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Hanau, Kaufhof. Foto: Stadt Hanau, Visualisierung »a2b.graphics« für RKW Architektur Plus, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Stadt Hanau erwirbt Kaufhof Immobilie

Stadt Hanau erwirbt Kaufhof Immobilie

  • »Eine der besten Adressen in Hanau«

  • »Große Chance für Stadtentwicklung«

  • Kaufpreis 25 Millionen Euro

  • Finales Nutzungskonzept wird 2024 erstellt

Hanau, 26. September 2023

»Der Kaufhof in Hanau ist nicht nur einfach ein Gebäude, sondern ein geschichtsträchtiges Symbol unserer Innenstadt. Deshalb können und werden wir nicht einfach zuschauen, was mit dem Gebäude nach der geplanten Schließung passiert. Wir nehmen unsere Verantwortung für die Innenstadt wahr, kaufen die Immobilie und werden dort einen Ort schaffen, an dem sich Menschen treffen und an dem sie etwas Besonderes erleben können«, so Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky.

Der klaren Ansage von Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky, die Kaufhof Immobilie in der Innenstadt zu erwerben, damit »keine Brache in 1 A Lage« entsteht, folgten am Montag nun die nächsten wichtigen Schritte: Der Magistrat der Stadt Hanau stimmt dem Ankauf in seiner gestrigen Sitzung am Morgen zu, am Abend wurden die detaillierten Untersuchungen und Pläne der Öffentlichkeit im Struktur und Umweltausschuss vorgestellt. Am kommenden Montag (2. Oktober 2023) wird die entsprechende Nachtragssatzung für den städtischen Haushalt auf den Weg gebracht. Final entscheiden wird die Stadtverordnetenversammlung am 16. Oktober.

1929 wurde der Kaufhof in Hanau als Tietz AG gegründet, im Mai 1957 wurde am jetzigen Standort der Neubau begonnen, am 27. November 1957 eröffnete Kaufhof am Marktplatz. Am 13. März 2023 verkündete der Galeria Karstadt Kaufhof Konzern die Schließung von mehr als 50 Häusern in Deutschland. Darunter auch die Filiale in Hanau. Direkt an dem Tag positionierte sich Hanau. Oberbürgermeister Kaminsky sagte den Beschäftigten zu, ihnen zur Seite zu stehen, traf sich 2 Tage später erstmals mit dem Hanauer Kaufhof Betriebsrat.

Kaminsky kündigte zudem bereits am 13. März an, den Erwerb der Immobilie voranzutreiben: »Wichtig ist jetzt, dass wir die Verantwortung übernehmen, wir können die Immobilie nicht den freien Marktkräften überlassen. Hier muss die soziale Marktwirtschaft greifen. Der Plan heißt nun, das Haus in der Innenstadt zu übernehmen, ins Eigentum zu kommen.« Er setzte eine Experten Runde um Stadtentwickler Martin Bieberle ein, welche die Fragen nach Bausubstanz, Finanzierung, Brandschutz, Statik und weiteren Bausteinen klärte. Die Fachleute aus der Unternehmung Stadt Hanau und externen, teilweise bereits beim Stadtumbau involvierten Spezialisten, bewerteten auch die städtebaulichen Aspekte. Parallel wurden die Vertragsverhandlungen mit dem Eigentümer, dem Immobilienfonds KH Hanau S. C. S. Objektgesellschaft mit Sitz in Luxemburg, vorangetrieben.

