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Die Geschichte des »kleinen« Lamborghini mit großen AuswirkungenZoom Button

Foto: Automobili Lamborghini S. p. A., Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Die Geschichte des »kleinen« Lamborghini mit großen Auswirkungen

Die Geschichte des »kleinen« Lamborghini mit großen Auswirkungen

Sant’Agata Bolognese, 20. Juli 2023

Der 2003 auf dem Genfer Autosalon präsentierte Gallardo war das erste #Lamborghini #Serienfahrzeug mit einem V 10 Motor. Er wurde von Beginn an zu einem unglaublichen kommerziellen Erfolg, der für Lamborghini Verkaufsrekord um Verkaufsrekord erzielte. Anlässlich seines 20 jährigen Jubiläums blickt Automobili Lamborghini auf seine Geschichte zurück, um den ikonischen »Baby Lambo« zu feiern.

Bereits Ferruccio Lamborghini hatte erkannt, dass es einen Markt für einen »kleineren« Lamborghini mit insbesondere niedrigeren Anschaffungs und Unterhaltskosten gab. Anfang der Siebzigerjahre regte er die Entwicklung des späteren Urraco an, der sich in den Achtzigern zum Jalpa weiterentwickelte.

1987 leitete Lamborghini die Entwicklung des Projekt L140 ein, das speziell die Erschaffung eines kompakteren Lamborghini zum Ziel hatte. Im Laufe der Jahre wurden mehrere Prototypen entwickelt und verschiedene technische Lösungen geprüft, darunter zuerst ein V8 und später ein V 10.

1998 wurde nach sorgfältiger Abwägung beschlossen, bei Null anzufangen. Als Grundlage wurden nur das Konzept, die generellen Abmessungen und die Idee des Zehnzylindermotors beibehalten, der noch nie zuvor in einem Straßenfahrzeug von Lamborghini verbaut worden war.

Der brandneue Motor war das Ergebnis der Arbeit von Ingenieur Massimo Ceccarani, der nach über zehn Jahren im Unternehmen Technischer Leiter wurde. Indes war Maurizio Reggiani damals für die Motorenentwicklung und  konstruktion in der technischen Abteilung zuständig.

»Der L140 hatte einen von Lamborghini entwickelten V 10 Motor mit 72 Grad Bankwinkel und ein im Bereich der Ölwanne integriertes Getriebe«, erinnert sich Maurizio Reggiani, von 2006 bis 2022 Technischer Leiter von Lamborghini. »Er war für den Fahrzeugtyp, für den er vorgesehen war, nicht sinnvoll zu produzieren. Zudem besaß er durch die Position des Getriebes unter dem Motor einen hohen Schwerpunkt, was nicht zu den Fahrcharakteristiken geführt hätte, die ein Supersportwagen von Lamborghini haben sollte. Darum entschieden wir uns für einen V 8 Motor, als wir das Projekt mit dem Decknamen Baby Diablo ins Leben riefen. Wir entschieden, unter den bereits am Markt verfügbaren Antriebsaggregaten nach einem möglichen #Motor Ausschau zu halten, darunter der Achtzylinder von Audi. Im Zuge der darauffolgenden Übernahme durch Audi wurde beschlossen, ein vollkommen neues Fahrzeug zu entwickeln. Es sollte einen Aluminium Rohrrahmen, einen von Lamborghini entwickelten Zehnzylindermotor und ein brandneues Getriebe in manueller und automatisierter Ausführung aufweisen.«

Das im ersten Gallardo verbaute Aggregat war ein Zehnzylinder DOHC Motor mit vier Ventilen pro Zylinder, 90 Grad Bankwinkel und fünf Litern Hubraum, der 500 PS Leistung produzierte. Anstelle des klassischen 72 Grad V fiel die Wahl auf einen Bankwinkel von 90 Grad, um die Bauhöhe des Motors zu verringern. Dies hatte wiederum positive Auswirkungen auf das Fahrzeuglayout, nämlich eine flachere Motorhaube und bessere Sicht nach hinten, und senkte den Schwerpunkt im Namen einer verbesserten Dynamik. Kurbelzapfen mit einem Versatz von 18 Grad stellten regelmäßige Zündabstände und damit die Laufruhe des Motors sicher. Ein Trockensumpfschmiersystem sorgte nicht nur für die perfekte Ölversorgung selbst unter extremen dynamischen Bedingungen, sondern ermöglichte obendrein eine weitere Senkung des Schwerpunkts.

