Bärbel Merschbrock (rechts) und Oliver Diederich sind gemeinsam mit Monat August fast 80 Kilometer geschwommen. Foto: Dunja Delker, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Trotz Schlaganfall beim Stadtschwimmen
Lassen Sie doch mal beim Schwimmen Ihre linke Körperhälfte wie taub im Wasser treiben und versuchen Sie, nur mit dem rechten Arm und Bein vorwärts zu kommen! Dann haben Sie eine kleine Ahnung davon, wie mühsam dieser Wassersport für Oliver Diederich ist. Dennoch hat der 50-Jährige beim Gütersloher Stadtschwimmen 24,5 Kilometer für die Selbsthilfegruppe »Young Strokers« zurückgelegt.
Und damit ist er nicht der einzige. Ingesamt wurden auf dem Konto der jungen Schlaganfallbetroffenen 87.400 Meter verbucht. Einen Großteil hat Bärbel Merschbrock geleistet. Die 59-Jährige ist bei der August-Aktion 54.300 Meter geschwommen. Sie ist selbst Mitglied der Gruppe. Tochter Chantal (22) hatte vor oder unter der Geburt eine Hirnblutung, ist seitdem behindert und sitzt im Rollstuhl. »Ich bin für die Young Strokers gestartet, weil ich die Gruppe bekannter machen möchte«, sagt die Rietbergerin. Bärbel Merschbrock schwimmt seit ihrer Kindheit. »Schwimmen schont meine Gelenke und trainiert meine Muskeln«, sagt sie. Bis zu sechs Mal in der Woche ist sie im kühlen Nass anzutreffen. Mittlerweile macht Bärbel Merschbrock auch Triathlon, ist Pfingsten dieses Jahres beim Dalkeman in Gütersloh an den Start gegangen.
Besondere Freude bereitet es Bärbel Merschbrock, dass sie nach ihrer persönlich Stadtschwimm-Premiere im vergangenen Jahr Oliver Diederich überzeugen konnte, ebenfalls Kilometer zu sammeln. Nach jeder Einheit haben sie ihre geschwommenen Meter auf die Internetseite www.stadtschwimmen.de eingetragen. »Das motiviert und spornt an, auch mal etwas mehr zu schwimmen«, sagt Oliver Diederich.
Für den halbseitig gelähmten Gütersloher ist das Schwimmen der beste Sport: »Ich habe seit Jahren eine Saisonkarte, habe fünf Mal in der Woche morgens bis zu 1000 Meter zurückgelegt«, sagt er. Durch das Stadtschwimmen hat er sein tägliches Pensum sogar auf 1500 Meter hochgeschraubt. Und das ist mit Hilfe einer Körperhälfte nicht nur mühsam, sondern alles andere als selbstverständlich: Als Oliver Diederich nach einen Hirnschlag 2006 aus dem Krankenhaus zur Reha entlassen wurde, bezeichneten die Ärzte ihn als »Pflegefall, der bettlägerig bleiben oder höchstens im Rollstuhl enden wird«. Heute kommt Oliver Diederich, der verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes ist, auch gut allein zurecht. Er kann Auto fahren, geht aber häufig auch zu Fuß zum Gütersloher Nordbad.
Der gelernte Bäcker, der bis zu seinem Hirnschlag mit 38 Jahren als Maschinenführer bei Bertelsmann gearbeitet hat, meistert sein Schicksal vor allem mit Humor. Seine linke Körperhälfte sei im Wasser nunmal »Treibholz«, sagt er mit einem Augenzwinkern und bezeichnet sich selbst als »halben Hahn«. Bei den Young Strokers, die sich einmal im Monat zu Ausflügen, Aktionen oder Vorträgen treffen, fühlt er sich gut aufgehoben.
8600 Meter hat als Dritte im Team Dunja Delker zurück gelegt. Sie ist ebenfalls für die Young Strokers gestartet, aber erst Mitte August hinzugestoßen. »Ich habe eigentlich eine Dauerkarte fürs Verler Freibad«, sagt die 41-Jährige. »Aber ich habe mich von Bärbel und Oliver gerne anstecken lassen.« Die Mutter von zwei Kindern (acht und vier Jahre alt) hatte mit 38 Jahren einen Schlaganfall, von dem sie sich recht gut erholt hat. Heute arbeitet sie wieder als Redakteurin und unterstützt die Selbsthilfegruppe bei der Pressearbeit.
In der Teamwertung belegen die Young Strokers Platz 20 von 46 Gruppen. 438 Teilnehmer waren dabei.