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Die Tiere in Wald und Feld führen ein sorgenfreies, glückliches Leben. Doch die Schönheit der Natur und die Idylle des Waldes sind trügerisch: An einem sonnigen Frühlingsmorgen stößt der Eichelhäher plötzlich einen Warnschrei aus. Die Waldbewohner ahnen, dass ihnen große Gefahr droht.

Leseprobe aus »Am Tag, als die Tiere verschwanden«

Der Schock saß tief. Es dauerte eine Weile, bis er wieder zu sich kam und klar denken konnte. Immer noch verwirrt, wusste er auch nicht, was das bedeutete.

Aber er vermutete, dass dieses riesige »Ungeheuer« mit den ‚Zweibeinern‘ zu tun haben musste. Die Tiere nannten die Menschen gerne so, und der Dachs erinnerte sich, dass seine Artgenossen nie Gutes über diese erzählt hatten.

Die einen sagten, dass die Zweibeiner klug wären und einen viel zu großen Kopf hätten. Andere behaupteten, dass sie in Häusern lebten, die so hoch wären, dass sie den Himmel berührten, höher als die größten Bäume des Waldes.

Ja, dachte der Dachs, diese Zweibeiner sind schlau und tüchtig, aber vermutlich auch gefährlich. Er wusste es allerdings nicht wirklich. Noch nie war er persönlich einem dieser Wesen begegnet.

Soeben hatte er allerdings dieses ‚Monster‘ gesehen, und jetzt war er der festen Überzeugung, dass dies mit diesen Zweibeinern zu tun haben musste. Trotz seiner Furcht gab er nicht auf und behielt das Geschehen weiter im Auge.

Als wäre er von allen guten Geistern verlassen, schlich er sich sogar noch ein gutes Stück näher heran. Wagemutig, aber mindestens ebenso neugierig, erspähte er weitere dieser »Ungeheuer«, und bald auch Menschen – die ersten in seinem Leben.

Im halbhohen Gras, auf dem Bauch liegend, nahm er sie genau unter die Lupe. Sie standen in kleinen Gruppen beisammen und redeten miteinander. Einige liefen auch umher, gestikulierten oder riefen sich etwas zu.
Andere saßen in noch weiteren »Monstern«. Eines war größer als das andere. Und was die für einen Lärm machten!

Dem armen Dachs wurde schwindelig und ihn befiel eine seltsame Angst. Dennoch beschloss er, sich im Graben des Feldrains noch ein paar Meter näher heranzupirschen.

Sein Instinkt warnte ihn. Er ahnte, wie gefährlich es für ihn war. So nahe dran war er am Geschehen, kaum einen Steinwurf weit entfernt.

Was er allerdings jetzt sah, verschlug ihm völlig den Atem! Er war benommen, drohte, in Ohnmacht zu fallen und stotterte verstört: »Diese Monster machen ja riesige Löcher in die Felder und fressen die Bäume auf!«

Fassungslos erkannte er mit einem Mal große, kahle Flächen. Wo zuvor Wald gewesen war, stand nun kein einziger Baum mehr. Er traute seinen eigenen Augen nicht, doch er war sich sicher und täuschte sich nicht. Er hätte es beschwören können.

In diesem Moment erinnerte er sich an das schlimme Unwetter im letzten Winter. Es lag nur wenige Monate zurück, und seine Erinnerung daran war sehr frisch. Ein gewaltiger Orkan hatte in einem größeren Waldstück sämtliche Bäume entwurzelt und in den Forst eine breite Schneise der Verwüstung gerissen. Daran musste er jetzt denken, als er sah, dass es dieses Waldstück nicht mehr gab.

»Die riesigen gelben Monster fressen die Bäume auf!«, hauchte er, sich wiederholend, entsetzt …

Text: Hubert Michelis

Buchbeschreibung

Die Tiere in Wald und Feld führen ein sorgenfreies, glückliches Leben. Doch die Schönheit der Natur und die Idylle des Waldes sind trügerisch:? An einem sonnigen Frühlingsmorgen stößt der Eichelhäher plötzlich einen Warnschrei aus. Die Waldbewohner ahnen, dass ihnen große Gefahr droht.

Drohendes Unheil wird das Leben der Tiere verändern und es völlig auf den Kopf stellen. Der Dachs spricht von »Monstern«, die den Wald »auffressen« wollen, aber auch von Menschen, die den Wald abholzen. Eine Versammlung wird einberufen. Völlig unerwartet taucht ein merkwürdiger, höchst seltsamer alter Mann auf. Er bietet eine Lösung für das Problem der Tiere, doch diese fürchten sich und halten den Greis zunächst für ein Gespenst …

Karinaverlag, 80 Seiten, gebundene Ausgabe, 13,90 Euro

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