»Um die vorgesehene Stückzahl fertigen zu können, musste der V 10 einen Bankwinkel von 90 Grad aufweisen«, erklärt Maurizio Reggiani. »Darum entschieden wir uns für eine sogenannte Split Pin Kurbelwelle, die auch bei einem Zylinderbankwinkel von 90 Grad eine gleichmäßige Zündung gewährleistet. Das Kurbelgehäuse, das bis zu diesem Zeitpunkt mit eingezogenen Laufbuchsen mit Nikasil Beschichtung geplant war, wurde von den Lamborghini Ingenieuren komplett überarbeitet und neu konzipiert. Es wurde aus einer übereutektischen Aluminiumguss Legierung gefertigt, welche die direkte Einarbeitung der Laufbuchsen in den Aluminiumblock ermöglichte. Dadurch konnte der Abstand zwischen den Zylindern und damit auch die Länge, das Gewicht und die Kosten des Motors verringert werden. So entstand der V 10 Motor mit 90 Grad Bankwinkel, Mehrpunkteinspritzung und fünf Litern Hubraum, der in der ersten Gallardo Serie verbaut wurde.«

Deshalb war der erste V 10 ein #Motor auf dem neuesten Stand der Technik: 5 Liter Hubraum mit Trockensumpfschmierung, doppelt obenliegende Nockenwellen für jede Zylinderbank mit variablen Steuerzeiten der vier Ventile pro Zylinder und Kettentrieb.

Das hinter dem Motor angeordnete Sechsganggetriebe war mit Doppel und Dreifachkonus Synchronisierungen der neuesten Generation mit optimierten Steuerungs und Einlegesystemen ausgestattet. Der Allradantrieb griff auf das bewährte VT System zurück. Zudem wurde mit dem Lamborghini E Gear ein sequenzielles Getriebe als optionales Ausstattungselement entwickelt, das die grundlegende Getriebemechanik allerdings unverändert ließ.

Der Vollaluminiumrahmen baut auf stranggepressten Teilen auf, die mit gegossenen Verbindungselementen verschweißt sind. Auf diesen Rahmen wurden die äußeren Karosserieteile mittels verschiedener Verfahren montiert – Nieten, Schrauben, oder Schweißen. Weitere Anbauteile wie zum Beispiel die Stoßfänger waren aus thermoplastischem Kunststoff gefertigt und mittels Bolzen angebracht.

Das Designprojekt begann im Jahr 2000 und basierte auf einem ersten Vorschlag von Italdesign Giugiaro. Anschließend wurde es vom neu gegründeten Centro Stile Lamborghini unter der Leitung von Luc Donckerwolke optimiert und abgeschlossen. Die Designer hatten die anspruchsvolle, aber faszinierende Aufgabe, die Formmerkmale von Lamborghini zu identifizieren und zu einem komplett individuellen Ganzen zu verbinden. Die Abmessungen des Gallardo und seine Leistungsziele verliehen ihm eine athletisch kompakte Optik. Der Radstand des Fahrzeugs und verkürzte Überhänge sorgten für ein dynamischeres Auftreten. Ein wesentlicher Aspekt des Ikonischen Designs des Gallardo, der auch beim 2001 vorgestellten #Murciélago zu finden ist, ist der starke Einfluss der Luftfahrt: Man kann ihn am nach vorn verlagerten und in die #Karosserie integrierten #Cockpit, der flach geneigten Frontscheibe mit unter Spannung stehenden Säulen, den komplex verarbeiteten, von deutlichen Markierungen durchzogenen ebenen Flächen und der Ausrichtung der Elemente des Kühlsystems in Richtung des Luftstroms erkennen.

Was den Gallardo aber wirklich auszeichnete, als er auf den Markt kam, war seine Leistung kombiniert mit Fahrbarkeit und Zuverlässigkeit. Zudem war er so alltagstauglich, dass er bequem als Fahrzeug für den täglichen Gebrauch genutzt werden konnte.

