Nachhaltig restauriert: Fenster am Ramsdorfer »Jungfernhaus« sind Denkmal des Monats
Velen (lwl). Die Fenster des »Jungfernhauses« in Velen-Ramsdorf (Kreis Borken) sind Denkmal des Monats August. Damit würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die gelungene Restaurierung der historischen Fenster.
»Hier war viel Fachverstand im Spiel«, sagt LWL-Denkmalpflegerin Birgit Breloh zum Ergebnis der Arbeiten, die sie angestoßen und beratend begleitet hat. »Das ist wichtig, weil die Fenster den Denkmalwert des Gebäudes wesentlich mitprägen. Sie bezeugen seine Umnutzung zum sogenannten ›Jungfernhaus‹«.
Errichtet zwischen 1825 und 1883 am Walburgisplatz, diente das Fachwerkhaus lange als landwirtschaftliches Nebengebäude, Waschküche und Viehstall für die Pastoren. 1930 wurde das Fachwerkgebäude dann zu einem kirchlich-kulturellen Vereinsheim, dem »Jungfernhaus«, umgenutzt. Die unverheirateten Frauen des Ortes trafen sich hier regelmäßig, unter anderem zu Näh- und Handarbeitskursen für Mädchen. »Die neue Nutzung verlangte nach einer guten Belichtung, die durch die vier großen Blendrahmenfenster hergestellt wurde«, so Breloh. »Sie sind typisch für die 1920-er und 30er Jahre und bis heute fast unverändert erhalten geblieben.«
»Im Jahr 2019 war der Anstrich der Fenster in einem desolaten Zustand, zudem waren sie nicht mehr dicht«, erinnert sich die Denkmalpflegerin. Ihre Beratung gab den Ausschlag für die Restaurierung, die der LWL auch finanziell unterstützte. Mit der Ausführung beauftragte die Stadt Velen als Eigentümerin einen Fachbetrieb für Denkmalpflege aus Bochum.
»Neben Schäden an Fensterlack und Kitt stellten die Restauratoren fest, dass einige Flügel und Beschläge verzogen waren und klemmten«, so Breloh, »Eckwinkel waren verrostet, Flügelteile von Nagekäfern und Pilzen befallen.« Auch das Fachwerk selbst war in Gefahr: »An den Zinkfensterbänken drang Wasser unkontrolliert in die Konstruktion ein«, berichtet die Denkmalpflegerin.
Umso glücklicher ist sie darüber, dass bei der Restaurierung fast alle Bestandteile der historischen Fenster erhalten werden konnten. Dies gelang, indem die Handwerker passgenaue Reparaturstücke einsetzten und historische Materialien verwendeten.
Nach Wiedereinbau der restaurierten Fenster in das Ramsdorfer »Jungfernhaus« zieht die Denkmalpflegerin ein positives Fazit: »Weil die Stadt die Fenster schonend ertüchtigen und restaurieren ließ, wurde nicht nur ihre Erscheinung, sondern auch ihre Konstruktion, Funktion und Haltbarkeit nachhaltig verbessert.«
Hintergrund
Die sogenannten Blockrahmenfenster sind aus Lärche gefertigt und zeigen eine Konstruktions- und Beschlagtechnik der 1920er-Jahre. In fast der Hälfte der Sprossenfelder ist noch historisches Ziehglas vorhanden.
Die Restauratoren haben die Fenster an der Außenseite mit dem Einsatz von Infrarotgeräten komplett vom Lack befreit. Die Schadbereiche an den Rahmenteilen haben sie ausgefräst und mit gesundem Lärchenholz ausgeleimt, die Beschläge gerichtet, gängig gemacht und neu gestrichen. Wie schon beim Bau der Fenster um 1930, haben die Experten das Fensterglas mit Leinölkitt eingesetzt und die Außenseite der Fenster mehrfach mit Leinöl und Leinölfarbe gestrichen. Das Leinöl dringt tief in die Substanz ein und wirkt konservierend. So kann es das Holz dauerhaft schützen.
Die Fenster erhielten Zugluftdichtungen und Vorsatzscheiben, damit sie auch bei Schlagregen dicht sind und einen besseren Wärmeschutz bieten. Neue Blechfensterbänke sorgen dafür, dass das Wasser nicht mehr in die Konstruktion eindringen und dadurch Schäden verursachen kann.