Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Die Vorstellungen aus Teilen der »Generation Z« über die #Arbeitswelt sind Ergebnis einer Laissez Faire Erziehung
Dennis Riehle, #Konstanz, 22. März 2024
Die sogenannte »Generation Z« beklagt sich immer wieder über die Arbeitsbedingungen von heute und stellt ständig steigende Ansprüche und Erwartungen an Beruf und Job. Darauf entgegnet der Leiter der Beratungsstelle »FamilienKnäuel"«, Dennis Riehle (Konstanz), wie folgt …
Es ist durchaus bezeichnend, dass junge Menschen denjenigen Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein scheinen, die viele Alterskohorten vor ihr problemlos und ohne Meckern gemeistert haben. Zweifelsohne ist die Arbeitswelt komplexer geworden – und die Erwartungen sind heute andere als noch vor 20 Jahren. Und doch wäre es einigermaßen tendenziös und zu kurz gegriffen, die Erschöpfung dieses sich als Opfer des kapitalistischen Systems stilisierenden Nachwuchses nach einer 40 Stunden Woche allein auf die Mühseligkeit des Jobs zurückzuführen. Viel eher muss man fragen: Was ist mit diesen Heranwachsenden passiert, dass sie selbst den bislang gängigen und normalen Belastungen des beruflichen Alltags nicht mehr gewachsen sind? Woher kommt die Jämmerlichkeit, dass sich Empören und Beschweren über vermeintliche Überforderung? Und woran liegt es, dass es wohl nur ein besonderer Teil der sogenannten »Generation Z« ist, der sich eher nach Bequemlichkeit sehnt – statt Erfüllung in der #Arbeit zu finden? Schlussendlich komme ich zu meinem persönlichen Fazit, dass insbesondere die Erziehung versagt hat. Da wurden die Kleinsten in #Watte gepackt, gepampert und von aller Konfrontation ferngehalten. Probleme und Krisen wurden ihnen erspart. Man wollte ihnen alles recht machen, karrte sie täglich bis vor die Schultür, brachte ihnen beim Schnupfen das #Essen ans #Bett, gewährte ihnen #Taschengelderhöhung nach deren Wunsch. Und alles nur, weil man nicht loslassen kann, überbesorgt ist und deshalb auch überbehütet. #Antiautoritarismus und #Regellosigkeit sind im Trend gewesen, weil man noch immer einer #Laissez #Faire #Mentalität anhing, mit der man meinte, es besser zu machen als diejenigen, die im anderen Extrem noch immer Ohrfeigen verteilten oder Stubenarrest aussprachen. Beides scheint nicht der richtige Weg, um jemanden gedeihen zu lassen.
Deshalb ist es nicht förderlich, sich dem Hype von »Mein Kind der #Überflieger« anzuschließen. Mütter kreisen als beschützender Helikopter um sie her, ließen sie zu Erkenntniszwecken nie einmal auf die heiße Herdplatte fassen, lasen ihnen alle Träumereien und manche Spinnereien als gesetzt von den Lippen ab, beschwerten sich bei den Lehrern über zu schlechte Noten, gestanden ihnen unendliche Selbstfindungsphasen zu – und bestärkten sie in einem antinormativen und antisozialen Verständnis der unendlichen Eigenbestimmtheit und theatralischen Egozentrik. Doch dieser überzogene Liberalismus, der die wichtigen Worte »du sollst«, »du musst« oder »du kannst nicht« aus dem Vokabular strich – und damit suggerierte, dass sich die Jüngsten alle Zeit zur persönlichen Entwicklung in der Hängematte nehmen können, beförderte zuletzt ein rebellisches, trotziges und naives Verhalten, welches mit dem Totschlagargument der »Work Life Balance« verteidigt wurde. Den Mehrwert von Arbeit, der weit über den monetären Lohn zur Existenzsicherung hinausgeht, können diese Nachkömmlinge offenbar nicht erfassen. Dass sie allein in der Freizeit, im Chillen und Herumhängen irgendeinen Lebenssinn finden werden, ist nicht zu erwarten. Sie vertun ihre Chance, ihrem Dasein durch Beschäftigung, Aktivität und Leidenschaft nicht nur Ablenkung, sondern vor allem Bestätigung zu geben. Es geht nicht um eine größtmögliche quantitative Leistung, sondern um die Erfahrung der Selbstwirksamkeit von eigendefiniertem Erfolg. Ohne Zweifel: Im 21. Jahrhundert können wir erwarten, dass Berufe weniger stereotyp und stupide sind, weil wir durch Automatisierung, Mechanisierung und Technologisierung den Menschen von manch unsinniger Betätigung befreien können. Gerade aber deshalb ist die Ausrede, sich prinzipiell mit allerlei Arbeit überfordert zu fühlen, nicht mehr glaubwürdig.
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