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IG BAU legt »Asbest Charta«, 48.800 Wohnhäuser im Kreis Gütersloh sind »Asbest Fallen« bei SanierungZoom Button

So läuft Asbest Sanierung: Overall, Atemschutzmaske, Handschuhe und dazu noch eine Schutzbrille. »Komplettschutz ist ein Muss«, sagt die Bau Gewerkschaft. Foto: Alireza Khalili, IG BAU, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

IG BAU legt »Asbest Charta«, 48.800 Wohnhäuser im Kreis Gütersloh sind »Asbest Fallen« bei Sanierung

IG BAU legt »Asbest Charta« vor und verlangt Förderprogramm »Asbest Sanierung«, Warnung vor »Asbest Welle«: 48.800 Wohnhäuser im Kreis Gütersloh sind »Asbest Fallen« bei Sanierung

Bielefeld, 13. November 2023

Tonnen von Baumaterial mit Asbest stecken im Kreis Gütersloh in Altbauten. »Von 1950 bis 1989 kamen Asbest Baustoffe intensiv zum Einsatz. Es ist davon auszugehen, dass es in jedem Gebäude, das in dieser Zeit gebaut, modernisiert oder umgebaut wurde, Asbest gibt. Mal mehr, mal weniger«, sagt Sabine Katzsche Döring von der #IG #Bauen #Agrar #Umwelt (IG BAU). Sie spricht von »Asbest Fallen« und nennt Zahlen: »In den 4 ›Asbest Jahrzehnten‹ wurden im Kreis Gütersloh rund 48.800 Wohnhäuser mit 88.400 Wohnungen neu gebaut.

Das sind immerhin 54 Prozent aller Wohngebäude, die es heute im Kreis gibt. Dazu kommen noch Gewerbegebäude, Garagen, Ställe und Scheunen in der #Landwirtschaft.« Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Ostwestfalen Lippe verweist dabei auf die »Situationsanalyse Asbest«, die die Bau Gewerkschaft beim Pestel Institut (Hannover) in Auftrag gegeben hat. »Asbest ist ein krebserregender Stoff. Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich trotzdem erst einmal keine Sorgen machen. Erst bei Sanierungsarbeiten wird es kritisch. Dann kann Asbest freigesetzt und damit zu einem ernsten Problem werden«, sagt Sabine Katzsche Döring. Sie warnt vor einer »unsichtbaren Gefahr«, wenn #Altbauten zu Baustellen werden: »Alles fängt mit Baustaub und dem Einatmen von Asbestfasern an. Bauarbeiter und Heimwerker haben kaum eine Chance, diese Gefahr zu erkennen.« Bis zu 30 Jahre dauere es, ehe es zur tragischen #Diagnose komme: Asbestose – mit Lungenkrebs, Bauchfellkrebs  oder Kehlkopfkrebs. Zum Komplett Schutz bei einer Sanierung mit Asbest Gefahr gehöre daher immer mindestens eine FFP3 Atemschutzmaske. Ebenso ein Muss: Overall, Schutzbrille und Handschuhe.

»Altbauten im Kreis #Gütersloh sind ein tonnenschweres Asbest Lager. Die krebserregende Mineralfaser steckt in vielen Baustoffen. Die ›Asbest Fallen‹ lauern überall: Asbest ist oft im Putz und sogar in Spachtelmassen und Fliesenklebern. Vor allem aber im Asbest Zement. Daraus wurden vorwiegend Rohre, Fassadenverkleidungen und Dacheindeckungen gemacht. Eternit war typisch für den Westen, Baufanit für den Osten«, sagt Sabine Katzsche Döring. Ein großes Problem sei Spritz Asbest: »Hier sind die Asbestfasern schwächer gebunden. Sie können deshalb leichter freigesetzt werden. Vor allem Aufzugsschächte sowie Schächte mit Versorgungs und Entsorgungsleitungen wurden früher intensiv mit Spritzasbest verkleidet«, erklärt Katzsche Döring.

Die IG BAU Ostwestfalen Lippe spricht von einer neuen »Asbest Gefahr«: »Wir stehen am Anfang von 3 Sanierungsjahrzehnten. Die energetische Gebäudesanierung wird enorm an Fahrt aufnehmen. Um die #Klimaschutzziele zu erreichen, wird auch im Kreis Gütersloh in den nächsten Jahren ein Großteil der Altbauten ›angefasst‹.« Dabei bleibe es in den meisten Fällen nicht bei einer reinen Energiespar Sanierung: »Wohnhäuser werden modernisiert, seniorengerecht und familiengerecht umgebaut. Es wird angebaut und aufgestockt, um mehr Wohnraum zu bekommen«, so Katzsche Döring.