Im Mai 2004 begann mit dem Gallardo die Lamborghini Tradition, der italienischen Polizei Fahrzeuge zu »spenden«. Die Autos wurden vor allem für besondere Zweck wie den Transport von Organen oder lebensrettenden Medikamenten eingesetzt.

2005, 2 Jahre nach der Markteinführung der Coupé Version, stellte Automobili Lamborghini auf der IAA in Frankfurt den Gallardo Spyder vor. Er war nicht einfach die »offene« Version des Coupé, sondern ein komplett neues Modell mit einem brandneuen Öffnungs  und Schließmechanismus für das Stoffverdeck, der auch die Motorhaube des Fahrzeugs einbezog. Auch in Sachen Motor, Getriebe und Leistung brachte der Lamborghini Gallardo Spyder wichtige Neuerungen mit sich. Sein Zehnzylindermotor mit 4.961 Kubikzentimetern Hubraum produzierte nunmehr eine Leistung von 520 PS (382 Kilowatt) bei 8-000 Umdrehungen pro Minute. Das Sechsgang Schaltgetriebe, das optional auch als automatisiertes E Gear erhältlich war, verfügte nun über eine kürzere Übersetzung, die ein dynamischeres Fahrverhalten zur Folge hatte. Ab dem Modelljahr 2006 waren die neuen Motoreigenschaften auch in der Coupé Version zu finden.

2007, als der »Baby Lambo« die Marke von 5000 produzierten Exemplaren knackte, wurde der Gallardo Superleggera in Genf präsentiert. Das neue Modell war dank einer Leistungssteigerung um zehn PS und einer Gewichtseinsparung von 100 Kilogramm noch dynamischer und erreichte ein Leistungsgewicht von gerade einmal 2,5 Kilogramm pro PS. Der Superleggera war serienmäßig mit dem automatisierten Schaltgetriebe ausgestattet, das zu einem festen Bestandteil aller nachfolgenden Modelle wurde. Er war in vier Farben aufpreisfrei erhältlich: Giallo Midas (Gelb), Arancio Borealis (Orange), Grigio Telesto (Grau) und Nero Noctis (Schwarz). Darüber hinaus wartete der Superleggera mit jeder Menge Carbonfaser Teilen auf, um für die bedeutsame Gewichtseinsparung zu sorgen. Dazu zählten neben dem feststehenden Heckflügel als ikonischer Ausstattungsoption für diese Modellversion auch Carbon Keramik Bremsen.

Auf dem Genfer Autosalon im März 2008 wurde der LP 560 4 vorgestellt. Die überarbeitete Version des Gallardo war um 20 Kilogramm leichter und mit einem 5,2 Liter V 10 Motor mit 560 PS maximaler Leistung und Direkteinspritzung ausgestattet. Ebenfalls 2008 erreichten die Produktionszahlen des Gallardo die Marke von 7100 Exemplaren. Auf der Los Angeles Motor Show im November desselben Jahres folgte die offene Ausführung LP 560 4 Spyder mit den gleichen technischen Spezifikationen. Der neue Motor wies einige wichtige und unerwartete technische Änderungen auf, wie Maurizio Reggiani erzählt: »Für die Nachfolgeversion des Gallardo mit 5,2 Liter Motor wurde beschlossen, die Geometrie der Kurbelwelle durch Verzicht auf die Split Pin Bauweise zu modifizieren. Dadurch nahmen wir eine unregelmäßige Zündfolge zugunsten einer höheren Steifigkeit der Kurbelwelle in Kauf. Zudem haben wir die Benzin Direkteinspritzungstechnologie eingeführt, was die Effizienz in der Brennkammer steigerte und zu einer höheren Leistung und weniger Emissionen führte.«

