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Über Videotelefonie in Kontakt bleibenZoom Button

Roland Kuttig, Leitung der ambulant betreuten Wohngemeinschaft »Trinitatis« der Diakonie Gütersloh, und seine Kollegin Nicole Debski mit Anna Busche, die schon einmal die Technik ausprobiert. Foto: Diakonie Gütersloh, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Über Videotelefonie in Kontakt bleiben

Mit der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem neuartigen Coronavirus vom 22. März haben auch Pflegeeinrichtungen ihre Türen für Besucher geschlossen. Die Diakonie Gütersloh zeigt, wie sich moderne Medien nutzen lassen, um in dieser Zeit den Kontakt zu wahren. Seit Mitte März profitiert sie von Videotelefonie und bereits seit 2016 von Digitalisierungsmaßnahmen wie W-LAN, Mobilen Dokumentationsassistenten (MDA) oder digitaler Dokumentation in den Wohngemeinschaften.

Für Bewohnerinnen und Bewohner und Angehörige ist das Besuchsverbot eine einschneidende Maßnahme. Gleichzeitig trägt sie zum Schutz der hochbetagten Risikogruppe bei.

In den WGs stellt die Diakonie Gütersloh seit dem 17. März nach und nach Tablets mit Facetime und Skype zur Verfügung. Die Grundlage zu dieser technischen Lösung wurde vor Jahren gelegt: Alle elf WGs verfügten bereits über W-LAN und Notebooks. In 2019 wurden sie infolge der Umstellung auf die digitale Dokumentation zusätzlich auch mit Tablets ausgestattet.

Gleich zu Beginn der Corona-Krise Tablets bestellt

Gleich zu Beginn der Corona-Krise in der ersten März-Hälfte hat die Diakonie weitere Tablets bestellt. »Wir haben mit unserer IT-Abteilung abgeklärt, welche Möglichkeiten es auf die Schnelle gibt und welche Lösungen vor dem Hintergrund des Datenschutzes vertretbar sind«, erklärt Marion Birkenhake, Geschäftsbereichsleitung Ambulante Pflege und Pflege-Wohngemeinschaften. Die Wahl fiel auf Facetime und Skype. Beide können problemlos per Fernwartung auf den vorhandenen Geräten installiert werden.

Geräte auf eigene Rechnung angeschafft

Das ist keine Selbstverständlichkeit: Anders als in einem Pflegeheim ist man in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft, in der die Bewohner Mieter und die Pflegekräfte quasi zu Gast sind, nur dazu verpflichtet, die Infrastruktur – also das W-LAN – zu Verfügung zu stellen. »Das mag sein, dennoch sind wir hier im Sinne der Bewohner und der Angehörigen aktiv geworden und schaffen die Geräte auf eigene Rechnung an«, fügt Marion Birkenhake hinzu. Bei elf Wohngemeinschaften sind das nicht unerhebliche Kosten. Die Diakonie unterstützt damit Angehörige, die ihren Pflegebedürftigen kein Tablet oder Smartphone zur Verfügung stellen können.

Kontakt nach außen soll Freude bereiten

Seit dem 17. März in der WG »Am Dortenbach« in Rietberg und seit dem 31. März in der Wohngemeinschaft »Trinitatis« in Gütersloh gibt es die Möglichkeit zur Videotelefonie. »Und am Mittwoch haben wir sozusagen das erste Mal erfolgreich nach draußen videotelefoniert, kein Aprilscherz«, sagt Roland Kuttig, Leitung der Wohngemeinschaft, schmunzelnd. Laut Kuttig hat das sehr gut funktioniert. »Natürlich sind wir sensibel dafür, wie die demenziell veränderten Menschen auf diese Technik reagieren«, so Kuttig weiter. Denn schließlich soll dieser Kontakt nach außen Freude und keine Angst bereiten. Und gleichzeitig müssen die Bewohner das Videotelefonat auch als solches wahrnehmen können.

Mitarbeitende stemmen den Mehraufwand

Die Angehörigen werden aktuell informiert, das Tablet kann – nachdem es desinfiziert worden ist – vom nächsten Bewohner genutzt werden. Die Gespräche müssen begleitet stattfinden, da für viele der Hochaltrigen die Nutzung der Technik unbekannt oder aufgrund der demenziellen Veränderung alleine nicht möglich ist. Ein Mehraufwand, der von den Kräften vor Ort zusätzlich gestemmt wird. Und: »Man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass das oft keine reinen Privatgespräche sein werden, wenn jemand aus unserem Team dabei ist, um zu unterstützen«, erklärt Roland Kuttig weiter. »Für uns heißt das dann: aktiv weghören und Stillschweigen bewahren!«

Drei weitere WGs sind nun an der Reihe

»In den nächsten Tagen erhalten drei weitere WGs neue Tablets«, erläutert Artur Popp, der als Bereichsleitung die Doppelspitze mit Marion Birkenhake bildet. Auch in allen weiteren Wohngemeinschaften des Unternehmens soll die Videotelefonie schnellstmöglich ausgerollt werden. Ein Hindernis: die aktuellen Lieferengpässe. Popp: »Da geht es uns nicht anders als anderen Unternehmen.« Wann die restlichen Geräte ankommen, ist noch unklar »Wir hoffen, dass es in der nächsten Woche soweit sein wird«, erklärt Artur Popp. Danach sei das Einrichten der Tablets schnell getan.

Dünne Personaldecke

Die technischen Voraussetzungen wiegen indes nicht so schwer wie der damit verbundene Personalaufwand: Wenn die Personaldecke in diesen Zeiten dünner wird, dann müssen die kleineren Teams den Spagat zwischen der pflegerischen und hauswirtschaftlichen Versorgung einerseits sowie dem zusätzlichen Kommunikationsbedürfnis andererseits meistern.

Kreative Briefe, Videobotschaften und mehr

Währenddessen behelfen sich die Wohngemeinschaften auch anderweitig: Angehörige schicken Briefe, »Fresspakete« und Videobotschaften, die dann den Bewohnern vorgespielt werden. Die Teams nehmen im Gegenzug kleine Videos mit den Pflegebedürftigen auf, in denen diese Grüße übermitteln und – so weit es ihnen möglich ist – von ihrem Tag berichten. Es wird für die Familien außerhalb der WGs etwas gebastelt oder, ganz klassisch, werden wieder Briefe geschrieben. »Und natürlich telefonieren die Bewohnerinnen und Bewohner jetzt mehr«, sagt Marion Birkenhake. Die Mitarbeitenden in den WGs unterstützen dann bei der Handhabung. Oder es werden Sprachnachrichten über die WG-Leitung verschickt, wie an Frau Hansen aus der WG Friedrichsdorf, die auf diese Weise ihr jüngstes Urenkelkind zum ersten Mal »Anni Oma« sagen hört.

»Wir sind stolz auf unsere Teams«

Die aktuelle Krise ist für alle ein Kraftakt, deshalb danken die Bereichsleitungen im Namen der WG-Teams allen Angehörigen herzlich für die kreativen Lösungen, die Geduld und das Verständnis. Artur Popp: »Eine überwältigende Mehrheit der Angehörigen versteht, was die Kolleginnen und Kollegen vor Ort gerade jetzt leisten. Wir sind ergriffen von der Hilfsbereitschaft, den guten Wünschen und der Wertschätzung. Und natürlich sind wir stolz auf unsere Teams, denen das Lob ja eigentlich gebührt.«
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