Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Foto: Gabriele Freyhoff, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Biodanza, Tanz des Lebens beim 20 jährigen Jubiläum der Biodanza Schule Köln
Gabriele Freyhoff ist seit 30 Jahren als Sonderpädagogin, Supervisorin und Biodanza-Ausbilderin in Schule, Ausbildung und Beratung tätig. Ihre Vision ist es, #Biodanza einer großen Anzahl von Menschen zugänglich zu machen. Was genau es damit auf sich hat, welche positiven Veränderungen sie bei sich und ungezählten Anderen durch Biodanza feststellen konnte und wie Biodanza ihren Werdegang beeinflusst hat, berichtet sie in diesem Gastbeitrag.
Wie das Leben so tanzt
Biodanza heißt übersetzt soviel wie »Lebenstanz« oder »Tanz des #Lebens«. Bei Biodanza handelt es sich im Kern um eine Form des persönlichen Wachstums über Bewegungserlebnisse, sozusagen das Hier und Jetzt erleben. Freude an Ausdruck, #Musik und Bewegung führen Menschen in der Gruppe zueinander und vor allem zu sich selbst. Dabei geht es ausdrücklich nicht um sportliche oder ästhetische Vollendung. Niemand muss sich Schrittfolgen merken oder die goldene Nadel aus der Tanzschule vorweisen. Stattdessen geht es darum, eigene Bedürfnisse zu spüren und den Tanz ganz individuell zu gestalten – eben so, wie man sich gerade fühlt. Ureigenster Ausdruck durch Bewegung! Ermutigt durch ein ungezwungenes, wohlwollendes Miteinander, bei dem auch gerne mal in der Gruppe oder in kleinen Gruppen getanzt wird.
Die Wurzeln
Entwickelt wurde Biodanza 1968 vom chilenischen Psychologen Rolando Mario Toro Araneda in seiner Arbeit im psychiatrischen Universitätskrankenhaus. Sein Ansatzpunkt waren die menschlichen Potenziale, Bedürfnisse und Ressourcen. So erzielte er überraschend positive Resultate im klinischen Bereich. Dies ermutigte ihn, diesen Ansatz auf alle Menschen auszudehnen. Seine Forschungen über das Gleichgewicht von Sympathikus und Parasympathikus sind aktueller denn je. In der heute so beschleunigten Welt benötigen im Grunde alle Menschen mehr Entspannung und Ausgleich. Biodanza bietet dies und trägt so zu Gesundheit und Gleichgewicht bei. Diese unmittelbar spürbaren Veränderungen der Stimmung - Lebensenergie, Freude, Kraft – haben bewirkt, dass sich Biodanza seither in Südamerika, Nordamerika, Teilen Afrikas sowie in Europa zunehmend ausgebreitet hat und für manche durchaus auch eine spirituelle Qualität hat. Die eigenen, positiven Erfahrungen mit Biodanza und das Gefühl, ganz neu zu leben, weckte bei vielen von Rolando Toro ausgebildeten LeiterInnen - wie auch bei mir - den Wunsch, Biodanza weiterzugeben, auch in anderen Ländern. So brachte ich Biodanza von Brasilien nach Deutschland. Mein intensives Lernen mit dem Begründer, die Erfahrung direkt an der Quelle, prägt meine Arbeit bis heute. Es begann alles 1985, als ich nach ersten Berufserfahrungen in Deutschland im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts nach Brasilien ging und dort 12 Jahre lang blieb. Ich arbeitete zuerst in der Frühförderung und Prävention von Behinderung, dann mit Frauen und Mädchen. Meine erste Biodanza Gruppe war mit Straßenkindern, eine sehr herausfordernde, aber auch sehr berührende Erfahrung: Die Straßenkinder, die auf der Straße immer gejagt wurden, erfuhren erstmals Zuwendung und Liebe. Dies war Teil meiner dreijährigen Biodanza-Ausbildung, die ich im Nordosten Brasiliens bei Rolando Toro, dem Begründer von Biodanza machte. Nach meinem Abschluss arbeitete ich noch einige Jahre mit einer Frauengruppe in einer Favela (Elendsviertel) - eine Arbeit mit dem Ziel, diese Frauen zu stärken. Mein beruflicher Weg führte mich nach Brasilia, wo ich an mehreren Publikationen über die Arbeit mit Menschen mit Behinderung mitarbeitete. Biodanza blieb eine nebenberufliche Tätigkeit. 1997 kehrte ich schließlich nach Deutschland zurück.
Meine Wohnortwahl fiel auf Schleswig-Holstein: Leben am Meer. Ich bekam eine Stelle als Sonderschullehrerin an die #Grundschule und #Förderschule in Sankt Peter Ording. Dort begann ich Biodanza-Gruppen zu etablieren: mit Kindern in der Schule, Mutter-Kind-Gruppen in Kurkliniken und mit Erwachsenen. Schon damals reifte in mir der Entschluss, meine Existenz mit dem neu erlernten Wissen gestalten zu wollen. Überzeugt von den positiven Effekten und Eigenschaften von Biodanza, wollte ich Biodanza-Lehrerin werden. Ein entsprechender Anfang war getan, als ich in Sankt Peter Ording sowie in Hamburg und Umgebung entsprechende #VHS Kurse anbot. Die Nachfrage war überall vorhanden.
