»Geht’s gut?« fragten sich Referenten und Teilnehmer beim Symposium im Rahmen des 17. IFK-Wissenschaftstages, der am 25. Juni 2021 im Historischen Kesselsaal des Unfallkrankenhauses Berlin stattfand. Ute Repschläger, IFK-Vorstandsvorsitzende, begrüßte die Teilnehmer und drückte ihre Freunde darüber aus, dass der Wissenschaftstag in diesem Jahr zumindest für Preisträger und Referenten wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden konnte. Neben den Referenten des Symposiums begrüßte sie besonders die Nominierten für den IFK-Wissenschaftspreis: »Sie gehören heute zu den Hauptpersonen«, so Repschläger.
Füße bestehen aus einer Vielzahl an Knochen und Gelenken und sind als Basis für physiologische Haltungs- und Bewegungsmuster von großer Bedeutung. Durch die hohe Belastung, der sie täglich ausgesetzt sind, sind Verletzungen jedoch keine Seltenheit. Vor allem an der Verbindung zum Unterschenkel, dem Sprunggelenk sind (Sport-)Verletzungen im Freizeit- und Profisport keine Seltenheit. Physiotherapeuten haben hierfür eine Vielzahl von aktiven und passiven Behandlungsmethoden im Repertoire, um die vorherige Belastungsfähigkeit wiederherzustellen. Hierbei ist eine Zusammenarbeit von Ärzten und Therapeuten essentiell, um ein bestmögliches Behandlungsergebnis zu erreichen.
Im ersten Vortrag des Tages ging PD Dr. med. Serafeim Tsitsilonis (Charité Berlin) auf die Vorteile von minimalinvasiven Behandlungen bei Achillessehnenrupturen ein. Er stellte die Anatomie und die Funktion der Achillessehne vor und erklärte, wie es zu einer Ruptur kommen kann. »Wir sehen über die letzten Jahrzehnte, dass die Zahl der Achillessehnenrupturen deutlich angestiegen ist«, meint Tsitsilonis. Blicke man auf die Therapieoptionen, so zeigen Studien, dass die Re-Ruptur-Rate bei einer minimalinvasiven Behandlung deutlich niedriger sei als bei einer konservativen Therapie oder einer offenen Naht. Wichtig sei aber natürlich auch die frühfunktionelle Nachbehandlung, die bei allen Therapieoptionen begleitend eingesetzt werden sollte.
Die »Außenbandruptur und chronische Instabilität im Sprunggelenk« war das Thema des Vortrags von Dr. med. Karsten Lesemann (Unfallkrankenhaus Berlin). Er berichtet aus seiner Erfahrung in der Krankenhausarbeit, dass Sprunggelenkverletzungen bis zu 5 Prozent aller Notaufnahmebesuche und etwa 40 Prozent aller Sportverletzungen ausmachen. Gleichwohl zeigen Untersuchungen, dass über 50 Prozent aller Patienten kein medizinisches Fachpersonal aufsuchen. Daher werden Sprunggelenksdistorsionen häufig verschleppt. »Für den Erfolg der Therapie nimmt Physiotherapie daher einen wesentlichen Stellenwert ein«, so Lesemann.
Warum Fuß und Faszien sowohl für die Physiotherapie als auch den medizinischen Alltag relevant sind, erläuterte Prof. Dr. med. Henryk Lexy (Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und IB Hochschule Berlin). »Der Fuß ist für Stabilität und Mobilität gebaut – das ist eine besondere Herausforderung«, meinte Lexy. »Damit wir die Aufgaben des Fußes bewältigen können, benötigen wir eine dynamische Struktur.« Wie die Faszien dies unterstützen, hänge auch mit ihrem Aufbau zusammen, so Lexy. Die fasziale Spannkraft ändere sich je nach Bewegung und das Gewebe zeige so unterschiedliche Verhaltensmuster. Je mehr Spannung in der Faszie aufgebaut wird, desto weniger Kraft müsse der Muskel aufbringen.
Eine breitere Perspektive auf das Thema »Geht’s gut?« nahm der Vortrag von Prof. Dr. Jochen Klenk (IB Hochschule Berlin) ein. Der diplomierte Medizintechniker stellte vor, welchen Einfluss die (mangelnde) Aktivität auf die Gesundheit älterer Menschen hat und inwieweit digitale Technologien hierauf Einfluss nehmen können. Digitale Technologien, mit denen zahlreiche Biomarker gemessen werden, sind in der Medizin heute bereits verfügbar. Mit den richtigen Technologien können dabei nicht nur Einmalmessungen vorgenommen, sondern kontinuierlich Daten erhoben werden. So könne man beispielsweise Aktivitätenprofile während Rehamaßnahmen und der anschließenden Zeit zuhause vergleichend auswerten und diese in die (Nach-)Behandlungen einfließen lassen. In einem aktuellen Projekt werde mithilfe smarter Sensoren versucht, komplexe Bewegungsmuster (zum Beispiel pathologische Muster wie Stürze) zu identifizieren, so Klenk. Problem sei aktuell jedoch noch, geeignete Daten in ausreichender Menge zu generieren. Hier behelfe man sich mit realistischen Alltagssimulationen.
Die Aufzeichnung des IFK-Tags der Wissenschaft mit dem Symposium »Geht’s gut?« ist im Anschluss auf der IFK-Facebookseite abrufbar.