Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Tschüss Google, hallo Google, willkommen bei Google
Als das Internet in den 90ern in Deutschland ankam, was es noch ein Mysterium. Auf verschiedenen Zeitungen klebten CDs von AOL oder Compuserver, mit denen man #online gehen konnte. In Erster Linie per Modem in die Portale von AOL und Compuserve. Aber nach und nach auch ins geheimnisvolle Internet. Bobbel wurde fernsehbekannt mit dem Spruch »Bin ich da schon drin oder was? Ich bin drin! Das ist ja einfach«, was für große Freude sorgte. Und die besagten Anbieter boten auch Freiminuten und Rabatte.
Nach und nach wurden dann die #Modems schneller, man konnte über ISDN online gehen, und dann kam DSL, was auch immer schneller wurde. Heute haben wir Kabel, #Glasfaser, #LTE, #5G … und wir haben Google. Anfangs wusste man noch nicht groß, was man im Internet wollte. Dann kam Google als schlichte Suchmaschine. Auf der Startseite war nur ein Eingabefeld, sonst nichts. Und das war sehr schnell. Es gab weitere hoffnungsvolle Suchmaschinen wie Yahoo oder Lycos, die heute praktisch keine Rolle mehr spielen.
Im weltweiten #Desktop #Suchmaschinenmarkt war Google im Januar 2022 mit einem Anteil von 80 Prozent an den Suchanfragen Marktführer. Mit großem Abstand folgte Bing von Microsoft mit einem Marktanteil von 10,3 Prozent, und im mobilen Suchmaschinenmarkt lag Google mit einem Marktanteil von 87,59 Prozent noch weiter vorne. #Google ist nicht nur Marktführer, Google ist die Internetsuche. So wie #Amazon das Onlineshopping ist. Beide sind nicht »Marktteilnehmer«, beide sind der Markt.
Man kann von Google halten, was man will, aber man kommt nicht daran vorbei, und der Zug ist auch abgefahren. Bestrebungen der EU, eine eigene Suchmaschine zu etablieren, sind vollkommen sinnlos. Manche beklagen nun, dass Google seine Macht missbrauche, aber wer tut das nicht? Und Google bietet Dinge an, tut Dinge, und sammelt Daten – das glaubt man gar nicht. Man glaubt es wirklich nicht. Es ist unvorstellbar, was Google & Co. für Daten sammeln.
Wer nun sagt »Tschüss Google« und das Besagte beklagt, schaut dann doch nach, wie er mit diesem Artikel bei Google rankt. Das ist originell. Man darf freilich nicht verkennen, dass Google nicht alles ist. Direkten Traffic auf Websites bekommt es nicht mit. Das ist nicht möglich. Aber Google versucht es natürlich, insbesondere mit dem Tool Google Analytics, mit dem auch kleine Homepagebetreiber zu Pseudodatenkraken werden, denn Google bietet ihnen gratis relativ sinnlose Statistiken und Informationen an (allerdings nur einen kleinen Bruchteil der Daten, die Google mit diesem Tool für sich selbst sammelt). Das ist ein Schauspiel für #Imperten. Deshalb hat der Datenschutzaktivist und Jurist Maximilian »Max« Schrems auch das sogenannte »Schrems II« Urteil beim Europäischen Gerichtshof #EUGH erstritten, das besagt, dass die Nutzung von Google Analytics in Europa illegal und auch nicht zustimmungsfähig ist. Man selbst darf seine eigenen, personenbezogenen Daten in die USA übertragen und sie dort »verarbeiten« lassen, aber man darf – etwa als Betreiber einer Homepage – nicht die Daten Dritter (seiner Besucher) in die USA, insbesondere zu Anbietern wie Google, Facebook & Co. übertragen. Das darf man nur nach vorheriger Aufklärung (soweit möglich) und Zustimmung des Users. Im Fall von Google Analytics werden allerdings exzessiv #Daten gesammelt, sodass dieser Service laut »Schrems II« vollkommen illegal ist, und überhaupt nicht genutzt werden darf – er ist auch nicht zustimmungsfähig. Was allerdings die allermeisten Homepagebetreiber nicht glauben und was sie auch nicht interessiert. Homepagebaukästen wie Wordpress, Wix oder Jimdo & Co. nutzen meist Google Analytics. Einige erwähnen das noch nicht einmal in ihren Datenschutzerklärungen. Ein »Berechtigtes Interesse« im Sinne der Datenschutzgrundverordnung liegt zwar vor, aber Google Analytics erhebt so viele Daten über dieses »Berechtigte Interesse« hinaus, dass es nicht mehr berechtigt ist. Und niemand weiß genau, welche Daten Google erhebt, Google teilt das selbstverständlich auch niemandem mit, denn unter anderem darauf basiert schließlich der Geschäftserfolg.