»Der Kaufhof war und bleibt eine der besten Adressen der Stadt. Die Immobilie ist mit ihrer zentralen Lage von herausragender Bedeutung für unsere Innenstadt«, so Oberbürgermeister Kaminsky. Die Innenstädte befinden sich, so der OB, im »Schicksalsjahrzehnt«. Online Boom, Immobilien Spekulantentum, Kaufzurückhaltung – und nun die Kaufhaus Krise. »Hanau stemmt sich seit Jahren erfolgreich dieser Abwärtsentwicklung entgegen«, so Kaminsky. Er versteht die Innenstadt als wandelbares Energiezentrum einer selbstbestimmten Stadt, widerstands und lernfähig. Der Stadtführung war sofort klar, dass ein langanhaltender Leerstand an dieser exponierten Stelle erhebliche Auswirkungen auf die umliegenden Geschäfte und Gastronomien sowie den Wochenmarkt und die gesamte Innenstadt haben würde. Sinkende Frequenzen, Umsatzverluste bis hin zur Verödung von Straßenzügen als Folge von Still und Leerstand hatte die Expertengruppe bei ihren Recherchen in anderen Städten festgestellt und gestern Abend vorgestellt. »Wir haben einen klaren Kompass für unsere Innenstadt, für unsere Stadt«, so Kaminsky.

Die Untersuchungen ergaben, dass sich das denkmalgeschützte Gebäude statisch in gutem Zustand befindet. Für die Zeit direkt nach dem Kauf ist eine Zwischennutzung geplant: Die Hanau Marketing GmbH (HMG) soll mit innovativen Konzepten dafür sorgen, den Leerstand zu überbrücken. »Um die Frequenz im und rund um das Gebäude zu erhalten, Magnetwirkung zu entfalten und unseren Wochenmarkt zu stärken. Wir werden auch ungewöhnlichen und neuen Ideen die Chance geben, sich auszuprobieren, für Start ups risikoarme Konditionen ausrufen. Dabei wollen wir testen, ob die Konzepte auch langfristig in unserer Innenstadt funktionieren«, so HMG Geschäftsführer Martin Bieberle. Die Bandbreite der Ideen reicht von Markthallen Flair im Erdgeschoss bis hin zu Jugend und Sportangeboten im Untergeschoss. »Wir wollen einen Ort schaffen, in denen unterschiedliche Nutzerinnen und Nutzer ihre Ideen aus den Bereichen Erleben, Treffen, Sport, Kultur, Bildung anbieten. Damit folgen wir der Logik, die wir beim Stadtentwicklungsprogramm Hanau aufLADEN erfolgreich ausprobieren«, so Bieberle.

Für die Obergeschosse, die aufgrund der problematischen Erschließungsmöglichkeiten für größere (externe) Nutzungen in der Zwischennutzungsphase schwer möglich sind, gibt es verschiedene Optionen. Sie reichen von Räumen für Volkshochschule oder das Zentrum für Demokratie und Vielfalt, das dort Formate und Konzepte während des Umbaus am Kanaltorplatz ausprobieren könnte, bis hin zu Flächen für Sportangebote. Im dritten Obergeschoss könnte die HMG, die nach dem Abriss des »Haus des Handwerks« am Schlossplatz neue Räume sucht, vorübergehend Büros beziehen. Die Dachterrasse könnte als Gastronomiefläche mit Möglichkeiten für Märkte, Urban Gardening, Kino und City Beach dienen – als Vorbild dient hier der etablierte Fronhof am Schlossplatz. »Für die Zeit rund um die Schließung planen wir Veranstaltungen, die Lust auf den ›neuen Kaufhof‹ machen«, so Bieberle.

Ein finales Nutzungskonzept soll unter Federführung der BAUprojekt Hanau GmbH im Laufe des Jahres 2024 erarbeitet werden. »Hierzu wird es ein strukturiertes Verfahren geben, das die Öffentlichkeit ausdrücklich mit einbezieht. Auch die mögliche Einbindung privatwirtschaftlicher Partner werden wir prüfen«, so Martin Bieberle. Nach einer geplanten Kernsanierung kann die Immobilie für viele Jahrzehnte in unterschiedlichen Formen genutzt werden. Die Umbaukosten sind mit etwa 39,5 Millionen Euro veranschlagt. Aus dem Bundesförderprogramm »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« liegt – vorbehaltlich des Ankaufs – für die Jahre 2024 und 2025 die Zusage für eine Unterstützung in Höhe von circa 1,1 Millionen Euro vor. Zudem legt das Hessische Wirtschaftsministerium für die sieben in Hessen betroffenen »Galeria Karstadt Kaufhof Kommunen« einen Sondertopf über drei Millionen auf, Hanau wird sich bewerben.

