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Unsere Erde – angesichts der vielen Naturkatastrophen schutzbedürftiger denn je. Rietbergs Klimaschutzmanagerin Svenja Schröder wünscht sich mehr konkrete und schnellerer Entscheidungen auf Bundesebene. Foto: Stadt Rietberg, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

​Katastrophen lösen Ohnmachtsgefühle aus

Svenja Schröder ist seit 2018 Klimaschutzmanagerin bei der Stadt Rietberg. Ein Gespräch über Ohnmachtsgefühle angesichts von Naturkatastrophen, die größten Stellschrauben im Kampf gegen den Klimawandel und die Überforderung des Einzelnen.  

Hitzeperioden, Waldbrände und ein fürchterliches Hochwasser bei uns in Deutschland. Viele Menschen fühlen sich angesichts dieser Katastrophen zunehmend hilflos und verzweifeln. Weil sie das Gefühl haben, der Klimawandel lässt sich ohnehin nicht aufhalten. Können Sie das nachvollziehen?

Ja, sehr gut sogar. Viele Menschen sind in ihrem Alltag schon sehr engagiert für den Umwelt- und Klimaschutz. Sie kaufen regionale Lebensmittel, verzichten auf das Auto, konsumieren weniger. Sie haben verinnerlicht, dass unsere Ressourcen endlich sind. Doch dann werden von jetzt auf gleich ganze Existenzen bei der Hochwasserkatastrophe vernichtet, Menschen sterben und wir (ich schließe mich da nicht aus) fühlen uns ohnmächtig. Diese Situation zeigt: Das Problem ist zu groß, als dass es von Einzelnen und ihrem Verhalten gelöst werden könnte. Viele Menschen fühlen sich überfordert.

Das heißt also, es ist egal, ob ich als Privatmensch darauf achte, mich klimafreundlich zu verhalten?

Nein, auf keinen Fall. Das ist immer gut und sollte (in meiner Idealvorstellung) selbstverständlich sein. Aber: Das ganz große Rad drehen wir damit leider nicht. Ich finde es deshalb nur verständlich, dass Frust aufkommt. Nach dem Motto: Ich bemühe mich schon so sehr, aber trotzdem reicht es nicht. Das Problem ist, dass die größten Stellschrauben im Kampf gegen den Klimawandel woanders liegen. Auf Bundesebene müssen die Gesetze, die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass wir weiterkommen. 

Was sind denn die großen Stellschrauben?

Das ist hinlänglich bekannt. Erstens der Ausstieg aus fossilen Energien. So schnell wie möglich. Zweitens die Verkehrswende – weniger PKW, mehr Fahrräder, mehr ÖPNV, alternative Antriebe. Drittens die Kreislaufwirtschaft – wir ertrinken im Müll und verschwenden Ressourcen und Energien. Das sind drei wesentliche Bereiche, die per Gesetz geregelt werden müssen. Meine Erfahrung ist: Viele Menschen sehnen sich geradezu danach, dass ihnen komplexe Entscheidungen abgenommen werden, es weniger Bürokratie gibt und dass die Rahmenbedingungen besser werden. 

Frustriert es Sie als Klimaschutzmanagerin manchmal, dass Prozesse so lange dauern?

Ja, das ist so. Ich würde mir wünschen, dass Initiativen und Ideen schneller umgesetzt werden. Aber als Stadt Rietberg können wir als ein Akteur im föderalen System ja keine Gesetze beschließen. Trotzdem tut es gut zu sehen, dass wir in den vergangenen Jahren schon viel bewegt haben. Und wir werden weiterhin viel bewegen – im Rahmen unserer Möglichkeiten. 

Können Sie ein aktuelles Projekt nennen?

Wir haben in der Verwaltungspraxis Mitte des Jahres eine so genannte »Klimarelevanz-Prüfung« eingeführt. Hinter diesem sperrigen Wort versteckt sich die Pflicht, dass in jeder Beschlussvorlage die Folgen für Klima und Umwelt anzugeben sind. Wir machen damit sichtbar, was eine Entscheidung auf politischer Ebene für das Klima bedeutet. 

Also bohren Sie mit Ihrer Arbeit nicht nur dicke Bretter, sondern haben auch Erfolgserlebnisse?

Meinen Beruf gibt es nicht ohne dicke Bretter. Die sind mir vertraut. Davon abgesehen ist es toll zu sehen, wie viele Menschen sich hier in Rietberg für den Klimaschutz engagieren. Ob privat, in der Politik, im Verein oder auch meine Kolleginnen und Kollegen bei der Stadtverwaltung und unser Verwaltungsvorstand mit Bürgermeister Andreas Sunder und unserem Beigeordneten. Statt dicker Bretter gibt es eben auch viele offene Türen. Das motiviert und macht Spaß. 

Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp, was jeder einzelne eben doch im Rahmen seiner Möglichkeiten tun kann?

Ich finde es wichtig, dass sich jeder in seinem Umfeld mit dem Thema auseinandersetzt und sich engagiert. Ob nun politisch oder zivilgesellschaftlich, da gibt es viele Möglichkeiten. Wichtig ist, dass das Engagement zum persönlichen Interesse passt, der eine kennt sich mit Ernährung aus, ein anderer mit dem Energiesparen oder mit Müllvermeidung. Wenn ich für das stehe, was ich tue, kann ich auch andere begeistern. Und profitieren tun am Ende alle, inklusive Klima und Umwelt.

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