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Bereitschaftspflegefamilien im Kreis Gütersloh, Kindern in Not ein Zuhause gebenZoom Button

Claudia, Mutter einer Bereitschaftspflegefamilie, und Heike Westerhoven von der Abteilung Jugend des Kreises Gütersloh im Kinderzimmer, das für Kinder in Notsituationen bereit steht. Foto: Kreis Gütersloh, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Bereitschaftspflegefamilien im Kreis Gütersloh, Kindern in Not ein Zuhause geben

Bereitschaftspflegefamilien im Kreis Gütersloh, Kindern in Not ein Zuhause geben

Gütersloh. Das Klingeln des Telefons hallt durch das Einfamilienhaus. Claudia nimmt ab, wechselt ein paar Worte mit der Anruferin und lässt alles stehen und liegen. Nicht mal eine halbe Stunde später steht eine Mitarbeiterin des Jugendamtes vom Kreis Gütersloh vor der Haustür und hat ein kleines Kind auf dem Arm. Ein Kind, das erstmal für unbestimmte Zeit bei Claudia und ihrer Familie bleiben wird. Claudia ist Mutter einer Bereitschaftspflegefamilie, die Kindern in Notsituationen von jetzt auf gleich ein Zuhause gibt. 

In Fällen, in denen es dazu kommt, dass das Jugendamt ein Kind in seine Obhut nimmt, muss es schnell gehen. Eine von den 13 Bereitschaftspflegefamilien im Kreis Gütersloh wird kontaktiert. Manche von ihnen stellen einen Platz zur Verfügung, andere nehmen auch mehrere Kinder auf, wie zum Beispiel Geschwisterkinder. »Das kommt immer darauf an, wie die häusliche und familiäre Situation aussieht«, erklärt Heike Westerhoven von der Abteilung Jugend. Die Bereitschaftspflegefamilien kümmern sich temporär um die Kinder bis entschieden wurde, wann und ob das Kind wieder zurück zur leiblichen Familie kann. »Vorrangiges Ziel ist es natürlich, den Verbleib des Kindes in der Herkunftsfamilie zu ermöglichen«, so Westerhoven. »Aber wenn das Kind nicht zurück zu den Eltern kann, suchen wir einen Platz in der Vollzeitpflege. Bis wir den gefunden haben, bleibt das Kind in der Bereitschaftspflege.«

Nachdem das Kind in Claudias Familie angekommen ist, ist der erste Ausflug häufig zum Drogeriemarkt im Ort. Dort besorgen sie eine Grundausstattung bestehend aus Windeln, Kleidung und Nahrung. Claudia arbeitet seit elf Jahren in der Bereitschaftspflege und hat in dieser Zeit zwölf Kinder in ihre Familie aufgenommen. Claudia und ihr Mann haben selbst vier Kinder im Alter von 20 bis 24 Jahren. »Es ist wichtig, dass das Kind von Anfang an in die Familie integriert wird. Das funktioniert nur, wenn alle dahinter stehen und das unterstützen«, so Claudia. »Auch die eigenen Kinder profitieren davon und lernen sehr schnell, Verantwortung zu übernehmen.« Eine Freundin hat sie damals auf das System der Bereitschaftspflege aufmerksam gemacht. Die vierfache Mutter bietet einen Pflegeplatz für Kinder bis vier Jahre an. Diese Kriterien können die Familien selbst festlegen und dem Jugendamt mitteilen.

Die meisten Kinder, die zu Claudia kommen, hatten bislang wenig Stabilität in ihrem Leben. Viele haben beispielsweise Angst, dass sie nicht genug zu essen bekommen und lagern Kekse oder Obst unter ihrem Bett. »Gerade dann ist es besonders wichtig, dass wir ihnen zeigen, dass diese Grundbedürfnisse bei uns gestillt werden«, betont Claudia. Neben der Versorgung und Betreuung der Kinder gehören auch Besuchskontakte mit den Eltern sowie Arzt- und Therapietermine zur alltäglichen Arbeit. Die Bereitschaftspflegefamilie ist ein temporäres Zuhause für die Kinder, in dem sie sich sicher fühlen sollen. »Richtig angekommen sind die Kinder meistens erst nach sechs bis acht Wochen.«

Aber wie wird man eine Bereitschaftspflegefamilie? Und was für Kriterien müssen erfüllt werden? Der erste Schritt ist, Kontakt zum Jugendamt des Kreises aufzunehmen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen Gespräche mit den potentiellen Familien, denn diese müssen bestimmte Kriterien erfüllen und die familiäre sowie häusliche Situation offenlegen. Dazu zählen unter anderem ein erweitertes Führungszeugnis sowie ein ärztliches Attest. Das Kind soll als neues Familienmitglied auch ein eigenes Zimmer im Haus oder in der Wohnung haben. Ein Elternteil muss Zeit haben, um sich um das Kind zu kümmern – im Idealfall ist die Person Vollzeit-Hausmann oder -frau. Der Kreis Gütersloh schult die Familien und bereitet sie Schritt für Schritt auf den neuen Alltag vor. Sie können sich immer beim Jugendamt melden, wenn es Probleme oder Fragen gibt.
Die Familien erhalten vom Kreis Gütersloh monatlich eine Entlohnung für die Tage, an denen ein Kind in der Familie untergebracht ist. Von dem Geld wird dann auch Kleidung und Nahrung bezahlt. »Das ist ein Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung«, erklärt Claudia. »Von den Kindern bekommt man unglaublich viel zurück. Das ist für mich eine Herzenssache.« Zu einigen Kindern, um die Claudia sich gekümmert hat, hat sie bis heute noch Kontakt. Diese leben häufig in Vollzeitpflegefamilien. Zum Abschied erhalten sie, neben ihrer Kleidung und ihren Spielsachen, immer ein Fotoalbum mit gemeinsamen Erinnerungsfotos von ihr. Ebenso gibt es einen Abschiedsbrief, in dem wichtige Ereignisse festgehalten werden, zum Beispiel wann der erste Zahn kam oder die ersten Schritte gemacht wurden. Das kann dem Kind sonst später niemand erzählen.

Die Bereitschaftspflegefamilien im Kreis Gütersloh sind untereinander vernetzt. Sie tauschen sich über ihre Erfahrungen und ihren Alltag mit den Kindern aus. Auch wenn schnell Kleidung benötigt wird, können die anderen Familien oft aushelfen. Alle Plätze in Bereitschaftspflegefamilien sind zurzeit besetzt. »Der Bedarf ist groß. Gerade deshalb sind wir immer auf der Suche nach neuen Familien«, so Westerhoven. Familien, die Interesse haben und mehr Informationen erhalten möchten, können sie telefonisch unter Telefon +52449274521 erreichen.


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