Schulgründung in Köln
Nach 3 Jahren beschloss ich, das Wagnis einzugehen und eine eigene Schule zu gründen. Die Kölner #Biodanza #Schule wurde im März 2002 eröffnet. Durchaus ein Risiko für mich, zumal Biodanza damals noch weitgehend unbekannt war. Eine entsprechend schöne Standortbestätigung war 2011 das 1. Kölner Fest, bei dem sich an meiner Schule ausgebildete LehrerInnen mit einer Vivencia (Name für das Erleben im Hier und Jetzt bei Biodanza) präsentierten. 2012 fand dann die Feier des 10 jährigen Bestehens der Kölner Biodanza Schule an einem Ausbildungswochenende zum Thema Transzendenz in der Lebensgemeinschaft Steyerberg statt – erfreulicherweise geleitet von Veronica Toro, der Tochter des zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Begründers, und ihrem Mann Raul Terren.
2014 leitete und organisierte ich zusammen mit der damaligen Ausbildungsgruppe die 1. Deutsche Biodanza-Begegnung in Bielefeld mit 180 Personen aus der ganzen Welt. Cézar Wagner Lima Gois aus Fortaleza, Brasilien, ein enger Vertrauter von Rolando Toro und Taufpate dieses Events, war persönlich angereist und leitete eine Vivencia.
Seither wurden allein in der Biodanza Schule Köln etwa 60 Biodanza Lehrer ausgebildet. Der 7. Ausbildungslehrgang ist derzeit im zweiten Ausbildungsjahr. Dabei ist Biodanza im Rheinland schon lange kein reines Freizeitangebot mehr. Auch an Schulen, im Gefängnis, in Altersheimen, an der Universität et cetera wird Biodanza praktiziert.
Der Biodanza Verein hält das Erbe hoch
Vor 12 Jahren (im Februar 2010) starb Biodanza Begründer Rolando Toro im Alter von knapp 86 Jahren in seiner Heimat in Chile. Er hinterließ eine bis dahin stetig wachsende Biodanza Bewegung. Diese organisierte sich in den Folgejahren in demokratischer, mühseliger Kleinarbeit in einer weltweiten Föderation. Die weltweit vorhandenen rund 200 Schulen fanden sich zu Verbänden zusammen und schlossen sich in der großen Vereinigung, der »International Biodanza Federation«, zusammen.
Es wurden basisdemokratisch Statuten erstellt und interne Ausführungsbestimmungen erarbeitet. Anfang 2022 wurde der Vorstand gewählt und die Repräsentanten der verschiedenen Kommissionen: Mir wurde dabei die Ehre zuteil, im Team der Kommission der Methodologie mitzuarbeiten. Die Aufgabe dieser Kommission ist es, die schriftlichen Materialien ausgehend von den Originaltexten des Begründers zu überarbeiten und weltweit zu verbreiten und somit den Zugang aller Ausbildungsinstitute zu allen relevanten Ressourcen sicherzustellen. Dies umfasst wissenschaftliche Forschungsergebnisse, Texte, Videos, Musikauswahl, das Übungsrepertoire sowie Fortbildungskurse. Diese Struktur ermöglicht nicht zuletzt den Schulen in entlegeneren Winkeln der Erde einen gesicherten Zugang zu allen wichtigen Materialien.
Der nächste Ehrentag steht an
Im Juni 2022 feierten wir nun das 20 jährige Jubiläum der Biodanza Schule Köln. Das Event fand in der Gemeinschaft Lebensbogen bei Kassel statt. Diesmal war ein Sohn des Begründers eingeladen: Ricardo Toro. 4 Schulen, viele ausgebildete Biodanza Lehrer und Ausbildungsteilnehmer begingen zusammen dieses feierliche Event. Wir studierten miteinander, tauschten uns aus und nicht zuletzt tanzen und zelebrierten wir – mit Bühnenprogramm und anschließendem Fest. Vom 24. bis zum 26. Juni 2022 zollten Menschen, die mitunter gemeinsam schon einen langen Weg gegangen waren, der Vision von Rolando Toro Anerkennung und Dankbarkeit. Er hinterließ mit Biodanza eine Lehre voller Menschlichkeit, Authentizität, Gemeinschaftsgeist und Freude am Leben. Diese gilt es nun in eben diesem Geiste fortleben zu lassen.
Kurzinfos zur Autorin Gabriele Freyhoff:
Gabriele Freyhoff studierte Sonderpädagogik in Köln. Nach ihrem Studium arbeitete sie in Brasilien im Bereich Prävention, Frauenförderung und Familiengesundheit. Auf der Suche nach sich selbst, nach ihrem Glück, nach Veränderung lernte Sie dort Biodanza kennen. Diese lebendige »Wissenschaft« des Lebens faszinierte sie von Anfang an. Die Begegnung mit Rolando Toro, dem charismatischen Begründer von Biodanza beeindruckte und inspirierte sie sehr. Er sprach von der Liebe als Grundlage des Lebens und von menschlichen Begegnungen. Nach diesem Treffen wurde Biodanza zu ihrem Wegbegleiter: 1990 machte sie eine Ausbildung zur Biodanza Leiterin und später folgte die Qualifizierung zu Ausbilderin in Biodanza. Seit 30 Jahren ist Gabriele Freyhoff als Sonderpädagogin, Supervisorin und Biodanza Ausbilderin in Schule, Ausbildung und Beratung tätig. Ihre Vision ist es, Biodanza so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen, weil Biodanza zahlreiche, positive Auswirkungen auf den Menschen hat.