Vom Underdog zum Champions-League-Teilnehmer?

Vom Underdog zum Champions-League-Teilnehmer?

Vor 14 Jahren gelang Union Berlin der Aufstieg von der 3. Liga in die 2. Deutsche Bundesliga. Zehn Jahre später schaffte man erstmals den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse. Nur vier Jahre danach hat der Verein die Qualifikation für die UEFA-Champions League beinahe geschafft und lässt so manches etabliertes Team alt aussehen.

Schon Platz fünf im Vorjahr war eine Sensation und katapultierte die Berliner in die UEFA Europa League. Dort stellten die Spieler ihr Können unter Beweis. Doch damit gab man sich nicht zufrieden und jetzt wird tatsächlich ein Fußball-Märchen wahr. In der nächsten Saison spielt Union Berlin voraussichtlich im Konzert der ganz Großen des internationalen Fußballs mit.

Die Eisernen machen ihrem Namen alle Ehre

Der Punkterekord der Vorsaison ist längst überschritten. Jetzt geht es für Union Berlin darum, sich in die Geschichtsbücher der Deutschen Fußball-Bundesliga einzutragen. Aus einem fixen Abstiegskandidaten ist eine Mannschaft geworden, die kurz davorsteht, sich nach nur vier Saisons im deutschen Oberhaus erstmals für die UEFA-Champions League zu qualifizieren. Der 4:2-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten SC Freiburg hat die Tür nach Europa weit aufgestoßen, auch wenn man nach der Enttäuschung von Hoffenheim am letzten Spieltag noch einmal zittern muss. Platz vier in der Tabelle würde den Weg in die sportliche anspruchsvollste Liga der Welt sicherstellen.

Platz drei ist nach dem Sieg von RB Leipzig bei Bayern nicht mehr drin, aber ein Sieg am letzten Spieltag daheim gegen Werder würde die Königsklasse für die Eisernen endgültig sichern. Genauso spannend wie der Kampf um Platz drei ist allerdings der Zweikampf an der Spitze. Dort liegt der Titelverteidiger aus München bei den Bundesliga Quoten der Buchmacher nach der Pleite daheim und dem Dortmunder Sieg nicht mehr vorne, doch der elfte Titel in Serie ist noch immer drin. Borussia Dortmund wittert seine große Chance, den Serienmeister endlich abzulösen und benötigt gegen Mainz 05 lediglich einen Sieg, um sich nach 2012 wieder die Schale zu sichern. Falls die Bayern in Köln nicht gewinnen wird Dortmund in jedem Fall Meister. Diese beiden Duelle werden die Fans in den letzten Wochen elektrisieren, gut möglich, dass es diesmal zu einem Umbruch im deutschen Fußball kommt. Noch vor dem Ende der Saison steht jedenfalls eines fest: Die Eisernen haben ihrem Namen alle Ehre gemacht.

Ein Schweizer in Berlin

Der Vater des Berliner Erfolges kommt aus der Schweiz. Trainer Urs Fischer hat Union Berlin nicht nur auf den wichtigen Relegationsplatz der 2. Fußball-Bundesliga geführt, sondern auch das Wunder vom Aufstieg in das Oberhaus möglich gemacht. Die Konstanz auf der Trainerbank dürfte eines der Erfolgsgeheimnisse der Berliner sein. Fischer gilt als Trainer, der sich sehr viel Zeit für Gespräche mit seinen Spielern nimmt. Er selbst sieht die Bodenhaftung als ein zentrales Erfolgsgeheimnis des Klubs. Alle Spieler und Mitarbeiter verstehen sich als Dienstleister, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.

Mit Fischers Engagement begann der Aufstieg der Berliner erst so richtig. Von Beginn an setzten sich die Neulinge im Mittelfeld der Liga fest, nur um anschließend ihren Aufstieg zu beginnen. Nach den Plätzen elf, sieben und fünf ist jetzt sogar der Sprung in die Champions League möglich. Dieser unglaubliche Erfolg hat sich in der laufenden Saison schon früh abgezeichnet. Bald nach dem Start war klar, dass die Eisernen in diesem Jahr ganz oben mitspielen werden. Sie eroberten zwischenzeitlich sogar die Tabellenführung und ließen die Stars von Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig hinter sich. Gemeinsam mit dem SC Freiburg demonstrierten die ehemaligen Underdogs, dass auch die Mannschaften aus der 3. Reihe alle Chancen haben, für Überraschungen zu sorgen.

Die letzten Spieltage geben Union Berlin auf dem Papier bessere Chancen auf Punkte als den direkten Konkurrenten, doch im Finale der Saison kann erfahrungsgemäß alles passieren. Die fanatischen, aber fairen Anhänger aus Berlin Köpenick haben ihre Spieler auf einer Welle der Begeisterung bis ganz nach vorne getragen. Jetzt geht es für die Spieler darum, die Früchte aus vielen Monaten Arbeit zu ernten und sich endgültig in die Geschichtsbücher des Vereins und der Deutschen Fußball-Bundesliga einzutragen.

Foto: Jorono

Der sensationelle Aufstieg von Union Berlin macht auch anderen Mannschaften aus der 3. Liga Mut, höhere Ziele anzustreben. Schließlich hat das Beispiel aus der Hauptstadt gezeigt, was mit Einsatzwillen und Mut im deutschen Fußball möglich ist.