Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Mathilda Godt, Fabia Wegmann und Julius Kleßmann (vorne) eröffnen gemeinsam mit Ulrich Lünstroth, Bertelsmann SE, das gewählte Stadtoberhaupt, Silke Niermann, Bibliotheksleiterin, Aat Vos, Architekt und Designer, Dr. Kirsten Witte, Bertelsmann-Stiftung, und Kulturdezernent Andreas Kimpel (hinten) die neue Kinderbibliothek. Foto: Marco Heyda, »aatvos«, Stadtbibliothek Gütersloh, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Wie gestaltet man eine Bibliothek, die auf die Bedürfnisse und Wünsche der Jüngsten eingeht? Hier bieten sich vielfältige Ausdrucks- und Lernmöglichkeiten an, abgerundet mit einer Mischung aus bekannten und unerwarteten Gestaltungselementen. Die neue Liz Mohn-Kinderbibliothek der Stadtbibliothek Gütersloh präsentiert sich mit genau einer solchen Mischung und öffnet ihre Tore am 19. August 2021, ab 16 Uhr, wieder für Kinder und ihre Familien.
Auf 380 Quadratmetern dominieren jetzt warme Farben und gemütliche Leseecken. Die Pläne und das Design stammen von dem niederländischen Architekten Aat Vos. »Bei der Konzeption des neuen Designs der Kinderbibliothek haben wir sorgfältig überlegt, ob wir die Kernprinzipien auch auf den Rest des Gebäudes anwenden können«, erklärt Aat Vos. »Wir haben uns auf die Kinderbibliothek konzentriert und dabei immer die gesamte Stadtbibliothek im Hinterkopf gehabt. Nur ein solcher ganzheitlicher Ansatz konnte uns zu nachhaltigen Ergebnissen führen«, so der renommierte niederländische Architekt, der sich seit 30 Jahren der Entwicklung von Bibliothekskonzepten in ganz Europa widmet, darunter Projekte wie die Jugendbibliothek in Oslo, die Stadtbibliothek in Köln oder auch die Stadtbücherei Würzburg.
Liz Mohn, der die runderneuerte Bibliothek gewidmet ist, sagt: „Ich freue mich sehr, dass mein Name künftig mit einem Ort in Gütersloh verbunden ist, der Kindern Lesespaß, Kreativität, Bildung und Austausch ermöglicht. Bildung ist der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und in Zeiten wie diesen wichtiger denn je.“
Der Mensch im Mittelpunkt
Neben einem Design-Workshop unter Leitung des aatvos-Teams sind Interviews mit Kindern und Eltern im Rahmen eines Design Thinking-Prozesses sowie diverse Planungsworkshops mit dem Bibliotheksteam die Grundlage des neuen Bibliothekskonzepts. »Seit 2018 arbeiten wir zusammen mit der Trainerin und Bibliotheksberaterin Julia Bergmann, mit dem Ziel, die Bedürfnisse unserer Nutzerinnen und Nutzer noch besser zu verstehen und die Stadtbibliothek sukzessive zu einem ›Dritten Ort‹ weiterzuentwickeln«, erläutert Bibliotheksleiterin Silke Niermann. Ein Ort neben dem Zuhause als ersten Ort und der Schule, dem Ausbildungs- oder Arbeits-platz als zweiten Ort. «Bei uns erhalten die Gütersloherinnen und Gütersloher nicht nur verlässliche Informationen, sondern erleben digitale Teilhabe, können hier lernen und arbeiten oder dürfen auch einfach sein - absichtslos und konsumfrei«, so Niermann.