Und so kann man sagen »Tschüss Google«, muss aber dann kurzfristig »Hallo Google« sagen, und ist auch jederzeit willkommen. Für User, die eine Homepage nicht kennen, existiert diese Homepage nicht, wenn sie nicht bei Google zu finden ist. Dort besonders weit vorne in den Suchergebnissen gefunden zu werden, nennt man SEO (Search Engine Optimization, auf deutsch Suchmaschinenoptimierung). Google arbeitet allerdings ständig daran, seinen Suchalgorithmus zu optimieren, sodass #SEO möglichst nicht funktioniert. Am besten betreibt man SEO also, indem man es nicht betreibt. Denn genau das will Google (angeblich): authentische Rankings. In Wahrheit will Google natürlich sowohl authentische Rankings als auch Geld verdienen. Und ob und was in den »organischen« Trefferlisten herummanipuliert wird, kann man nur mutmaßen. Bezahlte Treffer (Ad Words) kommen sowieso zuerst. Auch Google My Business Einträge kommen oft ganz vorne. Ebenso Shoppingergebnisse, News oder andere Derivate (Lesetipps, Kinotipps et cetera). Letztlich ist SEO also eher eine Kunst als eine Wissenschaft oder ein Handwerk und geht weit über das hinaus, was allgemein bekannt ist (On Site SEO in technischer Hinsicht, Off Site SEO, beispielsweise durch Backlinks, oder SEO optimierte Texte). Es gibt noch viel mehr Faktoren, die kaum jemand, teilweise sogar niemand, kennt (außer Google selbst – womöglich gibt es sogar emergente Phänomene, die noch nicht einmal Google selbst kennt). Vor längerer Zeit hat Gütsel in einer Funktion in einem bestimmten Google Backend ein Leak entdeckt, mit dem man jeweils rund 2.500 aktuelle Suchbegriffe abgreifen konnte. Dieses Leak wurde allerdings zeitnah geschlossen, ein Programmierer hat offenbar etwas vergessen. Es war sehr interessant, was bei Google gesucht wird.
Fun Fact
Es werden zahllose SEO Tools angeboten, in der Regel als Web Apps. Aber alle bieten widersprüchliche Daten an. Einer Homepage werden unter Umständen bei Anbieter B drei mal soviele Seitenaufrufe attestiert wie bei Anbieter B. Wie erwähnt, sind das allerdings sowieso nur Aufrufe, die Google mitbekommt. Direkte Seitenaufrufe bekommt Google nicht mit (es sei denn, man setzt Google Analytics ein). Inwieweit andere Analysetools möglicherweise dennoch Daten an Google übermitteln (oder gar verkaufen), ist unbekannt (beziehungsweise nur den Beteiligten bekannt). Letztlich kann man analysieren, was man will – besser werden die Zahlen dadurch nicht. Sie liefern unter Umständen Informationen, anhand derer man seine #Homepage optimieren kann, aber dazu reicht die Google Search Console vollkommen aus. Und die wird gratis angeboten. Mehr als sie kann kein #Drittanbietertool wissen, sondern viel weniger. Was auch die erwähnten, widersprüchlichen Informationen erklärt. Viel mehr als grobe Indizien relativer Natur sind diese Daten nicht.