Die Zielsetzung ist, das Gebäude als starken Frequenzbringer für die Innenstadt zu positionieren. Es soll in seiner Grundform multifunktional organisiert sein, um auf wechselnde Bedürfnisse angepasst werden zu können. Neben der Ertüchtigung der Versorgung und der energetischen Situation, sind die Neuorganisation der Erschließung, vor allem der oberen Stockwerke sowie das Integrieren von Lichthöfen erforderlich.

»Diese hochwertige Innenstadtimmobilie eröffnet uns die Möglichkeit, das Quartier neu zu entwickeln. Das Projekt dient zu einer nachhaltigen Aufwertung des Stadtquartiers. Damit schiebt sich der Wert der Immobilie nach oben«, so Kaminsky. Die Stadt Hanau, so der Beschluss des Magistrats, erwirbt das Gebäude und das Erbbaurecht, das 1965 zwischen Stadt und der damaligen Kaufhof AG auf 99 Jahre vertraglich vereinbart wurde. Das Gebäude hat 16.000 Quadratmeter Gesamtfläche und etwa 11.000 Quadratmeter Nutzfläche. Die Immobilie wird zum 1. Februar 2024 durch die Stadt Hanau zu einem Kaufpreis in Höhe von 25 Millionen Euro erworben, so der Magistratsbeschluss, vorbehaltlich der Genehmigungen der nächsten Woche im Magistrat behandelten Nachtragssatzung sowie des Regierungspräsidiums Darmstadt.

Im Congress Park Hanau hatten Oberbürgermeister Kaminsky, Stadtentwickler Bieberle und das Expertenteam, zu dem unter anderem Rechtsanwalt Dr. Olaf Otting, Rainer Krebs (»Der Kaufhof ist hervorragend in die vielfältigen innerstädtischen Nutzungen eingebunden«) für städtebauliche und architektonische Fragen, Thomas Müller (Terramag; »Die Chance zum städtischen Erwerb kann als einmalig betrachtet werden und ist zur Sicherung langfristiger städtebaulicher, kommunalwirtschaftlicher und qualitativer Ziele und Chancen ohne vergleichbare Alternative«), HMG Geschäftsführer Daniel Freimuth gehören, am gestrigen Montagabend in einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung des Struktur und Umweltausschusses und des Ortsbeirates Innenstadt die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt.

»Es geht um nichts weniger als die Zukunft unserer Stadt«, so Oberbürgermeister Kaminsky, der mit Verweis auf die Erfolge des Stadtumbaus und der Konversion folgerte: »Wir knüpfen an die Tugenden an, sind mutig, entschlossen, erfahren und mit Schlacht erprobtem Selbstbewusstsein unterwegs.« Groß Immobilien stehen für die Transformation von Innenstädten: »Wenn wir jetzt nicht entscheiden, droht langer Leerstand und es folgt in ein paar Jahren die Erkenntnis, dass die Stadt eingreifen muss. Dem werden wir zuvorkommen – so wie man es aus Hanau kennt. Denn jedes Jahr, das wir verstreichen lassen, geht von diesem Quartier eine furchtbar traurige Nachricht aus. Und jedes Jahr, in dem wir arbeiten, Nutzungen ermöglichen und darüber sprechen, geht von diesem Quartier Zuversicht aus. Es macht keinen Sinn, Ideen für eine Liegenschaft zu sammeln, zu erarbeiten, zu diskutieren und zu kommunizieren, die einem nicht gehört.«

Am 31. Januar 2024 schließt der Kaufhof in Hanau. »Das Datum markiert das Ende einer Tradition und den Beginn einer neuen Zeitrechnung für die Innenstadt von Hanau. Wir nehmen die Entwicklung in unsere Hand und gehen mutig voran. Wir nutzen die historische Chance«, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky.

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