Mit der Sanierungswelle drohe deshalb jetzt auch eine »Asbest Welle« auf dem Bau. »Sie ist eine Gefahr – für Bauarbeiter genauso wie für Heimwerker«, sagt die Bezirksvorsitzende der Bau Gewerkschaft. Aber IG BAU und Pestel Institut geben auch Entwarnung. Für die Menschen, die in Wohngebäuden leben, die mit asbesthaltigen Baustoffen gebaut wurden, haben sie eine klare Botschaft: »Eine unmittelbare Gefährdung für die #Gesundheit gibt es nicht.« Bei einer Sanierung im bewohnten Zustand sei es allerdings wichtig, mit »allergrößter Sorgfalt professionell vorzugehen«, mahnen Sabine Katzsche Döring und der Leiter des Pestel Instituts, Matthias Günther.

Die IG BAU will der drohenden »Asbest Welle« auf dem Bau jetzt mit einem Maßnahmenpaket entgegentreten. Die Bau Gewerkschaft hat dazu eine bundesweite »Asbest Charta« mit zentralen Forderungen für mehr Schutz vor Asbest vorgelegt. Der 5 Punkte Katalog kann bei der IG BAU Ostwestfalen Lippe angefordert werden, E Mail bielefeld@igbau.de. »Es geht dabei um bessere Informationen über Asbest Gefahren bei Gebäuden, um die Förderung von Asbest Sanierungen und vor allem auch um konsequenten #Arbeitsschutz. Denn der bevorstehende Sanierungsboom darf nicht zu einer Krankheitswelle führen«, warnt Sabine Katzsche Döring.

Die Gewerkschafterin fordert einen Schadstoff Gebäudepass mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die jeweilige Asbest Belastung eines Gebäudes. »Jeder Bauarbeiter und jeder Heimwerker muss wissen, auf was er sich einlässt, wenn er Fliesen abschlägt, Wände einreißt oder Fassaden saniert«, so Sabine Katzsche Döring. Sie plädiert außerdem für eine staatliche Sanierungsprämie. Dazu müsse der Bund ein KfW Förderprogramm »Asbest Sanierung« schaffen. »Das hilft, Kosten abzufedern, die bei einer – beispielsweise energetischen oder altersgerechten – Gebäudesanierung in asbestbelasteten Wohnhäusern zusätzlich entstehen. Außerdem ließe sich damit auch eine ordnungsgemäße Entsorgung von alten Asbest Baustoffen sicherstellen«, so die Vorsitzende der IG BAU #Ostwestfalen #Lippe.

Die Gewerkschaft fordert deshalb eine intensive Asbest Aufklärung: »Bauarbeiter und Heimwerker müssen wissen, wie der optimale Schutz vor Asbest aussieht. Und das muss den Menschen in der Sprache gesagt werden, die sie verstehen – den ausländischen Beschäftigten also auch in ihrer Muttersprache«, so Sabine Katzsche Döring. Sie fordert deshalb eine Informationskampagne des Bundes und der Länder. Die heimischen Bundestagsabgeordneten seien jetzt am Zug, den drohenden Gefahren einer »Asbest Welle« rechtzeitig mit einem effektiven Maßnahmenpaket entgegenzutreten. Die Dimension und damit auch die Gefahr, die vom Asbest ausgehe, sei gewaltig: Insgesamt sind nach Angaben des Pestel Instituts von 1950 bis 1990 bundesweit rund 4,35 Millionen Tonnen Asbest (Ost und Westdeutschland) importiert worden. Daraus seien rund 3.500 Produkte hergestellt worden – die meisten davon für den Baubereich: Knapp 44 Millionen Tonnen asbestbelastetes Baumaterial stecken bundesweit im Gebäudebestand. In den vergangenen 10 Jahren sind nach Angaben der IG BAU 3.376 Versicherte der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) an den Folgen einer asbestbedingten Berufserkrankung gestorben – darunter allein 320 Baubeschäftigte im vergangenen Jahr.


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