Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Les Levine, »Diamond Brooch Series, No. 2«, um 1979, Farbradierung auf Büttenpapier, circa 79 mal 53 Zentimeter, Copyright Les Levine, VG Bild Kunst, Bonn 2024, Foto: N. B. K. »dotgain.info«, Bild: Neuer Berliner Kunstverein, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
#Neuer #Berliner #Kunstverein: Les Levine, »Diamond Mind«, N. B. K. Showroom, 2. März bis 28. April 2024
Berlin, 26. Februar 2024
Der Konzeptkünstler und Videopionier Les Levine (geboren 1935 in Dublin, lebt und arbeitet in New York) gilt als eine der prägenden Figuren der New Yorker und internationalen Kunstszene. Levines eklektisches #Œuvre erstreckt sich von Installationen über Fotografien, Videos, Performances und Publikationen bis hin zu Arbeiten auf Plakaten und Werbetafeln im öffentlichen Raum. Als einer der ersten Künstler arbeitete er ab Mitte der 1960er Jahre mit der Sony Portapak Kamera und entwickelte 1968 mit Iris die erste Closed Circuit Videoinstallation. Bewusst entzog sich Levine Kategorisierungen oder Vereinnahmungen durch den Kunstmarkt. Seine Arbeiten eint eine kritische Auseinandersetzung mit Phänomenen und Funktionsweisen der Massenmedien und der Popkultur sowie eine ausgesprochene Abgrenzung von einem L’art pour l’art Kunstbegriff.
Levine betrachtet Kunst als soziales System, das er immer wieder mit ironischen und provokativen Setzungen infrage stellt. Nachdem er in den 1960er Jahren mit raumgreifenden Installationen, Environments sowie Serien sogenannter Disposable Art („Wegwerf Kunst“) international bekannt wurde, galt sein Interesse ab den 1970er Jahren zunehmend elektronischen Medien und dem öffentlichen Raum. Die Ausstellung im N. B. K. Showroom zeigt I Am An Artist (1975) und die titelgebende Arbeit Diamond Mind (1977) – zwei zentrale Videoarbeiten Levines aus der Sammlung des N. B. K. Video Forums – sowie ein Kompendium an Drucken. Es ist die erste Präsentation von Arbeiten des Ausnahmekünstlers in einer deutschen Institution seit über 15 Jahren.
»I Am An Artist« zeigt Levine, wie er die berühmte Bowery Street in Manhattan hinunterläuft, die zu jener Zeit insbesondere durch sozial benachteiligte Nachbarschaften und die künstlerische Bohème geprägt war. Der Künstler wird kontinuierlich von der Kamera verfolgt, während er sich immer wieder direkt an diese wendet und wiederholt: »I am an artist, I don’t want to be involved …«. Passanten und deren Reaktionen auf die Performance ignoriert er weitgehend. Wie in den meisten seiner Arbeiten evoziert Levine auch hier offene Situationen und Aussagen, die die Betrachter herausfordern und involvieren.
Levines künstlerisches Interesse gilt einem medialen »Framing«, das die menschliche Wahrnehmung und Erfahrungswelt prägt. Entsprechend bezeichnet er sich selbst als »Medienbildhauer« und versteht Medien als natürliche Ressource, die es zu formen gilt, um Veränderungen zu bewirken und unsere Umwelt zu verstehen. Zudem erscheint ihm die Nutzung von Massenmedien und ihren kommunikativen Strukturen besonders dienlich, um eine große Zahl von Menschen – auch jenseits des Kunstbetriebs – zu erreichen. Es ist sein erklärtes Anliegen, sich von einer Objekthaftigkeit der Kunst zu lösen, um eine möglichst direkte Ansprache auf »informationeller« Ebene zu erlangen.
Das Spiel mit Sprache und Bild nimmt in Levines Arbeiten eine zentrale Rolle ein. Die für die Ausstellung im N. B. K. Showroom titelgebende Arbeit Diamond Mind basiert auf einer Closed Circuit Performance des Künstlers in einem New Yorker Aufnahmestudio. Das Video zeigt den Künstler und einen Videoeditor vor mehreren Monitoren, auf denen sie live die Aufnahmen von sich selbst im Raum betrachten. Der Videoeditor überlagert das Videobild in unterschiedlichen Rhythmen mit einer Reihe von Entwurfszeichnungen für Broschen und Armbanduhren, die aus Levines erster Tätigkeit als Schmuckdesigner in Toronto stammen. Während der Künstler laut über seine Erfahrungen aus dieser Zeit nachdenkt, wird wiederholt eine Art Abschiedsdialog rezitiert, der auch als Text im Bild eingeblendet ist. Die autobiografischen Bezüge gehen über in eine allgemeine Reflexion über den Prozess des Bildermachens, über Festhalten und Loslassen sowie die Bedeutung von Bildern für die Entwicklung des Selbst. „Diesen Prozess oder die Bildmodulation des Selbst zu verstehen, ist wie die Entdeckung eines Diamanten im Geist“, so Levine. Dabei bezieht er sich auch kritisch auf den Kunstbetrieb, der Künstler*innen häufig die Weiterführung eines spezifischen Stils zur besseren Vermarktung nahelegt. Zugleich eröffnet Diamond Mind „live“ Einblick in die Gedankengänge des Künstlers, die, wie der Videoloop, weder Anfang noch Ende zu haben scheinen und immer um dieselben Fragen kreisen.
Les Levine emigrierte nach seinem Studium an der Central School of Arts and Crafts in London 1958 nach Kanada, wo er zunächst als Schmuckdesigner und Prozessgestalter arbeitete. Seit 1964 lebt er in New York. Er realisierte über 100 Einzelausstellungen weltweit und war unter anderem Teilnehmer der »documenta« (1977 und 1987) sowie der #Venedig #Biennale (2001). Levine lehrte als Professor an mehreren Universitäten in den USA und Kanada, hielt international Vorträge und schrieb als Autor für Zeitschriften wie »The Village Voice«, »Art in #America« oder die »Saturday Review«. In den Jahren 1974 und 1980 wurde Levine mit dem National Endowment for the Arts Fellowship ausgezeichnet. Er gründete 1970 das konzeptuelle Kunstprojekt Museum of Mott Art, Inc., eine beratende Organisation für die Künste und verwandte Berufe in New York, deren Präsident er bis heute ist. Sein Werk ist in zahlreichen Sammlungen internationaler Museen vertreten, darunter The Museum of Modern Art, New York; National #Gallery of Australia, Canberra; National Gallery of Canada, Ottawa; Centre Pompidou, Paris; The Whitney Museum of American Art, New York.
2. März bis 28. April 2024, dienstags bis freitags 12 bis 18 Uhr, donnerstags 12 bis 20 Uhr, Eröffnung Freitag, 1. März 2024, 19 Uhr, Kuratorin Anna Lena Seiser, mehr …