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Erst artikulieren, dann relativieren? Warum erst die Handlung die Kommunikation glaubwürdig machtZoom Button

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Erst artikulieren, dann relativieren? Warum erst die Handlung die Kommunikation glaubwürdig macht

Erst artikulieren, dann relativieren? Warum erst die Handlung die Kommunikation glaubwürdig macht

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. So besagt ein Sprichwort. Eine namhafte Bank macht immer wieder durch negative Schlagzeilen von sich reden. Wie Kommunikation und Handlung zusammenhängen, darüber berichtet der Schweizer Experte für glaubwürdige Kommunikation Stefan Häseli an einem Beispiel – übrigens ein zu 100 Prozent wahrer Fall …

Es ist im großen Stil eine Sabotage des eigenen Rufs: Manager, die es sich offensichtlich zu gut gehen lassen. Gigantische Gehälter, ansehnlicher Wagenpark und Eskapaden auf Partys gelangen an die Öffentlichkeit. Brisant wird das ganze durch hohe Verluste, Mitarbeitende werden entlassen und der Betrieb steht vor der Frage, wie das eigene Überleben noch gesichert werden kann. Streitereien werden prominent in den Medien austragen, das Image leidet. Erst recht, wenn die #Investment #Banker ihr Spiel auf dem Finanzplatz überborden.

So weit, so gut. In der aktuellen Welt, in der sich Schlagzeilen gut verkaufen und so mancher Skandal wie Säue durchs Dorf gejagt werden, ist so manches auch schnell wieder vergessen. Normalerweise. Hausgemachte Fehler, seien sie noch so absurd, verschwinden eines Tages wieder im Nebel des Alltagsgeschäftes. Wenn aber genau diese Bank regelmäßig mit solchen Auswüchsen von sich reden macht, wird es durchaus heikel. Denn jedes Mal versicherte der Vorstand im Anschluss an einen Vorfall, dass so etwas nicht mehr geschehen werde. Dass das Unternehmen alles daransetzen würde, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiere, dass man personelle Konsequenzen ziehe. Regelmäßig wollte sich die Bank auf eine neue Bescheidenheit einschwören.

Ich sag das nur noch einmal …

Durch diese Form der Kommunikation entsteht einerseits eine Erwartungshaltung. Andererseits wird genau diese Strategie definitiv zum kommunikativen Super GAU, wenn es wenige Monate später wieder ähnliche Auswüchse zu verzeichnen, zu artikulieren und zu relativieren gibt. Erst die Handlung macht die Kommunikation glaubwürdig. Oder die Nicht Handlung macht sie unglaubwürdig. Das ist beileibe nicht nur eine Angelegenheit von Großbanken und deren geschulten Kommunikationsabteilungen. Selbst wer als Elternteil dem Kind dreimal hintereinander sagt: »Du darfst nicht auf diese Leiter steigen – ich sag dir das nur noch einmal!«, verliert nicht nur an Glaubwürdigkeit, sondern die ganze Angelegenheit verkommt zur #Farce.

Der logische Rückkehrschluss muss also lauten: Wenn ich weiß, wie ich handle, weiß ich, wie ich kommunizieren soll. Aber Hand aufs Herz: Wie häufig kommt es vor, dass man einfach mal so in eine Diskussion steigt, ohne klar zu wissen, was man will? Am Schluss ist dann wieder einmal nichts rausgekommen – im besten Fall. Im schlechtesten Fall hat genau darum die Glaubwürdigkeit darunter gelitten. »Irgendetwas reden« birgt das Risiko, aufgrund der mangelnden Greifbarkeit der Botschaft als unglaubwürdig, also wenig wahrhaftig zu wirken. 

Wer sein Ziel nicht definiert hat, kann nicht kommunizieren

In so vielen Unternehmen werden Meetings abgehalten, von denen oft ein großer Teil der Beteiligten nicht ganz so genau weiß, warum man jetzt hier ist und vor allem: warum ich gerade hier bin. Wenn ich es schon nicht weiß, fehlt der Zweck und entsprechend lau, unbefriedigend läuft das Gespräch dann auch ab. Am Schluss mündet die Diskussion zwischen Sitzungszimmer und Pausenraum in die Erkenntnis »das hat wieder mal nichts gebracht«. Es geht ja nicht einmal um die allseits bekannte SMART Formel eine gewieften Sitzungsleitung, es geht um meinen Auftritt, mein Verhalten in der Runde. Das hat nichts mit der zu spät eingetroffenen Sitzungsagenda zu tun, sondern damit, dass ich just in diesem Moment mein Ziel nicht definiert habe. 

