Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Kelle in Maurerhand: Der Bau sucht händeringend Leute. Trotzdem warten Bauarbeiter dringend auf ein Signal der Arbeitgeber, den Branchenmindestlohn als untersten Lohnsockel nicht aufs Spiel zu setzen. »Das wäre fatal. Dann laufen dem Bau die Leute weg«, so die Industriegewerkschaft BAU. Viele der 4.400 Baubeschäftigten im Kreis Gütersloh betroffen. Foto: Tobias Seifert, IG BAU, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Kreis Gütersloh, auf dem heimischen Bau steht es Spitz auf Knopf, keine Maxileistung für Minilohn
Die Preise im Supermarkt ziehen an – und auch der Mindestlohn auf dem Bau soll steigen: Ab Mai könnten viele der rund 4.400 Baubeschäftigten im Kreis Gütersloh mindestens 13,45 Euro pro Stunde verdienen – sie bekämen dann einen um 60 Cent höheren Branchenmindestlohn. Doch genau das droht jetzt an den Arbeitgebern zu scheitern. »Dann würde der Stundenlohn von Bauhelfern, Maurern, Zimmerern & Co. abstürzen – auf 9,82 Euro. Das wäre der unterste Lohnsockel, der überhaupt zulässig ist: der gesetzliche Mindestlohn«, sagt Sabine Katzsche-Döring vom Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe der Industriegewerkschaft BAU.
Der Bau warte auf ein »Ja« der Arbeitgeber zum Branchenmindestlohn. Dazu müssten Bauindustrie und Bauhandwerk bis kommenden Freitag [Hinweis f.d. Red.: 8. April] dem Beispiel der Gewerkschaft folgen und einen Schlichterspruch zum eigenen Mindestlohn für den Bau annehmen. »Es steht Spitz auf Knopf. Der Countdown läuft«, so Sabine Katzsche-Döring. Die Bezirksvorsitzende ruft die Bauunternehmen im Kreis Gütersloh auf, ihren Arbeitgeberverbänden »das eindeutige Signal zu geben, den Branchenmindestlohn auf dem Bau zu retten«. Andernfalls werde es auf den Baustellen eine »regelrechte Abwanderungswelle« geben. »Kein Mensch stellt sich bei Wind und Wetter hin und schuftet körperlich hart, um lediglich den gesetzlichen Mindestlohn und damit an der untersten Lohnkante zu verdienen: Minilohn für Maxileistung – das passt nicht. Schon gar nicht bei einer Inflation, die enorm anziehe und die Preise weiter steigen lasse«, sagt Katzsche-Döring.
Der Bau im Kreis Gütersloh habe volle Auftragsbücher: Für den Neubau von Wohnungen, für Energiespar-Sanierungen und für seniorengerechte Modernisierungen suchten Unternehmen schon heute händeringend Leute. Es sei ein offenes Geheimnis, dass die Branche auf Zuwanderung dringend angewiesen sei. Der Ruf nach Fachkräften aus dem Ausland werde immer lauter. »Was die Manpower angeht, steht hier eine ganze Branche mit dem Rücken zur Wand. Sollte der Bau-Mindestlohn jetzt an den Arbeitgebern scheitern, dann scheitern auch viele Neubau- und Sanierungsmaßnahmen im Kreis Gütersloh. Nämlich genau die, bei denen Bauarbeiter nur den Mindestlohn und nicht den fairen und deutlich höheren Tariflohn bekommen«, so Sabine Katzsche-Döring. Vor allem sei der Baumindestlohn auch ein Garant für den fairen Wettbewerb der Branche.
Mit seinem Schlichterspruch zum Branchenmindestlohn habe der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, dem Bau bei der Lohnuntergrenze eine Perspektive gegeben. Er hat vorgeschlagen, den generellen Bau-Mindestlohn nicht nur ab diesem Mai, sondern auch im nächsten und übernächsten Jahr um jeweils 60 Cent zu erhöhen. Der Mindestlohn für Facharbeiter im Kreis Gütersloh soll, so schlägt der Schlichter vor, bis zum Ende dieses Jahres bei 15,70 Euro liegen und dann als feste Position im Tarifpaket verhandelt werden – also regulär mit den Löhnen auf dem Bau steigen.