Rubrik Kultur auf dem Dreiecksplatz
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Vorstand Björn Neßler. Foto: Diakonie Gütersloh, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Mit Kritik reagiert die Diakonie Gütersloh auf den gestrigen Beschluss der Bund-Länder-Konferenz, Bürgertests ab Mitte Oktober nur noch kostenpflichtig anzubieten. »Dies wird uns im Herbst auf die Füße fallen«, ist Vorstand Björn Neßler überzeugt. Wichtiger sei es, noch besser über die Impfungen und ihre Vorteile zu informieren. Gleichzeitig gelte es, auch diejenigen zu schützen, die sich noch nicht impfen lassen können – etwa Kinder, Schwangere oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Allergien. Für diese sollen die Bürgertests zwar kostenlos bleiben. Aber: »Je mehr Menschen sich insgesamt testen lassen, desto größer der Schutz für alle.«
Aktuell – Stand 10. August 2021 – haben 62,5 Prozent der Gesamtbevölkerung eine Erstimpfung erhalten, davon sind 55,1 Prozent vollständig geimpft. Bei den über 60-Jährigen liegt die Quote der vollständig Geimpften laut Robert-Koch-Institut bei 81,2 Prozent – wohingegen sie bei Menschen jüngerer Altersgruppen deutlich geringer ausfällt. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssen mindestens 85 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sein. Noch ist die Quote also viel zu gering, um die Pandemie zu beherrschen.
»Vor dem Hintergrund steigender Zahlen und der Delta-Variante sehen wir die kostenpflichtigen Bürgertests aus zwei Gründen äußerst kritisch«, so Björn Neßler. »Erstens: Menschen mit geringerem Einkommen werden wieder einmal benachteiligt und ihre Teilhabe wird erschwert. Wer sich regelmäßige Tests nicht leisten kann, wird ausgeschlossen. Und zweitens: Machen wir uns nichts vor. Wenn die Bürgertestungen kostenpflichtig werden, wird die Zahl der gemachten Tests so oder so deutlich zurückgehen, ganz unabhängig vom Einkommen.« Wichtig sei es jedoch, weiterhin viel zu testen, um Infektionen früh zu erkennen und eine Verbreitung des Virus bestmöglich zu verlangsamen. Dies sei man vor allem auch den Kindern und Jugendlichen schuldig. Während die unter Zwölfjährigen noch gar nicht geimpft werden können, ist die Impfung bei den Zwölf- bis 17-Jährigen zumindest noch umstritten. Eine STIKO-Empfehlung fehlt. »Kinder hatten es in der Pandemie besonders schwer, und sie mussten zum Schutz der Älteren hart zurückstecken«, sagt Neßler. »Wir sehen es daher als Akt der Solidarität, wenn sich jetzt auch die Erwachsenen weiterhin oft testen und im besten Fall natürlich impfen lassen, um so auch die Sicherheit für Kinder und Jugendliche zu erhöhen. Es kann nicht sein, dass sich Erwachsene, für die die Impfung nachgewiesenermaßen unbedenklich ist, aus der Verantwortung stehlen.«
Gleichzeitig müsse noch viel mehr und besser über das Thema Impfungen informiert werden, um auch die Zögerlichen abzuholen. »Nicht jeder Nicht-Geimpfte ist ein Querdenker oder kann sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen. Manche sind sich einfach unsicher und ihnen fehlen die Infos, die sie von den Vorteilen einer Impfung überzeugen würden. Aktionen wie die Impfbusse, die zum Beispiel vor Fast-Food-Restaurants oder in der Innenstadt impfen, sind eine wichtige und richtige Maßnahme. Aber beim Schritt davor gibt es noch Ausbaupotenzial.« Noch mehr mehrsprachige und niedrigschwelligere Informationen, direkte Ansprachen vor Ort, Informationskampagnen auch über die Arbeitgeber: All dies sei nötig und möglich. Neßler: »Eine Impfung aus Überzeugung ist allemal besser als die Impflicht durch die Hintertür«.