Die Stadt Rietberg baut aktuell ein Nahwärmenetz auf einer Länge von 1,6 Kilometern, hier Tiefbauarbeiten am Berglageweg. Foto: Stadt Rietberg, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Nahwärmenetz versorgt mehrere Gebäude in Rietberg
Es ist aufwendig zu bauen, aber effektiv, sobald es fertiggestellt ist: Das Nahwärmenetz mit Heizzentrale, das die Stadt Rietberg aktuell errichtet. Über die Anlage werden künftig mehrere Gebäude und auch das Freibad mit Wärme versorgt.
Das neue Nahwärmenetz und die Heizzentrale am Torfweg sind Bestandteile des Förderprojekts »Klimaneutrale Stadtverwaltung Rietberg 2022 – mit Motivation und Innovation zum Ziel«. Das Förderprojekt umfasst fünf Maßnahmenpakete. Die Heizzentrale und das Nahwärmenetz bilden die ersten beiden Pakete, weitere sind die Übergabestationen in den Gebäuden, die an das Nahwärmenetz angeschlossen werden, das Steuerungs- und Monitoringsystem sowie das Thema E-Mobilität. Das Gesamtprojekt wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014 bis 2020 »Investition in Wachstum und Beschäftigung«.
Mit dem Gesamtprojekt möchte die Stadt Rietberg einen großen Schritt in Richtung klimaneutrale Verwaltung gehen. Eine zu 100 Prozent klimaneutrale Verwaltung würde durch ihre direkten Tätigkeiten keinerlei Kohlendioxyd-Emissionen mehr ausstoßen. Das hieße zum Beispiel, keine fossilen Energieträger mehr zu verwenden, weder für den Wärmebedarf noch für die Mobilität. Der Stadt Rietberg gelingt es mit der Heizzentrale, dem Nahwärmenetz und den weiteren Maßnahmen laut Kalkulation 78 Prozent der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2010 einzusparen. Wie viel Einsparung tatsächlich realisiert werden kann, wird nach Fertigstellung der Maßnahmen noch einmal überprüft.
Heizzentrale soll im Oktober startklar sein
In der neuen Heizzentrale am Torfweg werden ein Holzhackschnitzel (HHS)-Kessel mit 850 Kilowatt und ein Gasspitzenlastkessel mit einer Leistung von 1.490 Kilowatt aufgestellt. Die Holzhackschnitzel werden auf eine Lagerfläche von etwa acht mal acht Metern angeliefert. Mit einem Schubboden wird das Material dann zu einem Kratzkettenförderer geschoben. Über diesen Förderer wird das Brennmaterial zum Kessel gebracht.
Als Wärmespeicher dient in der Heizzentrale ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 50 Kubikmeter. In einem separaten Raum ist die umfangreiche EMSR-Technik (EMSR steht für Elektrisch Messen, Steuern, Regeln) untergebracht.
Die Bauzeit für das Gebäude ist bis Oktober 2021 angesetzt, ab dann wird die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) eingebaut und in Betrieb genommen. Die Baukosten für die Heizzentrale mit der TGA betragen 2,57 Millionen Euro.
Nahwärmenetz erstreckt sich über 1,6 Kilometer
Das neue Nahwärmenetz wird etwa 1,6 Kilometer lang sein und beginnt an der neuen Heizzentrale. Es führt um den Sportplatz herum bis zur jetzigen Heizzentrale am Schulzentrum. Von dort verlaufen die Leitungen weiter über den nördlichen Schulhof und durch das Gebäude der Gesamtschule bis zum westlichen Schulhof.
Hier teilen sich die Leitungen mit einem Stich nach Süden über den ZOB, unter dem Torfweg hindurch bis zum Schwimmbad. Der andere Stich führt unter der Ems am Progymnasium vorbei durch die Klosterstraße bis zum Verwaltungsgebäude Rügenstraße 1.
Angeschlossen werden folgende Gebäude: Das gesamte Schulzentrum mit Gesamtschule und Gymnasium, auch der Neubau, die »Cultura«, das Freibad mit Kesselhaus und Umkleidegebäude,d as Progymnasium und Emsturnhalle, fünf Verwaltungsgebäude: Rügenstraße 1, Bolzenmarkt 2 und 4–6, Rathaus .
Im Nahwärmenetz wird erwärmtes Wasser in einem primären Netz bis zu den Gebäuden geführt. Dort wird in einer Wärmeübergabestation die Wärme an den sekundären Kreislauf in den Gebäuden übergeben und in den einzelnen Räumen verteilt. Im Rücklauf des Nahwärmenetzes wird das kältere Wasser wieder zur Heizzentrale geführt.
Die Baukosten für das Netz betragen 1,35 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für März 2022 geplant. Die Baukosten des Förderantrages werden mit 80 Prozent (3,013 Millionen Euro) gefördert. Dieser Förderbetrag ist gedeckelt, eventuelle Mehrkosten muss die Stadt selbst übernehmen.
Die Heizzentrale wird künftig über ein großes Sichtfenster verfügen, sodass Interessierte die Technik betrachten können. Auch Erklärungen zur Funktionsweise werden zur Verfügung gestellt. Die Heizzentrale soll damit auch einen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über fossilfreie Möglichkeiten der Wärmeerzeugung leisten.
Freibad geht 2022 zuerst ans Netz
Nach Fertigstellung des Netzes und der Heizzentrale werden ab April 2022 die Gebäude sukzessive an das Netz angeschlossen. Als erstes wird das Freibad mit Kesselhaus und Umkleidetrakt ans Netz gehen, um die Badesaison 2022 mit der neuen Wärme zu bestreiten. In den Sommerferien wird dann die alte Heizzentrale über die Übergabestationen der einzelnen Heizkreise des Schulzentrums umgebaut, sodass ab Herbst 2022 alle Gebäude planmäßig mit der neuen Wärme versorgt werden.
Die Biomasse zur Wärmeerzeugung (Holzhackschnitzel) sollen regional bezogen werden. Holzschnittgut ist deswegen „klimaneutral“, weil Holz zu einen sowieso Teil des aktuellen Kohlendioxyd-Kreislaufs ist und daher kein zusätzliches Kohlendioxyd freigesetzt wird. Zum anderen stammt es aus Resten der Landschaftspflege bzw. Fortwirtschaft, es wird also kein Baum extra dafür abgeholzt. Die Stadtverwaltung prüft aktuell, ob für die Gewinnung der Holzhackschnitzel auch die in der Kommune selber vorhandenen Grünstrukturen bzw. deren Schnittgut genutzt werden können.