Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Mann mit Schnurrbart. Foto: Depositphotos, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Angesagt in Gütersloh, Gerüchtersloh News vom 26. November 2022
Alle lieben Gerüchte, Betroffene hassen sie, Dumme nehmen sie ernst, glauben sie, und handeln ohne Rückversicherung und Rücksprache danach. Leider sind Lügen meist von Tatsachen nicht zu unterscheiden.
Menschen sind, so Richard Dawkins, Fehlersuchmaschinen. Das ist psychophysiologisch erklärbar. Zwar wird dieser Umstand beklagt, leider aber gleichzeitig gepflegt. Deshalb glaubt man auch Negatives in der Regel sofort (»Wo Rauch ist, ist auch Feuer«), handelt unter Umständen aggressiv, vor allem wenn es um einen selbst geht, und glaubt Positives in der Regel nicht, sondern stellt es in Frage. Wenn angeblich jemand etwas über jemanden gesagt hat, fragt man denjenigen natürlich nicht, denn er könnte lügen. Wem soll man glauben? Viele sind der Meinung, die Wahrheit liege in solchen Fällen in der Mitte. Wahrheit ist aber Wahrheit, Lüge ist Lüge und keine Frage der Meinung, sondern eine Frage der Tatsache. Teuflisch ist der Umstand, dass auch Lügen Tatsachen sind (aber falsche Tatsachen), und dass das Unbewusste keine Negation kennt.
Schwierige Unterscheidung
Wahrheit von Lüge zu unterscheiden ist oft nicht leicht. Geschickte Verleumder inszenieren ihre Kampagnen oft langfristig und subtil. Betroffene werden so lange provoziert, bis sie sich selbst zu Unanständigem hinreißen lassen, und damit das Ganze dann tragischerweise bestätigen. Warum sie das tun, interessiert niemanden, denn abgesehen vom Betroffenen ist niemand betroffen. Geboten ist es, sich klarzumachen, was tatsächlich stattgefunden hat (!), und nicht, was gesagt wurde oder gesagt wird. Das steht wie viele Weisheiten schon in der Bibel: »An ihren Taten sollt ihr sie erkennen«. Aber auch Kontext, Hintergründe und Historie müssen in Betracht gezogen werden. Wer nichts von Geschichte weiß, weiß nichts. Das ist allerdings sehr mühsam, und deshalb glaubt man Negatives buchstäblich anstandslos. Es sei denn, man wäre dem Betroffenen gegenüber positiv eingestellt. Viele können und wollen beispielsweise nicht dankbar sein, sind also negativ eingestellt. Manche reden sich ihre eigenen Gerüchte sogar selbst ein und glauben sie selbst. Solche Dinge nicht zu tun, bedingt das Herunterschrauben des Egos. Damit würde man sich allerdings vermeintlich selbst in Frage stellen, was man wiederum nicht will. Dankbarkeit, Demut und Anstand sind Dinge, die vermeintlich dem Ego schaden.
Geschickte Manipulation
Geschickte Manipulatoren inszenieren ihre Geschichten dabei so, dass sie die Empfänger der Gerüchte in die Geschichte einbeziehen und »impfen«, sodass sie Betroffenen gegenüber nicht positiv eingestellt sind. Das muss nicht mit Worten stattfinden, es kann auch durch vermeintliche oder tatsächliche Autorität geschehen. Solche Dinge können spontan stattfinden oder langfristig inszeniert sein. Wehren können sich Betroffene selten dagegen, denn meist spricht niemand mit ihnen, teils spricht man mit ihnen, belügt sie aber, und egal, was sie sagen, man glaubt ihnen nicht (siehe oben). So kommt es beispielsweise vor, dass Minderbemittelte Leute anderen Minderbemittelten erzählen, jemand habe sie beleidigt, und dass sie solche Gerüchte dann ihrerseits weiterverbreiten. Diese Mechanismen sorgen für Spaltung, diese unwillkürliche Ignoranz sorgt am Ende für allenthalben gewollte Ignoranz.