Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Gütsel Monk, Lügen nicht (mehr) persönlich nehmen, Gütersloh
Es kann schmerzhaft sein, festzustellen, dass man belogen wird. Wenn beispielsweise im Ehebett viel stattfindet, aber nicht, wenn man selbst drinliegt. Wenn vermeintliche Freunde nicht mit einem selbst, sondern lediglich mit dem Geld und der Unterstützung befreundet waren. Oder wenn etwa im Geschäftlichen von keinen Budgets, keiner Zeit oder keinem Interesse gesprochen wird. Unter Umständen brechen dann Welten zusammen, in denen ein fröhliches Lügengebäude stand.
Der Schmerz hat 2 Wurzeln
Man verliert etwas, nämlich Vertrauen. »Nicht, dass Du mich belogen hast, tut mir weh, sondern dass ich Dir nun nicht mehr glauben kann«, so Friedrich Nietzsche. Und man verliert Sicherheit. Natürlich nimmt man Lügen auch persönlich, wie könnte es anders sein? Es sei denn, man wäre sehr abgebrüht, unempathisch und abgestumpft.
Den Schmerz des Verlustes kann man nur zulassen, wenn man kann – man kann lernen, damit umzugehen und ihn wahrzunehmen. Der Versuch, ihn zu unterdrücken, führt zu nichts Gutem.
Den zweiten Teil kann man im Prinzip einfacher loslassen – vor allem, wenn man erkennt, dass die Lüge nichts mit einem selbst zu tun hat, dass sie nicht persönlich gemeint ist, sondern mit dem Anderen. Die Lüge ist seine Lüge, sie gehört zu ihm.
Die Ursache von Lügen ist mangelndes Selbstbewusstsein.
Man lügt immer dann, wenn man denkt, einem ehrlichen, realistischen Umgang mit Situationen und Tatsachen nicht gewachsen zu sein. Beispielsweise dann, wenn man Angst davor hat, was passiert, wenn man stattdessen die Wahrheit sagen würde. Dann fängt man an, zu manipulieren, zu täuschen oder zu verheimlichen, damit man besser dastehen kann, sein »Ansehen« aufrechterhalten kann oder sein Ego pflegen und nähren kann. Und um seine eigene Lüge, mit der man sich selbst belügt, aufrechtzuerhalten.
Mit Lügen vermeidet man Konfrontationen und Konsequenzen. Beispielsweise die, dass man nicht mehr gemocht wird oder einem nicht mehr gegeben wird, was man braucht, oder dass man bestraft wird. Man lügt, um Ziele zu erreichen oder Löcher in seinem Selbstbewusstsein zu stopfen stopfen.
Man lügt im Grunde genommen nicht, um dem Anderen zu schaden. Jedenfalls nicht bewusst. Man lügt, weil man ein Problem hat. Weil man zu schwach ist, um Verantwortung zu übernehmen, Haltung zu zeigen (wenn man eine hat). Man beweist sich seine Schwäche allerdings mit jeder Lüge mehr, man wird zum Sklaven seiner Lügen, nach deren Nasen man tanzen muss, und man hat (unbewusst) ständig Angst, aufzufliegen oder »nackt« und beschämt dazustehen.
Wer belogen wird, hat die Lüge nicht verdient und er hat auch keine Schuld daran. Sie hat nichts mit dem Belogenen zu tun.