Die Interviews und die darauffolgenden Prototypen-Tests mit Veranstaltungsformaten und Gestaltungsideen zeigten, dass sich Eltern und Kinder eine Kinderbibliothek mit einladender Wohlfühlatmosphäre, Inspirationen und Bewegungsfreiraum wünschen. »Die neue Kinderbibliothek knüpft damit an die besondere Tradition der Stadtbibliothek Gütersloh aus den 1980er-Jahren an, als der Unternehmer und Stifter Reinhard Mohn den Bibliotheksaufbau vorangetrieben hat. Im Mittelpunkt standen damals nicht nur die moderne Architektur, sondern auch eine Bibliothek, die sich an den sozialen Bedürfnissen und individuellen Wünschen der Menschen orientiert«, sagt das gewählte Stadtoberhaupt. Es bedanke sich im Namen der Stadt für die Spende der Bertelsmann SE aus Anlass des 75. Geburtstages von Liz Mohn im Jahr 2016, die zusammen mit angesparten finanziellen Rücklagen der Stadtbibliothek die Umsetzung des neuen Raumkonzepts nach einer gut viermonatigen Umbauphase ermöglichte.
Zwischen Büchern und Bäumen
Der Gang durch die Kinderbibliothek ist wie eine Entdeckungstour durch einen Märchenwald: Die Bücherregale in kreativen Formen und Farben sind entlang der Wände aufgestellt. Mit Holzfüßen und Anbauten in die Höhe wirken sie wie ein geheimnisvoller Märchenwald. Mit einigem Abstand zur Wand bieten sie Kindern Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten. Der grüne Filz hinter den Regalen hat nicht nur eine akustische Wirkung, sondern ist auch angenehm weich zum Sitzen.
Je tiefer man ins Innere der neuen Kinderbibliothek vordringt, desto mehr gibt es zu entdecken: bunte Kokons in verschiedenen Formen zum Kuscheln, Vogelnester aus Weidengeflecht und ein Veranstaltungsbereich mit Amphitheater. Außerdem gibt es einen in den Boden eingelassenen Lounge-Pool, natürlich ohne Wasser, dafür mit bequemen Kissen und viel Polsterung. Diese Wohlfühlumgebung lädt zum Lesen und Träumen ein. Schließlich sorgen verspielte Farben und ein Farbverlauf für Tiefe und Weite. Das neu gestaltete Amphitheater bietet Raum für Lesungen, Kindertheater und Mitmach-Veranstaltungen. Auf der Galerie entsteht ein Gefühl, hoch oben in den Bäumen zu sein. Außerdem gibt es einen Sitz- und Arbeitsbereich für Schülerinnen und Schüler.
Appetit auf mehr
»Heute ist es endlich so weit«, freut sich der Leiter der Kinder- und Elternbibliothek, Michele Wegner. »Wir heißen Klein und Groß ab 16 Uhr herzlich in der neuen Kinderbibliothek willkommen. Corona bedingt müssen alle, die sich auf Erkundungstour begeben und im schulpflichtigen Alter sind, im ganzen Haus eine Maske tragen«, so Wegner, der gemeinsam mit seinem Team besonders gespannt auf die Reaktionen der kleinen Besucherinnen und Besucher ist.
Alles in allem ist die neue Kinderbibliothek nicht nur bereit für den nächsten Lebenszyklus, sondern fungiert auch als Aushängeschild, das Appetit auf mehr macht. »Im Rahmen dieses tollen Projektes haben wir das wahre Potenzial unserer Bibliothek als ›Ort von und für Menschen‹ erkannt«, freut sich Niermann. »Mit der Kinderbibliothek setzen wir ein Zeichen des Zeitenwechsels und sorgen für die Wiederbelebung der besonderen Bedeutung der Stadtbibliothek als unverzichtbarer Ort der Stadtgesellschaft in Gütersloh.«
Zahlen und Fakten
Über »aatvos«
Seit mehr als 30 Jahren widmet sich Aat Vos (»aatvos«) als Architekt und Creative Guide der Wiederentdeckung des öffentlichen Raumes. Durch die kreative Gestaltung »Dritter Orte« leistet »aatvos« einen Beitrag zur realen Veränderung des sozialen Miteinanders. Der »aatvos«-Ansatz mobilisiert die lokale Community und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Damit erschafft aatvos im Rahmen der Projekte inklusive Orte, an denen sich Menschen wohl fühlen.