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Vertreter Christlicher Kirchen und Wohlfahrtsverbände im Kreis Gütersloh warnen

Seit Montag gilt die verschärfte Maskenpflicht in Deutschland: Wer einkaufen, in die Apotheke oder zum Arzt gehen möchte, benötigt ab sofort einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz oder eine FFP2-Maske. Doch was passiert, wenn man einfach zu arm für eine solche Maske ist? Deshalb fordern die Evangelische und Katholische Kirche, die Diakonie Gütersloh und die Caritas im Kreis Gütersloh gemeinsam von der Politik: »Unterstützt bedürftige und in Not geratene Menschen und lasst sie durch die Krise nicht noch ärmer werden!« Diakonie und Caritas lassen ihrer Forderung Taten folgen und geben ab der kommenden Woche kostenlose medizinische Masken an bedürftige Menschen aus.

Wohnungslose, einkommensschwache Haushalte, Sozialhilfe- und Hartz-IV-Empfänger, aber auch Familien hat die Pandemie besonders hart getroffen. Die neue Maskenpflicht bedeutet eine weitere Belastung für sie. »Es sind längst nicht nur diejenigen, die bereits am Rande der Gesellschaft stehen, von einer finanziellen Not betroffen«, sagt Björn Neßler, Vorstand des Diakonie Gütersloh und Geschäftsführer der Diakonieverband Brackwede GmbH. Denn durch Kurzarbeit und gestiegene Ausgaben für Lebenshaltung – jetzt auch für Masken – wissen immer mehr ganz »gewöhnliche« Familien nicht mehr, wie sie den Gürtel noch enger schnallen sollen. »Deswegen müssen Lösungen her, wie bedürftigen Menschen der wichtige Schutz kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann.«

Statt auf eine langwierige politische Lösung zu warten, wollen Diakonie Gütersloh und Caritas insgesamt 30.000 medizinische Masken über ihre Beratungsstellen an Bedürftige verteilen. So kann zumindest einem Teil der Betroffenen schnell und unbürokratisch geholfen werden. Denn der notwendige Schutz kommt den Einzelnen teuer zu stehen. Während Pflegedienste wie die Diakonie Gütersloh die besonders sicheren FFP2-Masken derzeit für 70 bis 90 Cent das Stück erwerben können, gehen sie im Laden auch schon einmal für 2,50 Euro das Stück über die Theke. Zum Vergleich: Im Regelsatz stehen einem Hartz-IV-Empfänger pro Monat 2,63 Euro für medizinische Produkte zu.

Auch Pfarrer Frank Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh, beobachtet deswegen diese neuen Regelungen mit Sorge: »Sozial benachteiligte Menschen wurden bei der Ausweitung der Corona-Schutzmaßnahmen vergessen.« Solidarisch und christlich sei es, auch weiterhin auf die Schwächsten zu schauen. »Und dazu zählen nicht nur unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, sondern auch sozial benachteiligte Menschen – und eben auch Familien und Bezieher von kleinen Renten«, so Schneider weiter.

Dechant Josef Dieste von der katholischen Kirche ergänzt: »Das politische Versäumnis, armen Menschen durch die Corona-Krise zu helfen, wird damit erneut offenbart.« Er sieht eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft – einer Gesellschaft, in der ein Teil immer weiter ins Abseits gerät.

Volker Brüggenjürgen, Vorstand Caritasverband für den Kreis Gütersloh, sieht die Empfänger von Hartz-IV und von Kurzarbeit betroffene Familien dadurch vor einer existenziellen Wahl. »Kaufe ich für meine Familie und mich medizinische Masken oder kann ich ihr ein frisches Mittagessen auf den Tisch stellen?«, bringt er das Dilemma auf den Punkt.

Die viel benannte Gefahr: Masken werden länger getragen als sie sollten – was das Risiko einer Virusübertragung erhöht. »Grundsätzlich ist gegen eine Pflicht zum medizinischen Mund-Nase-Schutz nichts einzuwenden«, sind sich daher alle vier Beteiligten einig. »Aber dann muss auch Jedem und Jeder die Chance gegeben werden, dieser Pflicht nachzukommen – ohne dass es zulasten von Sicherheit oder schlichtweg dem Essen auf dem Tisch geht.«

Weitere Informationen zur Maskenausgabe gibt es zeitnah auf den Webseiten der Diakonie Gütersloh und Caritas Gütersloh.

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