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Isabell Beer. Foto: Paulina Hildesheim, Journalist, Magazin für Journalisten, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Investigativjournalistin Isabell Beer, »Diversität wird im Journalismus einfach nicht zu Ende gedacht«
Bonn (ots)
Die Investigativjournalistin Isabell Beer findet, dass Aussehen und Herkunft immer noch eine zu große Rolle in den Redaktionen hierzulande spielen. »Diversität wird im Journalismus einfach nicht zu Ende gedacht.« Auch ihr sei immer wieder vorgehalten worden, dass sie nicht studiert hat, sagt Beer im Interview mit dem Journalist. »Worauf wir uns konzentrieren sollten, sind Leute, die eben nicht studiert haben, die aus Arbeiterfamilien kommen, die einen schwierigeren Start ins Leben hatten und vielleicht kein Abitur gemacht haben. Solche Leute brauchen wir viel mehr im Journalismus, weil sie andere Perspektiven mitbringen«, sagt Beer, die heute vor allem für das Funk Rechercheteam arbeitet. »Es ist eigentlich scheißegal, was man studiert hat. Es juckt niemanden«, so Beer im Journalist.
[Mit »Denken« ist es freilich nicht getan, die sogenannte »Diversität« müsste einfach stattfinden. Gefühlt findet sie freilich mehr als statt. Anm. d. Red.]
Im besten Fall können jüngere und ältere Journalisten voneinander lernen: »Es ist total wichtig, dass man jüngeren Kollegen die Hand reicht.« Bei den Jungen sei der Gedanke an die gegenseitige Unterstützung viel stärker. »Wir setzen uns füreinander ein und empfehlen uns gegenseitig weiter, um Strukturen zu durchbrechen.« Die junge Generation sei hingegen ganz anderen Gefahren ausgesetzt als die Generation davor, glaubt Beer. »Bei uns haben eigentlich alle einen Social Media Auftritt, egal wo sie arbeiten. So können schnell Hasskommentare reinkommen.« Sie sei oft entsetzt, wenn Kollegen in sozialen Medien private Daten preisgeben oder ihr Privathandy nutzen, um mit Informanten Kontakt zu halten.
In Investigativ Teams werde zu wenig an Frauen gedacht, sagt Beer im Journalist Interview. »Es gibt viele gute, coole Kolleginnen. Aber die sind nicht in den etablierten Teams, sondern frei oder in kleineren Teams.« Es sei ein Problem, wenn Investigativjournalisten meinen, dass man sich auch mal nachts in einem Parkhaus mit einer Quelle treffen oder abends einen trinken gehen müsse. »Das ist nicht mitgedacht für Frauen.« Da müsse ein Umdenken stattfinden. Beer sagt im Journalist Interview: »Ich hatte selbst das Gefühl, dass man mich manchmal vielleicht deshalb nicht im Team haben wollte, aus der Sorge: Da ist eine Frau, und der könnte was passieren. Als könnte ich als Frau diesen Job nicht so machen, dass ich mich dabei nicht selbst gefährde.«
[Wo würde sie sich denn sonst treffen wollen? Und was würde sie sonst tun wollen, wenn nicht »einen trinken«? Frage d. Red.]
Das komplette Interview mit Isabell Beer findet sich in der April Ausgabe 2022 des Journalists und auf www.journalist.de. Der Journalist ist mit einer Druckauflage von 30.000 Exemplaren (IVW) das größte und wichtigste Magazin für Journalisten in Deutschland. Herausgeber ist der Deutsche Journalisten Verband, Verlag ist die Journalismus3000 GmbH.
[Wieso »3000«? Ist »3000« das, was vor der Jahrtausendwende das »2000« war? Wo jedes vermeintlich innovative Produkt mit dem Zusatz »2000« versehen wurde? Nach wie vor ist ja auch der Zusatz »24« wohlgelitten, allerdings oft nicht gerade ein Label, das für Seriosität steht. Frage und Anm. d. Red.]