Etwa drei von vier pflegebedürftigen Menschen in Westfalen-Lippe werden zuhause betreut. Im Shutdown begegnen viele von ihnen fast nur noch den Pflegenden vom ambulanten Dienst. Andere leben zwar mit ihren Angehörigen zusammen, doch diese müssen auch arbeiten und/oder brauchen ab und zu eine „Auszeit“. Gegen Einsamkeit und Langeweile auf der einen Seite und Überforderung auf der anderen Seite hilft der Besuch einer Tagespflege. Die Diakonie Gütersloh betreibt gleich drei solcher Einrichtungen. Der Standort Beckum mit 16 Plätzen ist zwar ausgebucht, aber in Gütersloh und Rheda sind noch Plätze frei. Dort stehen insgesamt 15 beziehungsweise 14 Plätze zur Verfügung.
Trotz der Pandemie kommen viele Tagesgäste regelmäßig in die Häuser der Diakonie Gütersloh. Manche einmal pro Woche; andere gleich an drei Tagen. Langjährige „Stammkunden“ gibt es auch, wie Teresa N. (Name geändert), die allein lebt und seit acht Jahren die Einrichtung in Rheda besucht. „Die Tagespflege ist wie eine Familie für mich“, sagt sie. Zuhause wartet niemand auf sie: Ihre Kinder wohnen nicht am Ort. Und Bekannte von früher sind gestorben oder selbst krank. „Hier ist das Essen gut“, lobt sie das „Haus am Fichtenbusch“ in Rheda, „und in Gemeinschaft schmeckt es einfach besser.“
Gymnastik ist möglich – Singen nicht
„Trotz der Einschränkungen durch die vielen Corona-Auflagen kann man bei uns viel Spaß haben“, sagt Agnieszka Gawlitza, Bereichsleitung Tagespflegen. „Wir basteln, malen, spielen, lesen, rätseln …“ Beim Bingo lassen sich Abstände besonders leicht einhalten, ebenso beim Gedächtnistraining – „Stadt-Land-Fluss“ ist sehr beliebt. Etwas aufwendiger gestaltet sich der Spielbetrieb beim „Mensch ärgere dich nicht“. Auch hier sitzen die Teilnehmenden in gebührender Entfernung voneinander. Jeder verwendet einen eigenen Würfel, der später desinfiziert wird. Das Spielfeld steht in der Mitte, und nur der Betreuer bewegt die Figuren für alle. Singen ist zurzeit tabu. Aber Gymnastik am Tisch, das geht. Auch auf den Obstteller muss nicht verzichtet werden. In der Pandemie bekommt eben jeder einen eigenen Teller.
Sicherheit wird großgeschrieben
Sicherheit wird generell großgeschrieben. „Wir halten die Abstands- und Hygieneregeln genau ein“, betont Gawlitza. Die Gäste werden einmal wöchentlich getestet, die Mitarbeitenden jeden zweiten Tag. Mehr als zehn Pflege- und Betreuungskräfte sind in Rheda und Gütersloh im Einsatz, darüber hinaus mehr als zehn in Beckum. Von ihnen sind die meisten bereits geimpft worden. Außerdem tragen sie im Dienst durchweg FFP2-Masken.
Erster Shutdown hat Spuren hinterlassen
Dass der Betrieb derzeit trotz Corona weitergeht, darüber sind alle Beteiligten froh. Denn der erst Corona-Shutdown bedeutete einen tiefen Einschnitt: Vom 18. März bis zum 8. Juni 2020 mussten die Tagespflegen der Diakonie Gütersloh vollständig schließen, also fast drei Monate lang. „Das war schlimm für mich“, erinnert sich Besucherin Teresa N. „Die Unterhaltung hat mir sehr gefehlt. Ohne Tagespflege kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen.“
„Jetzt kann ich gar nicht mehr ohne Tagespflege“
Manche Gäste konnten damals nicht zuhause bleiben. So wechselte Konrad Skeris aus Gütersloh in die Notbetreuung. „Meine Frau ist berufstätig“, sagt der 75-Jährige. „Das war auch der Grund, weshalb ich überhaupt zur Tagespflege kam. Am Anfang fühlte ich mich dazu gezwungen, aber jetzt kann ich gar nicht mehr ohne.“ Konrad Skeris liebt Gesellschaftsspiele und unterhält sich gern mit den Anderen. Am besten findet er, „dass wir hier nettes Personal haben.“
Ziel: eine gelungene Mischung in den Gruppen
„Wir sind montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr für unsere Gäste da“, erläutert Agnieszka Gawlitza das Konzept. Bei den Gästen handelt es sich um Menschen im Alter von 70 bis über 90 Jahre. Damit sich alle wohlfühlen, achtet die Leiterin derTagespflegen auf eine gelungene Mischung in den Gruppen, zum Beispiel auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen und auf gemeinsame Interessen. „Menschen mit Demenz sind ausdrücklich und herzlich willkommen“, betont sie. Pflege gehört ebenfalls zu den Aufgaben. Ergänzend kommen nach Bedarf auch Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten in die Einrichtungen.
Standorte sind gut mit dem ÖPNV erreichbar
Die Rhedaer Tagespflege im „Haus am Fichtenbusch“ liegt zentral und zugleich idyllisch am Waldrand. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sie gut zu erreichen. Das gilt auch für die Tagespflege in Gütersloh an der Kirchstraße. Von dort sind es nur wenige Schritte zum Fachwerkhaus-Ensemble an der Apostelkirche. Dienstags und donnerstags besuchen die Gäste gern den Wochenmarkt.
Mögliche Zuzahlung im Gespräch klären
Ob und wie viel Geld die Pflegekassen bei einem Besuch der Tagespflege zuzahlen, hängt vom Pflegegrad ab. Bezahlt wird nur für die Tage, an denen der Gast tatsächlich da war. Viele Fragen lassen sich in einem Beratungsgespräch oder an einem Schnuppertag klären.
Weitere Infos gibt es im Internet unter https://www.diakonie-guetersloh.de/leistungen/pflege/tagespflege
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