« aufgrund starker Gliederschmerzen, hohes Fieber für wenige Tage, klingt nach 1 bis 2 Wochen von selbst ab
Zika Virus, meist Verlauf ohne oder mit abgeschwächten grippeähnlichen Symptomen, #Hautausschlag, #Kopfschmerzen, #Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen, Entzündung der Augenbindehaut, #Fieber
Dengue Fieber, äußert sich oftmals als akute, fiebrige Erkrankung, kann sich zu Krankheit mit potenziell tödlichen Komplikationen entwickeln, Verbreitung ist weltweit stark angestiegen
Malaria, fieberhafte Erkrankung, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Fieber und Schüttelfrost, kein Impfschutz vorhanden, kann in bestimmten Fällen unbehandelt zum Tod führen
Gelbfieber, schwere Virusinfektion, tritt in 2 Schüben auf, erst Fieberschub und danach schwere Leberentzündung, etwa 20 Prozent der Patienten sterben an der Leberentzündung, ursächliche, medikamentöse Therapie ist nicht möglich
Stechmücken als Krankheitsüberträger (Gemeine Stechmücke & Gelbfiebermücke, Asiatische Tigermücke & Asiatische Buschmücke)
Muss ich bei einem Mückenstich einen Arzt aufsuchen?
Viele der genannten Krankheiten verlaufen asymptomatisch und bleiben oft unbemerkt. Auch die Tatsache, dass etliche der von tropischen Mücken übertragbaren Krankheiten Grippesymptomen stark ähneln, kann schnell zu falschen Schlüssen führen.
»Mückenstiche müssen in der Regel nicht von einem Arzt behandelt werden, da die typischen Symptome (Juckreiz und Rötung der Haut) nach einigen Tagen meist von selbst wieder abklingen und verschwinden. Wichtig ist, sich nicht zu kratzen, damit sich die Einstichstelle nicht entzündet. Um den Juckreiz zu lindern, können Sie diese zum Beispiel mit einem Eiswürfel kühlen. Achten Sie jedoch auf weitere Symptome wie plötzlich auftretendes Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Gliederschmerzen, Durchfall oder Schüttelfrost, die in Zusammenhang mit einem Mückenstich stehen könnten. Dies trifft besonders zu, wenn Sie die Symptome nach einer Reise aus einer tropische oder subtropische Regionen feststellen«, so Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei #ZAVA Deutschland.
Wie groß ist die Gefahr in Deutschland?
In #Mitteleuropa und #Nordeuropa gelten Mückenstiche noch als harmlos. Die Wahrscheinlichkeit, eine Mücke mit einem subtropischen Krankheitserreger zu erwischen, ist noch sehr gering. Eine Übertragung von Krankheitserregern durch die Asiatische Tigermücke ist etwa nur möglich, wenn diese Art der Stechmücken in ausreichender Dichte zeitgleich dort auftreten, wo sich infizierte Personen aufhalten. Dafür muss es geeignete klimatische Bedingungen geben: sowohl für die Entwicklung der Stechmücke als auch für die des Erregers.
Sich in Deutschland Stiche von tropischen Mücken einzufangen, war vor einigen Jahren beinahe ausgeschlossen. Das Robert Koch Institut (RKI) erfasste 2019 erstmals 5 Erkrankungen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West Nil Virus in Deutschland. Die Übertragung könnte auf heimische Mücken zurückgeführt werden. 2020 waren es 20 Infektionen, darunter auch ein Todesfall.
Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, da aufgrund des leichten Verlaufs die Erkrankung oft nicht erkannt und somit auch nicht erfasst wird.
Exemplarisch dafür ist ebenfalls das Dengue Fieber, das sich mittlerweile auch in Deutschland immer mehr ausbreitet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stieg die Anzahl weltweit registrierter Fälle in den letzten 50 Jahren um das 30 fache. Viele Reisende bringen diese Viren aus ihren Urlauben in Südostasien oder Südamerika mit, was den Anstieg der Infektionen auch in Deutschland erklärt. Wie viele Fälle durch in Deutschland lebende Stechmücken verursacht worden sind, ist derzeit nicht messbar.
