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Roskosmos beschuldigt eine US-Astronautin, ein Loch in eine Sojus-Kapsel gebohrt zu haben
Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos wirft einer US-Astronautin vor, ein Loch in eine Sojus-Kapsel gebohrt zu haben und droht mit einer Klage. Die Frage, wer Ende August 2018 ein Loch in eine russische Sojus-Raumkapsel, die an die Internationale Raumstation ISS angedockt war, gebohrt hat, ist ungeklärt. Roskosmos will nach einer dreijährigen Untersuchung eine Schuldige ausgemacht haben: die Nasa-Astronautin Serena Auñón-Chancellor, die zum Zeitpunkt des Vorfalls gemeinsam mit dem deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst Mitglied der ISS-Crew war. Roskosmos gibt an, die Angelegenheit den Justizbehörden übergeben zu haben, und plant offenbar, juristisch gegen die Amerikanerin vorzugehen.
Roskosmos
Roskosmos (russisch »Роскосмос«) ist die Weltraumorganisation der Russischen Föderation. Sie ist ein staatliches Unternehmen und am 1. Januar 2016 per Dekret von Präsident Putin aus der ehemaligen und gleichnamigen Raumfahrtbehörde hervorgegangen. Sie ist für das zivile Raumfahrtprogramm des Landes zuständig und hat ihren Sitz im sogenannten »Sternenstädtchen« Swjosdny Gorodok nahe Moskau.
Vorwurf gegen Serena Auñón-Chancellor
Der Vorwurf gegen Serena Auñón-Chancellor eskaliert somit weiter. Schon im August hatte Roskosmos laut »TASS« die 45-Jährige als Urheberin des rund zwei Millimeter großen Lochs beschuldigt. Wäre das Leck nicht abgedichtet worden, hätte die ISS innert zwei Wochen die Atmosphäre verloren, sodass die Station hätte evakuiert werden müssen.
TASS
TASS (russisch »ТАСС«) ist eine der größten russischen Nachrichtenagenturen mit Hauptsitz in Moskau. Unter wechselnden Bezeichnungen besteht sie seit 1904. Von 1992 bis 2014 veröffentlichte die Agentur unter dem Namen ITAR-TASS als »zentrale staatliche Nachrichtenagentur«. Über ein Netz inländischer und ausländischer Büros werden Text- und Bilderdienste in vielen Sprachen bedient. Die Agentur ist in Form einer FGUP organisiert, sie ist ein Staatsunternehmen.
Ernste Gefahr für die ISS-Crew
Die Besatzung der ISS befand sich durch das Leck in ernster Gefahr. Die russischen Ermittler glauben, die Nasa-Astronautin Auñón-Chancellor habe »akute psychische Probleme« gehabt, die in ihr den Wunsch ausgelöst hätten, möglichst rasch zur Erde zurückzukehren. Grund der Probleme sei eine Arm- und Schultergürtelthrombose gewesen, das sogenannte »Paget-von-Schroetter-Syndrom«, das bei der Astronautin während ihres ISS-Aufenthalts tatsächlich aufgetreten war. Eine weitere Vermutung ist die, dass die Astronautin sich nach einer unglücklichen Affäre mit einem Crewmitglied habe »Luft verschaffen« wollen und den vorzeitigen Rückflug zur Erde habe erzwingen wollen. Serena Auñón-Chancellor ist verheiratet und hat eine Stieftochter, über die mutmaßliche Affäre ist nichts Näheres bekannt.
Weitere Indizien
Laut Roskosmos sprechen weitere Indizien gegen die Amerikanerin. Es seien insgesamt acht Bohrlöcher in der Sojus-Kapsel gefunden worden, nur eines sei durch die Bordwand gegangen. Das seien typische Anzeichen dafür, dass die Bohrversuche in der Schwerelosigkeit und ohne richtigen Halt durchgeführt worden seien. Außerdem wiesen diese Umstände darauf hin, dass jemand gebohrt habe, der mit der tragenden Struktur der Raumkapsel nicht vertraut sei, also kein Kosmonaut.
Die Nasa stellte sich hinter Auñón-Chancellor und wies alle Vorwürfe zurück. Die ISS wird permanent von der Erde aus überwacht, daher sei der Nasa bekannt, wo sich die Astronauten an Bord aufgehalten hätten, bevor sich das Leck bemerkbar gemacht hat. Aufnahmen der Überwachungskameras zeigten, dass keines der Nasa-Mitglieder auf der ISS in der Nähe des russischen Teils der Station gewesen sei, wo die Sojus angedockt war. Roskosmos hält dem entgegen, dass die Kamera, die den Übergang vom amerikanischen zum russischen Sektor überwache, zum Zeitpunkt der Sabotage »nicht funktioniert« habe.
Ein Mikrometeorit wurde als Ursache für das Loch ausgeschlossen, und dass das Loch vor dem Start auf der Erde entstanden sein könnte und notdürftig abgedichtet wurde, schließt Roskosmos aus. Die Sojus hätte in einem solchen Zustand die üblichen Tests nicht überstanden.
Kommentar
Wenn das so stattgefunden haben sollte, und es ist schwer vorstellbar, wie das Loch sonst entstanden sein sollte, wirft das ein ganz neues Licht auf eine etwaige Marsmission. Dabei wären die Astronauten je nach Auslegung der Mission neun Monate unterwegs, müssten sich mehr als ein Jahr auf dem Mars aufhalten, und dann wieder neun Monate zurückfliegen.
In absehbarer Zeit ist eine Marsmission ohnehin unmöglich. Es gibt keinen Strahlenschild, aber vor allem gibt es keine künstliche Schwerkraft. Nach der Landung auf dem Mars könnten die Astronauten zunächst tagelang oder wochenlang gar nicht gehen.