2009, nach bereits 9.000 produzierten Exemplaren, stellt Automobili Lamborghini den Gallardo LP 550 2 Valentino Balboni vor. Nur 250 Stück wurden produziert, die sich durch eine technische Lösung auszeichneten, die bei diesem Modell noch nie zuvor zu sehen war: 550 PS und Hinterradantrieb. Nach zahlreichen Anfragen durch Kunden wurde der Gallardo LP 550 2 anschließend als Serienmodell (2010) sowie in einer Spyder Version (2011) produziert. Um seinen einzigartigen Charakter herauszustellen, überarbeiteten die Ingenieure aus Sant’Agata Bolognese nach Einbau des Hinterradantriebs sämtliche fahrdynamischen Komponenten. Dazu zählten Federn, Dämpfer, Stabilisatoren und Reifen. Durch den geänderten Kraftfluss betrafen die Änderungen auch die Aerodynamik des Fahrzeugs. Das Hinterachsdifferenzial wurde auf den neuesten Stand gebracht, und an der dynamischen Stabilitätskontrolle ESP wurden ebenfalls signifikante Änderungen vorgenommen.

Im März 2010 wurde in Genf der Gallardo LP 570 4 Superleggera vorgestellt, der dynamischer, leichter, kraftvoller und faszinierender denn je zuvor war. Der LP 570 4 wurde mit dem Ziel vorgestellt, an den Erfolg der gleichnamigen Version von 2007 anzuknüpfen. Er war um 70 Kilogramm leichter als der vorherige Superleggera und mit einem 570 PS (419 Kilowatt) starken Motor ausgestattet, wodurch das Leistungsgewicht auf 2,35 Kilogramm pro PS verringert wurde. Die Änderungen am Exterieur wurden einzig und allein zur Verbesserung der Aerodynamik vorgenommen. Das Design erhöhte den Luftdurchsatz der Kühler und ermöglichte einen höheren Abtrieb an der Vorderachse. Veränderungen am Unterboden, der Einsatz von Seitenschwellern und der neue Heckdiffusor aus Carbonfaser trugen zu einer verbesserten Aerodynamik bei. Darüber hinaus wurde der Anpressdruck der Hinterachse durch den Einsatz eines feststehenden Heckflügels ausgeglichen. 2010 wurden zwei weitere Autos mit dem gleichen Motor präsentiert: der noch leichtere LP 570 4 Spyder Performante mit einem um 65 Kilogramm verringerten Gesamtgewicht im Vergleich zum LP 560 4 Spyder und der Gallardo LP 570 4 Blancpain Edition. Zweiterer vereinte den Wettbewerbsgeist der 2009 initiierten Markenmeisterschaft Lamborghini Blancpain Super Trofeo mit einem perfekten Fahrverhalten auf der Straße und einem exklusiven, vom Super Trofeo inspirierten Design.

2012 präsentierte Automobili Lamborghini zwei Varianten des aktualisierten Modells auf dem Pariser Autosalon. Besagte Varianten waren noch mutiger und extremer: Der neue Gallardo LP 560 4 und der Gallardo LP 570 4 Edizione Tecnica stellten eine weitere stilistische Weiterentwicklung des ersten V 10 Modells von Lamborghini dar.

Im Januar 2013 wurde die Entwicklung eines neuen GT3 Programms auf Grundlage des Gallardo des Modelljahres 2013 angekündigt. Im selben Jahr wurde der Gallardo LP 570 4 Squadra Corse auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Dieses neue, limitierte Modell war zugleich das extremste der Gallardo Baureihe. Es war vom Gallardo Super Trofeo inspiriert, der in der Markenmeisterschaft Lamborghini Blancpain Super Trofeo eingesetzt wurde.

Am 25. November 2013 lief der letzte Lamborghini Gallardo am historischen Standort in Sant’Agata Bolognese vom Band. Das letzte gebaute Exemplar war ein Gallardo LP 570 4 Spyder Performante in der Farbe Rosso Mars (Rot).

Über die 10 jährige Produktionsdauer wurde der Gallardo in zahlreichen Sondermodellen gebaut, in 45 Länder verkauft und, alle 32 Varianten zusammengenommen, eine Gesamtstückzahl von 14.022 produzierten Exemplaren erreicht. Diese Zahlen machen den Gallardo für sich genommen zu einem der am meisten geschätzten Supersportwagen aller Zeiten. Ihm ist ein Platz unter den Ikonen des italienischen Designs und der Automobiltechnik garantiert.

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