Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Ugur Sahin, Chef von Biontech: so lange hält der Corona Impfschutz​
Ugur Sahin, Chef von Biontech, hält seinen Impfstoff »Comirnaty« trotz der auftretenden »Impfdurchbrüche« für sehr wirksam. Die Wirkung nehme erst »ab dem vierten Monat« ab, so Sahin gegenüber der »Bild am Sonntag«. Der Schutz vor einer schweren Erkrankung sei noch bis zum neunten Monat sehr hoch. Sahin empfiehlt einen »Booster« zur Impfauffrischung, dieser schütze »sehr gut vor Erkrankung«, helfe aber auch, weitere Ansteckungsketten zu unterbrechen. Sahin rechnet in Zukunft mit jährlichen Auffrischungsimpfungen, ähnlich wie bei der Influenza (Grippe).
Das Problem ist nicht der Impfstoff an sich, sondern die Handhabung der Impfkampagne, das Konzept der Corona Impfung. Die Impfstoffe wirken ja offensichtlich. Und der Vergleich beispielsweise mit der Pockenimpfung hinkt, denn bei den Pocken hatte man es mit keiner Pandemie in diesem Ausmaß zu tun, die die gesamte Welt und die Weltwirtschaft bedroht hat. Deshalb wurde sie seinerzeit auch kaum oder gar nicht hinterfragt und als selbstverständlich und belanglos, hingenommen. Bestenfalls auch als hilfreich wahrgenommen. Das gilt auch für andere Impfungen, die teilweise in schulischen Sporthallen stattfanden und obligatorisch waren.
Bekanntlich kommt man mit Sachargumenten meist nicht weit. Und wenn man sich dann – wie geschehen – auch noch verzettelt, erst Recht nicht. Es war ein grober Fehler, das Thema »Impfpflicht« überhaupt anzusprechen, und dann auch noch zu sagen, es werde keine »Impfpflicht« geben. Man hat offenbar versucht, die Impfung den Zweiflern, Skeptikern und Querulanten mit dieser Taktik zu verkaufen.
Was nun geschieht, ist keine »Impfpflicht durch die Hintertür«, es ist eher moralische Erpressung. Das liefert »Skeptikern« freilich erst Recht Argumente, eine Impfung abzulehnen. Denn viele erkennen (sei es bewusst oder unbewusst), dass man wechselnde Taktiken anwendet.
Es gibt letztlich nur zwei Wege. Die Menschen müssen die Impfung entweder wollen, oder sie müssen sie als so belanglos und selbstverständlich wahrnehmen, dass sie sie einfach hinnehmen und mitmachen. Der dritte Weg einer Impfpflicht ist nicht unproblematisch. Auch Drohungen sind kontraproduktiv. Ebenso sind viele Aussagen kontraproduktiv, in denen übertrieben wird oder die in der gesagten Form falsch sind. Das nährt bei vielen Leuten Zweifel. Wie man ja sieht. Und gerade Politiker, die ja gar keine Ahnung von medizinischen Fachgebieten haben, sollten ihre Formulierungen überdenken. Und nicht so tun, als seien Dinge so, wie sie es behaupten, und als wüssten sie das aus sich heraus. Bei vielen Menschen funktioniert das, wie wir sehen und wissen, bei vielen aber eben auch nicht, wie wir ebenfalls sehen und wissen.
Wissenschaftler zu Wort kommen zu lassen, ist – wie wir sehen – ebenso problematisch, besonders bei solchen Reizthemen. Da glauben viele Menschen Wissenschaftlern ihre Pro-Argumente erst Recht nicht, lieber glauben sie anderen Wissenschaftlern, und seien es Pseudowissenschaftler oder fachfremde Wissenschaftler, deren Contra-Argumente. Letztlich glauben die Menschen sowieso das, was sie glauben wollen. Die Menschen glauben nicht, was ist, es ist, was die Menschen glauben.
Ebenso sind pseudosachliche Diskussionen um etwaige »Langzeitschäden« sinnlos und schädlich. Sie lassen sich sachlich nicht widerlegen, auch nicht mit Spitzfindigkeiten wie Definitionsfragen (sind es »Langzeitschäden« oder »Langzeitfolgen«? Oder »Langzeitwirkungen«?). »Langzeitwirkungen« sind ja bei einer Impfung erwünscht. Natürlich verschwindet der Impfstoff selbst rasch aus dem Körper. Aber Er sorgt eben dafür, dass eine »Langzeitwirkung« stattfindet. Das ist das Ziel. Man kann also »Langzeitschäden« so rein formallogisch nicht widerlegen. Im Gegenteil. Man müsste eher die »Kurzzeitschäden« von Corona gegen die kaum oder gar nicht stattfindenden »Kurzzeitschäden« der Impfung abwägen. Und die gewissen »Langzeitschäden« von Corona gegen die ungewissen und höchst unwahrscheinlichen »Langzeitschäden« der Impfung. Aber letztlich sind solche Sachdiskussionen wie erwähnt sowieso grundsätzlich nicht sinnvoll und hilfreich.
Über alldem steht, dass wir es mit einer einzigartigen Situation zu tun haben, die es so noch nie gab. Da muss man sehr, sehr vorsichtig und überlegt agieren.