Wie sich dieses Phänomen in Zukunft weiterentwickelt, bleibt abzuwarten.
Wer ist besonders gefährdet und wie schütze ich mich vor Mückenstichen?
Zwar verlaufen viele der von tropischen Stechmücken übertragbaren Krankheiten ohne Symptome, jedoch kann es in seltenen Fällen auch zu schweren Verläufen kommen. Ältere oder vorerkrankte Menschen sind hier stärker gefährdet: 1 von 100 Betroffenen entwickelt ein schweres Krankheitsbild. Die Erkrankungen sind jedoch nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Für schwangere Frauen stellt das Zika Virus ein hohes Risiko dar: Es kann zu Fehlgeburten oder Fehlbildungen beim ungeborenen Kind kommen. Bisher stecken sich jedoch eher Reisende in tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente an. Hier gibt es einige bekannte Zika Virus Ausbrüche. Im Oktober 2019 wurden laut dem RKI vereinzelte, durch Mücken übertragene, Zika Virus Infektionen in Südfrankreich bekannt. Dennoch ist eine Ausbreitung in Deutschland derzeit eher unwahrscheinlich, da die betroffene Mückenart in Deutschland aktuell noch nicht vorkommt.
Die beste Maßnahme gegen subtropische Krankheiten ist, sich gar nicht erst stechen zu lassen.
»Zum Schutz vor Mückenstichen lohnt es sich auf stark parfümierte Produkte zu verzichten und sich regelmäßig zu duschen, da Mücken von starken Gerüchen angezogen werden. Körperbedeckende und möglichst helle Kleidung wie etwa lange Hosenbeine und langärmelige Oberteile zu tragen, ist auch sehr sinnvoll. Derzeit erhältliche Anti Mücken Sprays oder Cremes aus der Apotheke helfen gut, um Mückenstichen in Deutschland vorzubeugen. Für tropische Reiseziele sind stärkere Moskitomittel empfehlenswert, zum Beispiel Sprays mit dem hochwirksamen Wirkstoff DEET. Ebenso bieten Insektengitter oder imprägnierte Moskitonetze einen angemessenen Schutz«, Dr. med. Ulrike Thieme, Ärztin und Medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland.
Gehören Tropenkrankheiten in Europa irgendwann zur Normalität?
Weltweit wird es wärmer. Auch in tropischen Ländern steigen die Temperaturen. Jedoch so sehr, dass es beispielsweise für die Asiatische Tigermücke irgendwann zu warm ist. Diese verträgt nämlich nur 29 Grad Celsius. So könnte sich die Tigermücke in Zukunft in anderen Gebieten etablieren, wie beispielsweise in Europa.
#Klimawandel und #Globalisierung machen europäische Länder für tropische Stechmücken attraktiver. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Fälle von tropischen Erkrankungen nach oben entwickelt. Vor Epidemien sollten wir allerdings keine Angst haben. Die medizinische Versorgung in Europa ist sehr gut und die meisten Tropenkrankheiten lassen sich behandeln.
Wie bekämpft die Wissenschaft die Ausbreitung?
Die Forschung und Entwicklung neuer Impfstoffe ist eine Maßnahme, um der Verbreitung tropischer Krankheiten entgegenzusteuern. Forscher arbeiten schon lange an verschiedenen Methoden, um die Ausbreitung der Tiere zu verhindern. Dazu gehören die Entwicklung von Impfstoffen, jedoch auch Versuche mit gentechnisch veränderten Mücken scheinen erste Erfolge zu zeigen.
Die Ausbreitung von tropischen Stechmücken in Europa ist eine Tatsache, die sich nicht leugnen lässt. Es gibt dennoch keinen Grund, in Panik zu verfallen. Eine Mischung aus Präventionsmaßnahmen, Sensibilisierung von Ärzten und wissenschaftlicher Schritte hält die Wahrscheinlichkeit einer zu raschen Ausbreitung sehr gering. Klimawandel und Globalisierung begünstigen allerdings die Ausbreitung, weswegen ein Anstieg der Tropenkrankheit in Deutschland und Europa zu erwarten ist. Mehr …