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Brot für die Welt: Tourismus darf nicht zum Feigenblatt autokratischer Staaten werden

Brot für die Welt: #Tourismus darf nicht zum Feigenblatt autokratischer Staaten werden

Berlin, 3. März 2024

Weltweit werden die Spielräume der Zivilgesellschaft enger. Autoritäre Staaten sind auf dem Vormarsch – viele von ihnen werben massiv um internationale #Reisende – auch auf der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Gerade in Reiseregionen mit schwierigen politischen Verhältnissen ist die Tourismuswirtschaft gefragt, der Zivilgesellschaft zuzuhören. »Wir erleben an vielen Tourismus Zielen weltweit, dass Regierungen ihre Kritiker einschüchtern. Unternehmen, die sich nicht zu Komplizen von Repressionen und Gewalt machen wollen, sollten Kommunikationskanäle mit lokalen NGOs öffnen, um Lösungen für Probleme zu finden«, fordert Antje Monshausen, Referatsleiterin für #Wirtschaft und Nachhaltigkeit bei Brot für die Welt. »Sonst wird der Tourismus zum Feigenblatt autoritärer Staaten, der den Menschen vor Ort schadet und nicht nutzt.«

Mehr als 85 Prozent der Weltbevölkerung leben in Staaten, die den Handlungsspielraum der Zivilgesellschaften stark einschränken. Das zeigt der jährlich erscheinende Atlas der Zivilgesellschaft von Brot für die Welt. Viele der Länder sind touristisch attraktiv. Doch Menschen, die sich etwa gegen den Bau von Tourismusressorts auf indigenen Territorien wehren oder für bessere Arbeitsbedingungen in Hotels auf die Straße gehen, werden vielerorts unterdrückt. Das schadet auch dem Tourismus – kein anderer Wirtschaftsbereich ist so sehr auf die Unterstützung der lokalen Bevölkerung angewiesen.

»Gerade in autoritären Staaten sollten sich Unternehmen nicht darauf zurückziehen, dass der Staat ohnehin zu wenig für die Menschenrechte tut«, sagt Monshausen. »Vielmehr sind Unternehmen auch dort dafür verantwortlich, nicht zu Menschenrechtsverletzungen beizutragen.« Seit der Einführung des deutschen Lieferkettengesetzes sehe man, dass Unternehmen aktiver würden. Von den mehr als 2.000 deutschen #Reiseveranstaltern fallen aber weniger als 10 unter das deutsche Gesetz. Kleine und mittelständische Unternehmen, die sich auch heute schon – ohne gesetzlichen Zwang – mit der Zivilgesellschaft austauschen, fordern die Einführung eines starken europäischen Lieferkettengesetzes, damit ihre Konkurrenten nicht weiterhin Wettbewerbsvorteile durch schlechte Arbeitsbedingungen oder massive Umweltschäden haben. 

»Vorreiter #Unternehmen haben erkannt, dass es besser ist, von den richtigen kritisiert zu werden, als von den falschen Applaus zu bekommen. Kritik, verbunden mit dem ehrlichen Interesse an positiver Veränderung, ist für diese Unternehmen ein Gewinn«, sagt Monshausen. »Es wird Zeit, dass dies auch Regierungen, die langfristig auf Tourismus setzen, erkennen und in den aktiven Austausch mit der Zivilgesellschaft gehen, anstatt Kritiker mundtot zu machen«, so die Forderung von Antje Monshausen, die sie im Rahmen ihres Impulsvortrags beim »Diversity and Inclusion Track« des ITB Kongresses am 6. März 2024 um 11.50 Uhr erläutern wird. 

Messestand auf der #ITB

Mit der Arbeitsstelle »Tourism Watch« setzt sich Brot für die Welt für faires und verantwortungsvolles Reisen ein. Auch in diesem Jahr ist Brot für die Welt Tourism Watch auf der internationalen Tourismusbörse ITB vertreten – Stand 201, Halle 4.1.

Veranstaltungen mit Brot für die Welt auf der ITB

  1. Am Dienstag, 5. März 2024, von 11.45 bis 12.15 Uhr, auf der »Green Stage« des ITB Kongress wirft Antje Monshausen, Referatsleiterin Wirtschaft und Nachhaltigkeit bei Brot für die Welt, mit ihrer Keynote einen Blick auf die Zivilgesellschaft im Tourismus. Unter dem Titel »Civic Space Under Siege – The Future of Tourism as a Freedom Economy« betrachtet sie auch Entwicklungen auf globaler Ebene im Superwahljahr 2024, in dem mehr als 2 Milliarden Menschen zu nationalen Wahlen an die Wahlurnen eingeladen sind.

  2. Brot für die Welt stellt am Donnerstag, 7. März 2024, von 14.30 bis 15 Uhr auf der »Lighthouse Stage« in Halle 4.1, unter dem Titel »Protecting Children in International Voluntourism. Current Status in Germany and Worldwide« die gemeinsam mit ECPAT Deutschland durchgeführte Marktanalyse der deutschen Voluntourismus Branche vor.

Publikationen von Tourism Watch bei Brot für die Welt

  1. Das Policy Paper »Kinderschutzrisiken im Voluntourismus minimieren« stellt eine Ende 2023 durchgeführte Analyse des deutschen Voluntourismusmarktes vor. Das Paper beleuchtet den aktuellen Umgang deutscher Anbieter mit Kinderschutzrisiken und liefert Best Practice Beispiele aus anderen Ländern. Basierend auf diesen Beispielen werden Empfehlungen zur politischen Gestaltung hierzulande präsentiert. Mehr

  2. Der »Wegweiser durch den Labeldschungel« stellt 24 glaubwürdige Nachhaltigkeitszertifikate vor und erläutert, worauf Reisende und Interessierte achten sollten, wenn sie nachhaltige Reisen buchen möchten. Herausgeber sind Arbeitskreis #Tourismus und #Entwicklung (»Akte«), #Ecotrans, die Naturfreunde Internationale und Tourism Watch bei Brot für die Welt. Mehr

  3. Vierteljährlich erscheint der »Tourism Watch Informationsdienst« mit Hintergrundberichten zu Tourismus in Entwicklungsländern. Die vergangenen 3 Ausgaben beleuchteten die Themen …

    1. Nummer 115 »Klimagerechtigkeit« (02/2024), mehr

    2. Nummer 114 »Tourismus« in den SDGs (09/2023), mehr

    3. Nummer 113 »Sozialunternehmen im Tourismus« (07/2023), mehr

    4. Das »Welt Journal Tourismus – zwischen Wunsch und Wirklichkeit« liefert auf 44 Seiten Analysen und Infografiken über einen der dynamischsten Wirtschaftssektoren der Welt. Politische Forderungen und Stimmen von Brot für die Welt Partnerorganisationen aus aller Welt runden die Publikation ab. Mehr

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