Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Foto: Paula Winkler, »Wort und Bild Verlag«, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Baierbrunn (ots) Femtech – so nennt sich eine neue Medizintechnik-Sparte, die sich explizit um die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen kümmert. Die digitalen Anwendungen sind innovativ und haben das Potenzial, die Forschung und Datenlage zum weiblichen Körper zu verbessern. Warum das dringend nötig ist, erklärt Professorin Sylvia Thun, Ärztin, Ingenieurin sowie Direktorin für E-Health und Interoperabilität am Berliner Institut für Gesundheitsforschung der Stiftung Charité, im Gespräch mit dem Gesundheitsmagazin »Apotheken Umschau«.
»Die Prostata allein macht ja auch keinen Mann aus«
Zyklus-Apps oder smarte Armbänder gegen Hitzewallungen – all das gibt es bereits. Doch können derartige Applikationen und Gadgets tatsächlich die Gesundheit von Frauen verbessern – oder sind sie mehr Spielerei? »Für mich gehört beides zusammen: Nur wenn ich Spaß an einer Software habe, nutze ich sie auch«, sagt Sylvia Thun. »Forscherinnen und Forscher, die sich mit dem weiblichen Körper beschäftigen, erhalten so Daten, die sie sonst nie bekommen hätten. So begreifen wir den Zyklus und Erkrankungen, die damit einhergehen, besser.« Doch man sollte unter Femtech nicht nur Produkte für Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Verhütung oder die Wechseljahre verstehen, so die Professorin: »Die Prostata allein macht ja auch keinen Mann aus.«
Femtech müsse deshalb viel breiter angegangen werden, fordert Thun. »Das ist ein entscheidender Schritt hin zu einem besseren Verständnis von geschlechterspezifischen Krankheitsbildern.« Es sei längst überfällig, dass die »Blackbox Frau« geöffnet wird. Nach wie vor aber werde der weibliche Körper in der Wissenschaft vernachlässigt, beklagt die Forscherin.
Digitale Medizin nach wie vor von Männern dominiert
Angesichts der innovativen digitalen Entwicklungen von Femtech wünscht sich Thun generell mehr Mut zur Technik – und zu Daten: »Nur so kommen wir zu schnelleren Diagnosen und besseren Behandlungen. Aber die Angst der Deutschen vor dem Teilen von Daten ist ein Problem. Dabei sind wir alle froh, wenn es neue Therapien gibt.«
Entscheidend ist es aus Sicht von Sylvia Thun, Frauen an den digitalen Entwicklungen zu beteiligen. Dies sei in Deutschland allerdings noch überhaupt nicht der Fall. Die digitale Medizin sei von Männern dominiert. »Vieles wäre erfolgreicher, hätte man vorher Frauen gefragt«, betont die Charité-Professorin, die das Netzwerk #SheHealth gegründet hat, um das Engagement von Frauen in der digitalen Medizin stärker sichtbar zu machen und das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Fragen zu schärfen.
Quelle: »Apotheken Umschau«