Aus solchen Erfahrungen lassen sich altbekannte Verhaltensthesen schön und beherzt formulieren: Man soll klar, zielorientiert und doch menschlich nah- und greifbar sein. Die Ansprüche, die gestellt werden, sind nicht nur hoch, sondern haben oft einen scheinbaren Widerspruch in sich. Man soll gleichzeitig alles im Überblick haben und trotzdem immer im Hier und Jetzt sein. 

Ein Blick in die Theaterwelt kann aufzeigen, wie Glaubwürdigkeit in der Kommunikation zusammenhängt und gelingen kann. Nein, es geht nicht darum, dem anderen etwas vorzuspielen, sondern sich Elemente aus der Theaterarbeit anzusehen, womit dort an glaubwürdigen Figuren und Kommunikation gearbeitet wird.

Handlungen und Inhalte müssen übereinstimmen

Glaubwürdigkeit entsteht nicht nur in der Theaterwelt dadurch, dass allfällige, nachgelagerte Handlungen mit dem übereinstimmen, was vorher kommuniziert wird. Es ist wie der Abschluss einer Botschaft, wenn die Aktion das übernimmt, was gesagt wird. Erst dann entsteht ein stimmiges, glaubwürdiges Gesamtbild. Dazu gesellt sich eine Schlüsselregel aus der Bühnenarbeit: keine Handlung ohne Ziel.

Jede kleine, selbst winzigste Handlung ist konkret und hat ein Ziel. Es gibt keinen Schauspieler, der auf der Bühne irgendetwas sucht oder tut. Er sucht einen verlorenen Schlüssel, er bewundert die Lampe, zählt die Blumen – alles hat ein Ziel, einen Zweck. Der Rest wird vom Regisseur mit dem Etikett „ohne Motivation“ abgetan und wird nie eine Wirkung erzielen – und daher auf der Bühne weder einen Raum noch ein Zeitfenster bekommen.

Die Handlung muss ein klares Ziel haben. Sie muss ein klares Objekt haben. Eine Handlung ist bedeutungslos, wenn sie nicht vollendet ist oder ohne Zielsetzung ausgeführt wird. Und genau für dieses Ziel muss sich ein Schauspieler begeistern können. Nur mit innerem Engagement für das Ziel ausgeführte Handlungen, erzielen die Wirkung, die man beabsichtigt. 

Ziel, Wirkung, Motivation – dann Handlung

Der Schauspieler bewundert die Rose, die auf dem Boden liegt. Er hebt sie auf, weil er sie entweder entfernen will, dann ist er durch Ordnungssinn motiviert. Oder er hat den Drang, sämtliche Spuren seiner Exfrau zu verwischen. Oder er stellt sie in eine Vase, weil er inneres Feuer für schön gestaltete #Räume hat. Das ist Ziel, Wirkung, Motivation, die zur Handlung hinführt und die diese Handlung glaubwürdig macht. 

Wenn Sie zum Beispiel als Teamleiter am Morgen durch die Produktionsräume gehen und »Guten Morgen!« der Belegschaft zurufen, gibt es solche, die tun das, weil sie in einem Motivationsbuch gelesen haben, dass man das tut. Doch es wirkt nicht – im besten Fall, denn im schlimmsten Fall kann so etwas auch zynisch wirken. Wer sich allerdings bewusst ist, was er hier tut, weil er weiß, was er damit für ein Ziel verbindet, schreitet anders durch die Hallen, begegnet seinen Mitmenschen anders, sofern er während dieser Zeit mit diesem Ziel in Verbindung bleibt. 

Fazit: Jede Handlung – sei sie noch so klein – hat im Alltag ein Ziel.

Zum Autor

Stefan Häseli ist Experte für glaubwürdige #Kommunikation, #Keynote Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kinofilmen, TV Serien, TV Werbespots und Schulungsfilmen. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Häseli ist mehrfach international ausgezeichneter Redner und Trainer. Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägten seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikeln und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. 

Das dazugehörige Buch

In seinem Buch #Glaubwürdig – von Schauspielern fürs Leben lernen«, Business Village Verlag, geht Stefan Häseli im Detail darauf ein, wie jeder seine Rolle(n) im Leben authentisch ausfüllen kann. Anschaulich bringt er #Psychologie, #Alltagskommunikation und Erfahrungen aus dem #Schauspiel zusammen. Der Kommunikationsexperte und ausgebildete Schauspieler illustriert, wie wir unsere Selbstwirksamkeit kritisch hinterfragen, glaubwürdig und authentisch rüberkommen und unsere Rollen und den Umgang mit Erwartungen besser gestalten können.

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